Die Volksbank-Filiale in Wüllen ist noch leer und ruhig an diesem frühen Mittwochmorgen. Nur hinter den Kulissen wird gearbeitet. Plötzlich zerreißt schrilles Piepen die Stille im Foyer des Gebäudes.
Nur Augenblicke später schießt mit hohem Druck dichter weißer Nebel aus einer Wand. Er verteilt sich quer vor der Tür, zieht an der Decke entlang bis zur Wand gegenüber und erfüllt dabei langsam den kompletten Raum. Die Sicht ist binnen weniger Sekunden auf Null gesunken.
Jan van Dyk nickt zufrieden: Der 35-jährige Teamleiter IT-Management der Volksbank Gronau-Ahaus ist mit seinem Team und einigen Handwerkern gerade dabei, die letzten Filialen auf den neuesten Stand der Sicherheitstechnik zu bringen. Es geht darum, die Sprengung von Geldautomaten zu verhindern.

Der Nebel ist dabei einer von vielen Bausteinen. „Bis vor kurzem war unser oberstes Ziel, die Sprengung selbst zu verhindern“, erklärt er. Beispielsweise durch spezielle Einrichtungen in den Geldautomaten, die eingeleitetes Gas vor einer Sprengung unschädlich gemacht haben.
„Das hat lange gut funktioniert“, sagt Jan van Dyk. Jahrelang sei Ruhe gewesen. Doch die Kriminellen rüsteten auf, wechselten von Gas auf Festsprengstoff. Allein in diesem Jahr blickt die Polizei bisher auf elf vollendete Sprengungen – allein im Kreis Borken.
Die Banken reagieren: Es geht jetzt darum, die Täter so früh zu bremsen, wie es geht. Sie vor der Sprengung zu stören, von der Tat abzuhalten und aus dem Foyer zu drängen oder sie zumindest so weit zu verzögern, dass die Polizei eingreifen kann. Die Volksbank Gronau-Ahaus gehe mittlerweile auch transparenter mit dem Sicherheitskonzept um. Will zeigen, dass sie massiv in die Sicherheit ihrer Standorte investiert.
Massivere Abwehr ist nicht erlaubt
Auch in Wüllen gilt jetzt: Sobald jemand jetzt außerhalb der Öffnungszeiten des Foyers gewaltsam die Türen öffnen, löst nicht nur die Sirene vor Ort sondern auch die Vernebelungsanlage aus. Gleichzeitig wird natürlich im Hintergrund die Polizei alarmiert.
Letzte Barriere sind dann die Farbpatronen, die so schnell es geht in die Geldautomaten eingebaut werden und die bei einer Sprengung das Bargeld unbrauchbar machen sollen.
Massivere Abwehr, beispielsweise Rolltore die herunterfahren sobald eine Alarm auslöst oder noch lautere Sirenen, grellere Blitzlichter seien der Bank nicht möglich. Einen Täter durch herunterfahrende Tore einzusperren oder durch Reizgas zu blenden oder zu verjagen sei nicht erlaubt. Die Volksbank schöpfe alle zulässigen Möglichkeiten aus.

Es ist ein Zusammenspiel vieler Komponenten und unterschiedlicher Gewerke. Die Abstimmung ist komplex: Das zeigt auch der Test am Mittwochmorgen. Der Nebel hat fast so funktioniert, wie geplant. Nur die Ausrichtung der Düse soll noch einmal überarbeitet werden. Details und Feinabstimmungen.
Wüllen gehört zu den letzten Filialen, die mit den zusätzlichen Einrichtungen ausgestattet werden. Bevorzugt wurden Filialen umgerüstet, die mit Wohnungen in einem Gebäude untergebracht sind. Auch die, zu denen die Polizei weitere Anfahrtswege hat, standen auf der Prioritätenliste weiter oben.
Der Umbau ist aber noch nicht abgeschlossen. So soll noch ein Geldautomat in Wüllen abgebaut werden. Der verbliebene reiche aus und könne besser geschützt werden. Dabei stehe die Volksbank allerdings zu jedem Standort und werde die Bargeldversorgung dort sicherstellen.
Katz-und-Maus-Spiel mit Kriminellen
Jan van Dyk macht sich keine Illusionen, dass das Wettrüsten zwischen Banken und Kriminellen auf dem aktuellen Stand endet. Er spricht von einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Banken und Tätern. Noch haben er und seine Kollegen aber auch noch einige Ideen in der Hinterhand. „Man muss kreativ werden“, sagt er lächelnd.
Der Nebel lichtet sich da langsam wieder. Die ersten Mitarbeiter der Filiale treffen ein. Filialleiter Hendrik Schulze-Ising beruhigt einige Kunden, die mit verdutzter Miene vor der Tür stehen bleiben: „Nur ein Test“, sagt er. Die Kunden nicken.

Auch in anderen Filialen wird gerade gearbeitet: In Alstätte etwa geht gerade ein neuer Geldautomat ans Netz. Den Vorgänger hatten Unbekannte dort Ende März gesprengt. Für den Aufbau eines externen Containerstandorts für die Geldautomaten dort laufen die Vorbereitungen.
Sparkasse rüstet auch auf
Ähnlich sieht es bei der Sparkasse Westmünsterland aus: Wie berichtet, rüstet auch die einen Teil ihrer Filialen mit separaten und gesondert gesicherten Bauwerken für die Geldautomaten aus. Auch Farbpatronen werden an den Geldautomaten inzwischen flächendeckend eingesetzt. Dazu kommen Schutzmaßnahmen, die von den Sicherheitsbehörden empfohlen seien und eng mit ihnen abgestimmt werden.
Dazu gehören auch die Schließung der SB-Foyers über Nacht, weitere mechanische Sicherungen an den Geldautomaten und insgesamt die Erhöhung des Gebäudeschutzes.
Auch die Sparkasse bewertet die Gefährdung der Standorte zusammen mit den Polizei- und Sicherheitsbehörden. Der Abbau von Geldautomaten komme nur als allerletzte Konsequenz in Frage. Die Sparkasse nehme die Bargeldversorgung in allen Standorten ernst und wolle sie sicherstellen, heißt es von dem Kreditinstitut.
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