Das war ein sprichwörtlicher Schlag ins kalte Wasser: Die Absenkung der Wassertemperaturen im Kombibad Aquahaus hat nicht den erhofften Spareffekt gebracht. Das sagt Bäderleiter Franz-Josef Bülter am Montag gegenüber unserer Redaktion.
Das Wasser ist da schon wieder auf die reguläre Temperatur aufgewärmt: 28,5 Grad im Sportbecken, 32 im Kursbecken und 32,5 Grad im Planschbecken. Auch die Luft im Kombibad erreiche wieder zwischen 30 und 34 Grad. Seit Sonntagmittag laufe die Heizung wieder im regulären Betrieb.
In der vergangenen Woche hatte er die Zahlen der Geschäftsführung vorgestellt. Auch die sei völlig überrascht gewesen. Denn: Eingespart wurden durch das kühlere Wasser in den vergangenen vier Monaten etwa 45.528 Kilowattstunden Gas. Umgerechnet bedeutet das rund 4120 Kubikmeter – ganz grob gerechnet so viel wie zwei Einfamilienhäuser mit je vier Bewohnern pro Jahr verbrauchen.
Oder so viel, wie an einem kühlen Frühsommertag nach einer kalten Nacht im Freibad für die geforderten 23 Grad Wassertemperatur verheizt wird. „Wir hatten mit dem Dreifachen gerechnet – mindestens“, sagt Franz-Josef Bülter. Dann wäre die Sparregelung weitergeführt worden.
„So ergibt das aber keinen Sinn“, erklärt Franz-Josef Bülter weiter. In den vier Monaten summiert sich die Einsparung auf etwa 6000 Euro. „Beim Dreifachen hätten wir das auf jeden Fall fortgeführt“, bestätigt er nochmal.
Im vergangenen Oktober hatte er die Einsparung noch gelobt und auf andere Zahlen verwiesen. Jetzt, über mehrere Monate, sehe das Bild aber anders aus. Woher kommt dieser Unterschied?
Aus schwer vergleichbaren Zahlen. So kann der Bäderleiter nicht genau ermessen, wie viel Energie für die Heizung im Detail in welches Becken fließt oder wie viel von der Heizenergie in die Raumluft geht.
Verbrauch nicht im Detail erfasst
Klar: Es gibt Gas- und Wärmemengenzähler, die insgesamt den Verbrauch erfassen. Die Daten für die einzelnen Becken oder Teilabschnitte der Lüftung würden aber nicht erfasst.
„Das war bisher ja nie ein Thema“, sagt Franz-Josef Bülter. Natürlich sei es technisch möglich, entsprechende Zähler überall nachzurüsten. Das wiederum würde allerdings einen enormen Aufwand bedeuten. Nicht nur für den Einbau, sondern auch für die Datenerfassung. Schon so seien jeden Tag zwei Mitarbeiter eine halbe Stunde mit Kontrollen und Erfassung beschäftigt.

Weiter erklärt er es so: Besonders energieintensiv sei es im Innenbereich, kaltes Wasser und kalte Luft einmal auf Temperatur zu bringen. Sie dort zu halten, sei dann relativ sparsam möglich. Ob die Temperatur im Kursbecken also auf 32 oder auf 30 Grad gehalten werde, habe nur einen sehr geringen Unterschied gemacht. Das hätten er und die Geschäftsführung anders erwartet. Und das hätten so auch die ersten Wochen nahegelegt. „Das mussten wir aber ganz einfach über einen gewissen Zeitraum ausprobieren, bis wir genug Daten zusammen hatten“, sagt er.
Denn das Zusammenspiel mehrerer Faktoren gebe den Ausschlag: beispielsweise auch die Außentemperatur. Entsprechend habe er die Berechnung des Verbrauchs jetzt über mehrere Jahre und Zeiträume betrachtet.
Am Ende würden die Einsparungen jedenfalls Aufwand und Ärger nicht rechtfertigen.
Gut 2000 Besucher weniger
Denn – das gibt der Bäderleiter am Montag zu: Natürlich habe es Besucherverluste und eben auch einige Beschwerden gegeben. „Nichts wirklich Ernstes, aber das ist vorgekommen“, erklärt er. Gerade ältere Badbesucher seien weggeblieben. Und auch einige Eltern von Kindern in den Schwimmkursen hätten ihre Kinder wegen der Wassertemperatur abgemeldet.
Auch das räumt er jetzt ein, nachdem er bei vergangenen Gelegenheiten lediglich über vereinzelte Beschwerden gesprochen hatte. Zwischen Oktober und Januar seien etwa 2000 Badegäste weniger ins Kombibad gekommen, als in vergleichbaren Zeiträumen vor der Pandemie.
Natürlich nicht nur wegen der abgesenkten Wassertemperatur, sondern auch wegen der allgemeinen Preisentwicklung. Da ist er sich sicher.
Er betont auch, dass die Sparmaßnahmen trotz allem richtig gewesen seien: „Wir sind damit der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen gefolgt“, erklärt er. Auch mit Blick auf die befürchtete Gasmangellage. Andere Kommunen hätten da geplant, Bäder komplett zu schließen, fügt er hinzu. Diese Idee habe es in Ahaus nicht gegeben.
Noch kein Warmwasser in Sporthallen
Die Gasmangellage sei ja nun erst einmal kein Thema mehr. Aber natürlich werde auch weiter nach Möglichkeiten gesucht, Energie einzusparen: Deutlich mehr verspricht er sich beispielsweise von der Anpassung der Öffnungszeiten im Freibad Ahaus. So wie im vergangenen Jahr soll das beispielsweise erst Anfang Juni und nicht wie in den Vorjahren im Mai öffnen.
Die Stadt Ahaus hatte vor Kurzem angekündigt, in den Duschen der Sporthallen wieder heißes Wasser bereitzustellen. Dafür laufe noch die Auswertung der Laboruntersuchung, erklärte der städtische Beigeordnete Werner Leuker am Montag. Er rechne für diese oder die kommende Woche mit Ergebnissen. Dann würden die Heizungen für das Duschwasser sofort wieder eingeschaltet.
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