In diesen Tagen rücken die Baumaschinen beim Unternehmen Terhalle an – wieder einmal. Bei der kommenden Baustelle geht es aber ausnahmsweise nicht um neue Produktions- oder Lagerhallen. Vor dem Parkplatz entsteht ein neues Bürogebäude, das gleichzeitig neues Aushängeschild des Familienunternehmens werden soll.
Schon die ganz oberflächlichen Zahlen beeindrucken: 125 Arbeitsplätze, 2500 Quadratmeter Bürofläche auf vier Etagen. Bereits Mitte 2026 soll alles fertig sein. Bei der Frage nach der Höhe der Investition schweigt Gründer und Geschäftsführer Josef Terhalle einen Moment. Dann lächelt er fast verschämt: Sieben bis acht Millionen Euro seien es wohl. „Wir versuchen noch, das zu optimieren“, fügt er schnell hinzu. Er will nicht dick auftragen. Und man werde ja schnell für verrückt erklärt, als Handwerksunternehmen so viel Geld in Büros zu investieren.

Doch bei Terhalle verlagert sich eben immer mehr Arbeit in die Büros. In Arbeitsvorbereitung, Planung und Maschinensteuerung. Das mache inzwischen über 40 Prozent der gesamten Arbeit aus. Eine Frage von Effektivität. Und damit eben auch immer mehr Büroarbeit.
Aktuell verteilen sich diese Arbeitsplätze quer durch sämtliche Gebäude. So wie sie nach und nach entstanden sind. Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren sei die erste Idee für einen Neubau entstanden: damals für rund 30 Arbeitsplätze. „Ich hab dann aber gesagt, dass das keine Vision für die Zukunft ist“, gibt Josef Terhalle zu.
Nächste Generation mit am Ruder
„Die nächste Generation ist im Unternehmen ja schon mit am Start“, sagt Josef Terhalle mit Blick auf seine vier Kinder. Und in der Generation gebe es ja eben ein paar andere Blickwinkel auf die Arbeit. Deswegen holten sie sich auch bei gemeinsamen Besuchen in München und anderen Großstädten Inspirationen für den neuen Bürokomplex in Ottenstein. „Wir wollen ja wettbewerbsfähig bleiben“, sagt er lächelnd. Und so entstand in den vergangenen acht bis neun Monaten der neue Entwurf.
Ida Terhalle, die jüngste Tochter von Josef Terhalle, entwickelte ihn im Rahmen ihrer Bachelorarbeit. Und hielt sich dabei an die strengen Vorgaben des Gold-Standards der Deutschen Gesellschaften für nachhaltiges Bauen: „Ökologische, ökonomische und soziale Punkte sollen damit unter einen Hut gebracht werden“, sagt Josef Terhalle.
Innovative Konstruktion
Projektleiter Tobias Lansmann-Niehaus nennt ein Beispiel: So wird im gesamten Gebäude ein Doppelboden verbaut. Das ist zwar ein größerer Aufwand als herkömmlicher Estrich, dafür bleibe das gesamte Gebäude flexibel. Auch können alle Baustoffe nach dem Lebenszyklus des Gebäudes einfacher voneinander getrennt und wieder verwendet werden. Diese Nachhaltigkeit ist für Terhalle ein großes Anliegen. Das neue Gebäude soll so auch als Referenz- und Anschauungsobjekt dienen.
Denn der Neubau entsteht zu einem großen Teil im eigenen Unternehmen: Holzrahmen- und Fensterbau, Fassade, Dachdeckerleistung, Innenausbau und Möbel, um nur einen Teil zu nennen. Das vierstöckige Gebäude wird über einem massiven Keller und um einen Mittelkern herum errichtet. Der ist zur Aussteifung nötig. Daran werden zwei Flügel mit Holzrahmenwänden und Brettsperrholzdecken errichtet.
Mitarbeiter bestimmen mit
Der Clou: Die Mitarbeiter der Abteilungen, die dort einmal einziehen, wurden einzeln befragt, wie sie sich ihre zukünftigen Arbeitsplätze vorstellen. „Von Abteilung zu Abteilung gab es unterschiedliche Meinungen, ob die Mitarbeiter beispielsweise lieber kleine Büros oder große gemeinsame Arbeitsräume haben wollten“, erklärt Josef Terhalle. Einen Fragebogen mit 70 bis 80 Fragen hätten die Angestellten in den Bereichen dafür ausfüllen müssen.
Es gehe darum, dass die Mitarbeiter gerne ins Unternehmen kommen sollen. Zwar biete auch Terhalle Homeoffice. Doch der gemeinsame Austausch, die Zusammenarbeit vor Ort, soll gefördert werden. „Die Menschen sollen nicht nur remote zuhause arbeiten“, betont Josef Terhalle. Bei aller Flexibilität und Rücksicht auf Familie und privates Umfeld möchte er seine Angestellten dafür begeistern, in Ottenstein vor Ort zu arbeiten.
Auch was die Gebäudetechnik angehe, sei der Neubau Referenz für den technischen Standard: „Es geht ja heutzutage weniger ums Heizen als ums Kühlen“, erklärt Josef Terhalle. Während der kalten Jahreszeit sei die Heizkurve des Betriebs jetzt schon gut ausgereizt. Da passe das neue Gebäude noch gut hinein.
Bisher überschüssige Energie soll im Sommer künftig für das passende Raumklima sorgen: über eine Absorptionsanlage. Tobias Landsmann-Niehaus erklärt diese wie einen überdimensionierten umgekehrten Kühlschrank: Aus der Abwärme einer Pulverbeschichtungsanlage sowie der Verfeuerung von Holzresten wird so im Sommerbetrieb die Kühlung der Gebäude ermöglicht.
Werkhuus 1 soll das neue Gebäude einmal heißen. Zum 40-jährigen Bestehen des Unternehmens 2026 soll alles fertig sein. Das heißt dann im Umkehrschluss aber nicht, dass in den anderen Hallen und Büros plötzlich gähnende Leere entsteht: Die frei werdenden Flächen sind schon wieder verplant. Nur für Neubauten wird es langsam tatsächlich eng.