
© Andreas Bäumer
Volkskrankheit Arthrose: Ahauser Chefarzt klärt über Knie- und Hüftoperationen auf
MZ-Abendsprechstunde
Bei der MLZ-Abendsprechstunde sprach Dr. Peter Ströcker - ohne falsche Hoffnungen zu geben - zum Wunsch älterer Menschen, wieder schmerzfrei zu laufen. Er leitet das hiesige Endoprothetikzentrum.
Was ist Arthrose? Wann macht ein Gelenkersatz Sinn? Wie sieht eine moderne Hüftprothese aus? Sport- und künstliches Knie - passt das? Solche Fragen beantwortete Dr. Peter Ströcker am Mittwochabend in der Stadthalle. Rund hundert Besucher hörten interessiert zu und brachten Fragen mit. Die Abendsprechstunde moderierte Johannes Schmittmann, Redakteur der Münsterland Zeitung.
Ströcker ist Chefarzt der Klinik für Unfall- und orthopädische Chirurgie am St.-Marien-Krankenhaus und leitet das Endoprothetikzentrum. Plastisch beschrieb er die Folgen der „verschleißbedingten, chronisch fortschreitenden, schmerzhaften Gelenkerkrankung“ Arthrose bis hin zur „Knorpelglatze“.
In diesem fortgeschrittenen Stadium ist der Knorpel, die Schutz- und Pufferschicht um den Gelenkkopf, vollkommen abgerieben. Der Knorpel sorgt nicht mehr für reibungsarmes Gleiten. Es knirscht im Gelenk. Knochenpartikel werden abgerieben. Das Gelenk schwillt an, ist entzündet und schmerzt.

Auch nach dem Vortrag beantwortete Dr. Ströcker (r.) noch viele Fragen der Besucher. © Andreas Bäumer
Es wird geschätzt, dass zwischen 20 und 40 Prozent der 60-Jährigen Arthrose haben. Unter Schmerzen leiden davon ein Drittel. Der Schmerz steigt mit der Zeit an, aber es gibt Phasen der Beruhigung. Ströcker erwähnte einen achtzigjährigen Patienten, der „nicht einmal mehr eine halbe Stunde spazieren gehen kann.“ Dies sei ein guter Grund, bei ihm vorzusprechen. Die Entscheidung für einen Gelenkersatz sei auch eine Frage der Lebensqualität.
Wie entsteht Arthrose?
Eine Ursache der Arthrose sind Fehlstellungen im Bewegungsapparat. Die Gelenke sind ungleichmäßig belastet. Eine in der frühen Kindheit unkorrigierte Hüftdysplasie kann schon bei 40- bis 50-Jährigen zu Arthrose führen. Übergewicht ist ein Risikofaktor. Ströcker erwähnte eine Studie, nach deren Ergebnis eine Gewichtszunahme um fünf Kilogramm zu einer Verdopplung des Arthrose-Risikos führt.
Auch „high-impact“ Sportarten wie Fußball, Tennis und Joggen hätten negative Effekte auf die Gelenke. Ströker empfiehltauch für Menschen, die bereits eine Gelenkprothese in sich tragen, „low-impact“ Sport wie Schwimmen, Gehen oder Yoga. Solcher Sport, Physiotherapie, leichte Schmerzmittel, Wärme oder Kälte und Akupunktur seien Wege gegen Arthroseschmerzen ohne Operation.
Doch nicht nur Arthrose kann Schmerzen in den Gelenken erzeugen, sondern auch Rheuma, Bänderverletzungen oder auch Wirbelsäulenprobleme, die zur Hüfte ausstrahlen. Dies gilt es diagnostisch abzuklären, beispielsweise in der MRT-Röhre oder über Röntgen-Bilder bevor eine Operation erwogen wird.
Operieren an Knie und Hüfte
Operationen an Knie und Hüfte sind die alltägliche Arbeit der Ärzte am Endoprothetikzentrum. Sie suchen dabei die richtige Prothese aus, beispielsweise allergenarme Prothesen, oder solche mit kürzerem Schaft für Jüngere. Diese macht ein späteres Auswechseln einfacher. Ströcker unterstrich, dass ein Hüftgelenk auch mehrmals gewechselt werden könne.
Indem sie möglichst wenig umliegende Muskeln und andere Gewebe beschädigen, bringen sie dann das künstliche Gelenk ein. Die Hüft-Operationen bezeichnete Ströcker als sehr sicher. Hier sei auch die Patienten-Zufriedenheit allgemein sehr hoch. Bei Knie-Operationen wies Ströcker darauf hin, dass 10 bis 20 Prozent der Patienten unzufrieden mit dem Ergebnis seien. Er führt auch auf die höheren Mühen zurück, die der Operation folgen. Reha-Sport ist allerdings nach dem Einsatz einer Endoprothese immer geboten.