Die Handballerin Jacqueline „Jackie“ Moreno, damals noch im BVB-Trikot, versucht zwischen zwei Gegnerinnen durchzubrechen.

Jacqueline „Jackie“ Moreno spielt mittlerweile nicht mehr für den BVB. In einem Interview erhebt sie nun schwere Vorwürfe gegen Ex-Trainer André Fuhr. © Ludewig

Nächste Ex-BVB-Spielerin erhebt Vorwürfe gegen Fuhr: „Alle sind diesem Mann zum Opfer gefallen“

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Nachdem bereits die Ex-BVB-Spielerin Clara Monti Danielsson konkrete Vorwürfe gegen Coach André Fuhr erhoben hat, äußert sich nun auch Jacqueline „Jackie“ Moreno. Ihr sei großes Leid widerfahren.

Dortmund

, 01.10.2022, 17:38 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mia Zschocke und Amelie Berger haben offenbar mit ihren fristlosen Kündigungen und Vorwürfen gegen den mittlerweile freigestellten BVB-Trainer André Fuhr einen Stein ins Rollen gebracht. Nachdem vor einigen Tagen bereits die Ex-BVB-Spielerin Clara Monti Danielsson konkrete Vorwürfe gegen ihren damaligen Trainer öffentlich gemacht hatte, meldete sich nun auch Jacqueline „Jackie“ Moreno zu Wort.

Der Schwedin sei so großes Leid widerfahren, dass sie zwischenzeitlich gar das Gefühl gehabt habe, sie würde „sterben, wenn sie einen Handball sieht“. Moreno habe zudem mit dem Gedanken gespielt, ihre junge Karriere früh zu beenden – wegen André Fuhr. Doch auch der BVB selbst muss sich Vorwürfe gefallen lassen.

Jacqueline Moreno spielte nur ein Jahr bei Borussia Dortmund

Jacqueline „Jackie“ Moreno ist aktuell vereinslos. „Ich bin mit mehreren Vereinen in Kontakt, wir verhandeln gerade und ich stehe kurz vor der Unterschrift“, erzählt sie in einem Interview mit Handbollskanalen. Dabei hatte sie eigentlich auf eine Karriere beim großen BVB gehofft, als sie im Jahr 2021 dort einen Vertrag unterzeichnet hatte.

„Ich habe den Club als ‚wow‘ empfunden und konnte dort meinen Kindheitstraum leben. Ich war so verdammt glücklich und aufgeregt, und ich weiß noch, wie ich meine Mutter anrief und sagte, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war“, sagt die 21-jährige Schwedin. Das habe sich allerdings schnell geändert.

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„Es wurde immer schlimmer und die schöne Umgebung, in die ich kam, wurde langsam, aber sicher völlig zerstört“, erzählt Moreno. Der Grund: Ihr damaliger Trainer beim BVB, André Fuhr, soll unter anderem großen psychischen Druck und Kontrolle ausgeübt haben. Im Laufe der Zeit sei Moreno sogar froh über einen Platz auf der Bank gewesen.

„Denn dann konnte er (Trainer André Fuhr, d. Red.) mich nicht anschreien“, sagt sie und erhebt noch weitere Vorwürfe – zu denen sich der mittlerweile freigestellte BVB-Trainer André Fuhr auf Nachfrage noch nicht geäußert hat.

Ex-BVB-Spielerin Jacqueline Moreno über Trainer André Fuhr: „Extremer Psychoterror“

„Im Großen und Ganzen“, sagt Moreno, „handelte es sich um extremen Psychoterror und ein zerstörerisches Umfeld, in dem man seinen Mund nicht öffnen durfte. Wenn man das tat, wurde man schlecht behandelt. Es war ein kontrollierendes Umfeld, wir wurden sogar in unserer Freizeit kontrolliert.“ Zu dieser Zeit habe die Linksaußen-Spielerin das Gefühl gehabt, „mich selbst zu verlieren“.

Moreno habe schließlich das Gespräch mit weiteren Verantwortlichen des BVB gesucht, diese hätten ihre Ängste und Sorgen aber nicht ernstgenommen, sagt sie. Daraufhin habe sie beschlossen, den Klub zu verlassen. Sechs Treffen habe es zwischen ihr, ihrem Berater und Borussia Dortmund gegeben, ehe eine Einigung erzielt werden konnte.

Der Vertrag wurde schließlich noch vor der aktuell laufenden Spielzeit aufgelöst. „Da habe ich dann das Licht am Ende des Tunnels gesehen“, sagt Moreno, die weitere, schwere Vorwürfe gegen BVB-Coach André Fuhr erhebt.

So soll der damalige BVB-Trainer „Leute und sogar mich sexuell belästigt“ haben, behauptet die Handballerin. Moreno führt dazu ein konkretes Beispiel auf. „Er hat einem Mädchen aus der Mannschaft geschrieben, dass ich den schönsten Hintern in der Mannschaft habe, und das ist nichts, was ein Trainer kommentieren sollte. Ich wusste, dass ich vor ihm stehen und Kniebeugen machen würde. Solche mentalen Dinge machten jede Konzentration auf den Handball zunichte“, erzählt Moreno und führt weiter aus: „Das Schlimmste ist, dass man anfängt, Dinge zu normalisieren, weil man jeden Tag damit zu tun hat. Es gab Tage, an denen ich nach Hause kam und dachte, es sei nicht so schlimm, aber dann waren total kranke Dinge passiert.“

Jacqueline Moreno hatte keine Lust mehr auf Handball bei Borussia Dortmund

All das habe ihr die Lust am Handball geraubt. „Langsam aber sicher, nachdem ich mich von all dem destruktiven Zeug distanziert hatte, wurde mir klar, dass mich eine schlechte Erfahrung in einem schlechten Klub so sehr beeinflusst hatte, dass ich die Idee aufgegeben hatte, meinen Kindheitstraum weiterzuleben. Wenn Sie mich vor zwei Monaten gefragt hätten, hätte ich gesagt, dass ich nie wieder einen Handball sehen will“, sagt Moreno.

Nun blicke sie aber nach vorne: „Ich vermisse dieses Leben schrecklich und bin nicht bereit, es wegzuwerfen.“ Bald schon möchte sie auf Linksaußen wieder durchstarten. Ohne Sorgen – denn nur „eine glückliche Handballspielerin ist eine gute Handballspielerin.“

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