Bei Zweirad Gewers bleiben die Türen samstags demnächst geschlossen: Ein Schritt, über den Geschäftsführer Dieter Gewers über zwei Jahre nachgedacht hat. Und den er jetzt, zum Jahreswechsel, ohne jeden Zweifel durchzieht. „Als ich das unseren Mitarbeitern gesagt habe, mussten die erstmal einen Moment lang begreifen, was das bedeutet. Dann haben sie das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen“, sagt er strahlend.
30 Mitarbeiter sind bei Gewers beschäftigt. Zwölf im Verkauf, der Rest in der Werkstatt. Es sei immer schwieriger geworden, die Samstage zu besetzen. Weil den Mitarbeitern das freie Wochenende immer wichtiger geworden sei. Ob nun für die Familie, das Hobby oder den Verein. „Ich sehe ja, das Eltern heute anders unterwegs sind als früher. Jedes Wochenende am Spielfeld“, erklärt Dieter Gewers, der als Vorsitzender des TuS Wüllen auch sieht, was beispielsweise am Rand der Fußballplätze passiert.

Aber ausgerechnet der Samstag? Für Dieter Gewers und seine Frau Christa ein ganz einfaches Zahlenspiel: „Wir liegen ja hier im Gewerbegebiet“, sagt er. Zwar sei der Samstag kein schlechter Tag gewesen, aber längst nicht die kompletten Öffnungszeiten seien da gut gelaufen. Mit genauen Zahlen hält er sich lieber zurück. „Aber der Samstag ist heute einfach ein Familientag“, sagt er.
In jedem Fall sei es für ihn effektiver, an fünf Tagen in der Woche mit dem kompletten Team Vollgas zu geben, als am Samstag einen halben Tag mit halber Belegschaft zu öffnen. „Das macht es insgesamt auch logistisch einfacher“, macht er deutlich.
Mehr Mitarbeiter gesucht
Nicht nur für das bestehende Team will er ein gutes Umfeld schaffen: Es gehe ihm auch um neue Mitarbeiter. „Zwei oder drei mehr könnten wir auf jeden Fall noch gebrauchen“, sagt Dieter Gewers. Doch Fachkräfte seien schwer zu bekommen. Und die brauche es ohne jeden Zweifel: Seit Fahrräder immer komplizierter werden, seit E-Bikes längst das Gros des Umsatzes ausmachen, seit kaum noch Ersatzteile einzeln verkauft werden. „Wir brauchen im Verkauf und der Werkstatt absolute Spezialisten“, betont er.
„Uns geht es nur gut, wenn es den Mitarbeiter gut geht“, betont er. Und da sei das verlässliche freie Wochenende eben ein Baustein. Von Kunden, denen das Team seit kurzem von den neuen Öffnungszeiten erzählt, gebe es bisher nur positive Resonanz: „Die haben vollen Verständnis“, sagt Dieter Gewers.
„Nehmen Einbußen hin“
Der Laden des Wülleners ist nicht das erste Fahrradgeschäft, das in die Bremse greift: Zweirad Müller ab der Coesfelder Straße beispielsweise hat montags geschlossen. Auch Klaus Ikemann bekräftigt die Entscheidung. Er ist nicht nur stellvertretender Vorsitzender von Gewerbeverein Wüllen und Ahaus e.V.. Auch dort sind Öffnungszeiten immer wieder Thema, wurde auch jetzt darüber gesprochen. Für den Geschäftsführer des Gartencenters Hilgert keine neue Frage: Seit etwas über einem Jahr hat er selbst schon Öffnungszeiten eingeschränkt und montags geschlossen.
Für ihn also eine nachvollziehbare Entscheidung. Und eine Diskussion, die an vielen Stellen im Einzelhandel geführt werde. Auch wenn für ihn am Samstag nicht zu rütteln sei. Dafür sei da der Umsatz noch zu hoch. „Dafür gehören wir noch zu sehr zum alltäglichen Wochenend-Einkauf“, sagt er. Seine Entscheidung, einen Tag pro Woche zu schließen, bereut er nicht.
Christa und Dieter Gewers wollen es darauf ankommen lassen. Natürlich wollen sie nach einem Jahr prüfen, wie sich die Zahlen entwickelt haben. Aber: „Eine Umsatzeinbuße nehmen wir hin“, sagt er. Langfristig sei der Schaden größer, der durch den Verlust eines Mitarbeiters entstehen würde.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. November 2024.