
Josef Terhalle (r.) und Ludger Wittland (l.). © Carina Strauss
Ungewöhnliches Mitarbeiter-Recruiting bei Terhalle in Ottenstein
Wirtschaft
Insgesamt 8,8 Millionen Euro hat die in diesem Jahr errichtete Halle der Firma Terhalle inklusive Maschinen für die Modulfertigung gekostet. Mit innovativen Ideen sucht das Unternehmen neue Mitarbeiter.
„Bauen wird sich in Zukunft dramatisch verändern“, sagt Josef Terhalle, geschäftsführender Gesellschafter der Terhalle Unternehmensgruppe. „Die Arbeiten werden in die Halle verlegt, da man Module dort fertigt und dann hinterher auf der Baustelle nur noch platziert, sobald sie komplett einsatzfähig sind. Das bedeutet, dass man sich nicht mehr permanent auf der Baustelle aufhalten muss, sondern ein Großteil der Arbeit in der Halle stattfinden kann. Der Aufbau auf der Baustelle reduziert sich auf wenige Tage.“
Um bei diesem Entwicklungsschritt „von Anfang an dabei zu sein“, wie Josef Terhalle sagt, hat sich die Firma Terhalle zum Bau einer 4000 Quadratmeter großen modernen Fertigungshalle am Hauptstandort an der Solmsstraße 46 in Ottenstein entschieden.
Kostenfaktor für die Halle: 6 Millionen Euro. Plus: 2,8 Millionen Euro für Maschinen und Vorrichtung. Und: Es werden insgesamt 30 neue Mitarbeiter für diese halb- und vollautomatisierte Modulfertigung eingestellt.

Die 4000 Quadratmeter große Fertigungshalle der Firma Terhalle am Hauptstandort an der Solmsstraße 46 in Ahaus-Ottenstein wurde innerhalb von zwölf Monaten gebaut. © Terhalle
In Zeiten, in denen der so genannte „Handwerkermangel“ immer wieder ein großes Thema ist, gar keine leichte Aufgabe, gleich 30 neue und dazu noch qualifizierte Mitarbeiter auf einen Streich einstellen zu wollen. Das weiß auch Ludger Wittland, Geschäftsführer der Terhalle Holding GmbH & Co.KG: „Handwerksberufe leben vom Know-how. Aber seit einiger Zeit ist es schwierig, Handwerker zu finden. Die Baubranche war in den letzten fünf bis sechs Jahren gut ausgelastet, unter anderem deshalb, weil die Bauzinsen niedrig waren und Wohnraum geschaffen werden musste. Es gab zu wenige Handwerker für das, was gebaut und renoviert werden sollte. Das merkt man bis heute.“
Und genau deshalb habe man bei der Suche auch großen Aufwand betrieben. Herkömmliche Wege würden heutzutage nicht mehr funktionieren, sagt Ludger Wittland: „Man muss sich aus der Normalität herausschälen. Wir haben mächtig die Werbetrommel gerührt. Und zwar nicht nur über Social Media, Radio und Zeitung, sondern auch einen ‚Tag der offenen Produktion‘ für Bewerber veranstaltet.“ Und das mit großer Resonanz: Insgesamt 98 Interessenten haben das Unternehmen besucht und konnten dabei direkt die neue Halle und den vielleicht zukünftigen Arbeitsplatz begutachten.
Erwartungen mehr als erfüllt
„Unsere Erwartungen wurden übererfüllt“, so Ludger Wittland. Drei Werktage später lagen der Personalabteilung bereits 19 schriftliche Bewerbungen vor. Weitere werden, den Gesprächen vom Bewerbertag zufolge, noch eintrudeln, da ist er sich sicher: „Wir sind sehr optimistisch, dass wir die neuen Kolleginnen und Kollegen kurzfristig einstellen dürfen.“

Der Bau der neuen Halle ist abgeschlossen. © Carina Strauss
Insgesamt beschäftigt das Unternehmen an seinen Standorten in Ahaus, Legden, Alstätte und Aurich 520 Mitarbeiter. Seit der Gründung im Jahr 1986 durch Josef Terhalle habe sich die Mitarbeiteranzahl circa alle fünf Jahre verdoppelt.
Ludger Wittland weiß, warum: „Wir waren schon immer im Holzbau stark unterwegs, haben aber nach und nach auch die anderen Gewerke wie Innenausbau, Fenster-, Dach- und Metallbau erweitert und dadurch stets neue Mitarbeiter eingestellt.“ Ausgebildet werden derzeit insgesamt 52 Azubis in sieben unterschiedlichen Berufen.
Unter anderem werden Tischler gesucht
Und nun soll der nächste Bereich wachsen: der Modulbau. Zimmerer, Tischler, Dachdecker, Klempner, Fliesenleger und Elektriker werden dafür gesucht, um alle Komponenten eines Gebäudes abzudecken. Ganz neu ist das Thema für die Firma Terhalle aber nicht.
„Wände oder Decken haben wir immer schon vorproduziert. Bei kompletten Modulhäusern ist es jetzt aber so, dass die einzelnen Teile auf den Baustellen tatsächlich nur noch zusammengesetzt werden müssen dann auch schon bezugsfertig sind oder sogar das komplette Haus fertig angeliefert werden kann. Auch die gesamte Haustechnik ist beispielsweise schon eingebaut“, so Josef Terhalle.

Die Häuser sind flexibel in der Größe, da Module auch nachträglich noch hinzugefügt werden können. © Terhalle
Das Ganze könne man sich so wie bei der Automobilproduktion vorstellen: Dort durchlaufe ein Auto auch verschiedene Stationen. Und wenn es das Ende der Halle erreicht habe, sei es einsatzbereit. Ein weiterer großer Vorteil: Eine spätere Erweiterung oder Verkleinerung bei Modulhäusern sei möglich. Das mache den entscheidenden Unterschied zu Fertighäusern aus.

Josef Terhalle (r.) und Ludger Wittland (l.) zeigen ein Modul, das in der Halle gefertigt wird. © Carina Strauss
Während der Modulbau schon länger im Industriebereich Anwendung fand, da so kostengünstig Hallen und Büros errichtet werden konnten, wird er nun auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Ludger Wittland: „Wir errichten zum Beispiel oft Schulen, Kindergärten und mehrgeschossigen Wohnraum und sind tätig in ganz Deutschland, Holland sowie Belgien.“
Module oder gar ganze Häuser aus der neuen Fertigungshalle „made in Ahaus-Ottenstein“ dürften also bald schon vielerorts zu sehen sein.
- Die Modulbauweise bringt einige Vorteile mit sich: Zum Beispiel sind diese Häuser relativ schnell bezugsfertig und flexibel in der Größe, da Module auch nachträglich noch hinzugefügt werden können.
- Laut Ludger Wittland dauert der Bau eines Modulhauses nach Beendigung der Planung circa drei Monate (herkömmlich circa zwölf Monate).
- Modulhäuser sind zudem ressourcenschonend und schon beim Bauen energieeffizient: Durch genaue Materialberechnungen entsteht weniger Müll und durch die Vorfertigung hält sich der Energieaufwand auf der Baustelle selber in Grenzen.
- Gebaut wird meist mit Holz- und Gipsplattenmaterial.
Schon im Jahr 2015 kurz für die Münsterland Zeitung als Redakteurin tätig gewesen, nun nach einem Zwischenspiel als Redakteurin für Sonderprodukte in Dorsten und Haltern endlich wieder zurück im Münsterland und interessiert an spannenden Geschichten aus Ahaus und Umgebung.
