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Zu hohe Inzidenz: Modellkommune Ahaus darf nicht ab Montag lockern
Modellregion
Die Euphorie war groß, als die Stadt Ahaus in der vergangenen Woche als Modellkommune auserwählt wurde. Doch die Vorfreude auf die „vorsichtigen Öffnungen“ erhält jetzt einen herben Dämpfer.
Die Freude war riesig, als in der vergangenen Woche NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) bekanntgab, dass unter anderem die Stadt Ahaus zum „Modellprojekt“ gemacht werden soll. Ab Montag, 19. April, dürfe die Kommune vorsichtig lockern. Wenn auch unter strengen Regeln und wissenschaftlicher Begleitung. Einzelhändler, Gastronomen, Kino-Betreiber und natürlich auch viele Bürgerinnen und Bürger jubelten. Nun hat die Euphorie einen herben Dämpfer erhalten.
Anders als geplant dürfen die Corona-Auflagen in der Stadt Ahaus nicht ab Montag gelockert werden. Das bestätigte das NRW-Wirtschaftsministerium auf Anfrage der Redaktion. Grund dafür ist der zu hohe Inzidenzwert im Kreis Borken. Am Dienstag, 13. April, lag er bei 114,2. Damit ist es unmöglich, zum geplanten Start des Modellprojekts die Kriterien zu erfüllen. Denn diese besagen laut Informationen vom NRW-Wirtschaftsministerium: Eine Testphase darf nur beginnen, wenn der Inzidenzwert an sieben aufeinanderfolgenden Tagen unter 100 liegt.
Ortsscharfer Inzidenzwert liegt deutlich unter 100
Die Hoffnung vieler, dass die ortsscharfe Inzidenz von Ahaus – am Dienstag betrug sie 48,3 – bei der Berechnung zugrunde gelegt wird, muss Matthias Kietzmann enttäuschen. Der Pressesprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums erklärt: „Grundlage für Bund und Länder sind und waren immer die Inzidenzwerte, die uns vom jeweiligen Gesundheitsministerium übermittelt wurden. Für Ahaus ist hier der Kreis Borken ausschlaggebend.“
Die Reaktion der Ahauser Bürgermeisterin fiel relativ nüchtern aus. „Wir waren in den vergangenen Tagen schon vorsichtig mit unseren Äußerungen“, erklärte Karola Voß im Gespräch mit der Redaktion. Nicht nur weil sie ahnte, dass es mit dem Inzidenzwert knapp werden könnte. „Wenn wegen des hohen Infektionsgeschehens Maßnahmen wie Ausgangssperren diskutiert werden, ist es meiner Meinung nach nicht unbedingt die richtige Zeit, um ein Modellprojekt zu starten.“ Intern sei die Stadtverwaltung sich daher weitgehend einig gewesen, zunächst die Gespräche mit dem zuständigen Landesministerium abzuwarten.
Modellprojekt noch nicht vom Tisch
Komplett vom Tisch ist das Modellprojekt damit nicht. Matthias Kietzmann spricht der Stadt Ahaus ausdrücklich Mut zu: „Es gibt gute Gründe dafür, dass wir die Kommune ausgewählt haben. Die vorgestellten Projekte sind überzeugend. Nach aktuellem Stand ist ein späterer Startzeitpunkt aus unserer Sicht möglich“, so der Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums.
Auch Karola Voß sagte: „Wir hoffen natürlich noch, die Chance zu bekommen. Die Stadt Ahaus hat ein überzeugendes Konzept. Es ist ja nicht so, dass wir einfach öffnen möchten und dann sehen was passiert.“ Es gehe um einen örtlich beschränkten Bereich, in dem durch negative Schnelltests bestimmte Lockerungen möglich gemacht werden sollen. „Ein solches Projekt kann den Menschen in einer schwierigen Zeit Hoffnung zurückgeben. Für uns als Kommune ist das ein großes Geschenk. Aber man muss natürlich auch sorgsam mit Kompetenzen umgehen“, so Voß.
Vorbereitungen laufen weiter
Die Bürgermeisterin glaubt, dass es in der Bevölkerung überwiegend Verständnis für die Verzögerungen geben wird: „Alle sehen ja, wie die Lage im Land ist.“ Außerdem betont sie das Positive: „Ein paar Tage können uns tatsächlich helfen, noch weitere Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen.“
Ein Gespräch zwischen Stadtverwaltung und NRW-Wirtschaftsministerium gab es im Übrigen bis zum Dienstagabend nicht. „Sehr zeitnah“, so Pressesprecher Matthias Kietzmann, werde das aber nachgeholt.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
