BVB-Transfer wird in der zweiten Saison zum großen Rückhalt „Ich lebe meinen Traum“

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Es war ein Moment, der in der Helmut-Körnig-Halle fast greifbar schien. Die Fans jubelten, klatschten, schrien nach Abpfiff – doch im Zentrum all dessen war es das Lächeln von Torhüterin Sarah Wachter, das die Halle erhellte. Ein Grinsen, das Zuversicht ausstrahlte und zugleich verriet, dass sie wusste, wie sehr sie an diesem Sonntag den Unterschied gemacht hatte. Borussia Dortmund hatte das Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zur European League gegen den tschechischen Vertreter Banik Most mit 36:32 gewonnen, und es war vor allem der überragenden Leistung ihrer Torhüterin zu verdanken, dass der Vorsprung ins Rückspiel (Sonntag, 17 Uhr) nach Tschechien mitgenommen werden kann.

14 Paraden, eine Quote von 39 Prozent und ein präziser langer Ball, der zu einem schnellen Gegenstoß führte – es war die Art von Performance, die eine gute Torhüterin von einer herausragenden unterscheidet. Sarah Wachter war nicht einfach nur da, sie dominierte. Die 24-Jährige spielte sich in einen Rausch, antizipierte die Würfe der Most-Spielerinnen. „Ich fühle mich unglaublich wohl hier“, sagte sie nach dem Spiel. „Ich merke, wie meine Mädels und das Trainerteam mir vertrauen. Das setzt Energien frei.“ Energien, die sie in entscheidenden Momenten bündelt, wie beim Siebenmeter der Tschechinnen in der zweiten Halbzeit, den sie mit einer spektakulären Parade abwehrte.

BVB: Wachter gibt dem Team Sicherheit

Was Wachter als Torhüterin so besonders macht, ist nicht die reine Athletik oder ein blitzschneller Reflex. Es ist ihre Fähigkeit, das Spiel zu lesen. Sie beobachtet, analysiert und handelt in Sekundenbruchteilen, als hätte sie das Skript in der Hand. „Die spielen viel Sieben gegen Sechs, und das ist für eine Abwehr immer schwer“, erklärte sie nach dem Spiel zur unkonventionellen Offensive von Banik Most. Doch Wachter blieb ruhig, stabilisierte ihre Defensive und gab ihrer Mannschaft in hektischen Phasen Sicherheit.

Besonders beeindruckend ist ihr Umschaltspiel. Immer wieder setzt sie mit präzisen Pässen Tempogegenstöße in Gang – eine Fähigkeit, die sie zu einer Schlüsselfigur in Dortmunds erfolgreichem Saisonstart macht. Erster in der Bundesliga, Einzug ins DHB-Pokal-Final4 und nun nur noch ein Schritt bis zur Gruppenphase der European League. „Wenn wir weiterhin so spielen, kann in dieser Saison ganz viel möglich sein“, sagte sie voller Optimismus.

Es sind jedoch nicht nur die sportlichen Leistungen, die Wachter auszeichnen. Ihre Harmonie mit Torhüterkollegin Tess Lieder und Torwarttrainerin Clara Woltering ist außergewöhnlich. „Tess stärkt mir den Rücken, ich stärke ihr den Rücken. Wir haben Spaß im Training, geben zusammen Gas. Es macht einfach unglaublich viel Spaß“, erzählt Wachter. Diese Dynamik hat die Torhüterin auf ein neues Level gehoben. Während sie in ihrer ersten Saison in Dortmund noch solide spielte, gehört sie seit diesem Sommer zur absoluten Spitze.

Doch Erfolg hat seinen Preis. Seit über einem Jahr kennt Wachter kaum Pause. Nach der vergangenen Saison ging es direkt weiter zu den Olympischen Spielen nach Paris, danach folgte ein kurzer Urlaub, bevor die Vorbereitung für die Bundesliga begann. Jetzt steht die Europameisterschaft an, und auch mental ist diese Dauerbelastung eine Herausforderung. „Klar ist das manchmal nicht einfach. Aber ich lebe meinen Traum, und das halte ich mir immer vor Augen“, sagt sie. Ihre Leidenschaft ist spürbar, fast ansteckend.

BVB: „Wir spielen mit breiter Brust“

Am Sonntag geht es nach Most, wo der BVB den Vorsprung verteidigen will. Wachter bleibt optimistisch: „Wir spielen mit breiter Brust.“ Für den BVB und seine Fans gibt es kaum Zweifel, dass die Torhüterin erneut zum entscheidenden Faktor werden könnte. Ihr strahlendes Lächeln wird sie jedenfalls auch dort begleiten – genauso wie die Überzeugung, dass diese Saison eine ganz besondere werden könnte. Denn Sarah Wachter ist mehr als nur eine starke Torhüterin. Sie ist eines der Gesichter einer Mannschaft, die bereit ist, Großes zu erreichen.

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Campos zurück, Final4-Spielplan

  • Beim BVB kehrt die spanische Spielmacherin Carmen Campos zurück in Den Kader für das Rückspiel bei Banik Most. Sie fehlte im Hinspiel wegen einer alten Bänderverletzung.
  • Die HBF hat den Zeitplan für das Final4 des DHB-Pokals am 1. März bekanntgegeben. Um 16.30 Uhr kommt es zum ersten Halbfinale zwischen Blomberg und Bensheim/Auerbach, das Spitzenspiel zwischen dem BVB und der HB Ludwigsburg steigt am 1. März um 19 Uhr.
  • Fünf BVB-Spielerinnen für die EM in Österreich, Ungarn und der Schweiz nominiert. Sarah Wachter, Lisa Antl (beide Deutschland), Alieke van Maurik (Niederlande), Deborah Lassource (Frankreich) und Carmen Campos (Spanien) sind mit dabei.