
© Hendrik Bücker
Gruppenreisen starten wieder: „Den Menschen fehlt die Gemeinschaft“
Inlandsreisen
Die Lage sei alles andere als lustig, dennoch sieht das Busunternehmen Boonk Reisen einen Hoffnungsschimmer. Gruppenreisen werden vermisst und sind mit einem Hygienekonzept wieder möglich.
Eigentlich wollte das Busunternehmen Boonk Reisen im Oktober sein 60-jähriges Bestehen feiern. Geplant war eine große Veranstaltung mit Freunden, Familie, lokalen Vereinen, aber auch Kunden. „Zu vielen Kunden, mit denen wir teilweise seit 25 Jahren verreisen, haben wir ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut“, sagt Brigitte Hackfort. Das sei das Besondere an ihrer Arbeit. Die Feier haben sie vorerst allerdings auf das kommende Jahr verschoben. Nicht nur wegen Corona.
„Spürbare und nachvollziehbare Vorsicht“
„Uns ist momentan nicht zum Feiern zumute“, gibt Geschäftsinhaber Heinz-Jürgen Boonk offen zu. Das Geschäft laufe nicht gut. Daraus macht der 58-Jährige keinen Hehl. Geschlossene Grenzen, Reisebeschränkungen und auch eine „spürbare und nachvollziehbare Vorsicht“ der sonst reiselustigen Menschen haben in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, so Boonk.

Die erste Reihe hinter dem Fahrer und der Reisebegleitung muss frei bleiben. © Hendrik Bücker
So wie Boonk Reisen gehe es allen Busunternehmern. „Die gesamte Branche ist stark gebeutelt. Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagt Heinz-Jürgen Boonk und seine Schwester Brigitte Hackfort ergänzt: „Flauten haben wir alle schon mal erlebt, aber so eine Krise wie jetzt gab es nie zuvor. Ich bin erleichtert, dass unsere Mutter das nicht mehr miterleben muss.“
Mutter Alwine gründete das Unternehmen zusammen mit ihrem Mann Heinz Boonk 1960 am alten Standort in der Friedhofstraße 15-17 in Wüllen. Mittlerweile ist mit Alexander und Hendrik Boonk die dritte Generation im Unternehmen tätig. Passend zum 60-jährigen Bestehen investierte der Familienbetrieb in die Zukunft und errichtete zur Harmate 59 ein neues Bürogebäude und eine Werkstatt. Die neuen Räumlichkeiten, die im April bezogen wurden, sollten auf der Jubiläumsfeier präsentiert werden.

Der Einstieg erfolgt über den hinteren Eingang. Dort befindet sich ein Spender für Desinfektionsmittel. © Hendrik Bücker
„Hätten wir geahnt, dass wir in diesem Jahr einer Pandemie gegenüberstehen, hätten wir uns diese Investition vielleicht zweimal überlegt“, sagt Brigitte Hackfort. Alle 14 Reisebusse des Unternehmens standen mit dem 18. März still. Seit Ende Juni sind vier Busse wieder angemeldet und im Einsatz. Doch selbst diese vier Fahrzeuge seien nicht ausgelastet. „Laufen tut‘s nicht. Et dröppelt“, sagt Heinz-Jürgen Boonk.
Normalerweise habe das Unternehmen im August und September sogar zusätzliche Busse zu den eigenen Fahrzeugen anmieten müssen, um die Auftragslage bewältigen zu können. Doch viele Inlandsfahrten, insbesondere Klassenfahrten, wurden abgesagt. Der ÖPNV sei für Busunternehmen daher wichtiger denn je.
„Lage alles andere als lustig“
„Für uns Busunternehmer ist die Lage alles andere als lustig“, sagt Heinz-Jürgen Boonk, „man macht sich ganz schön Sorgen, dass man das, was die Eltern in 60 Jahren aufgebaut haben, verlieren könnte.“ Dennoch sieht er ein Licht am Ende des Tunnels. „Es geht langsam wieder los und wir spüren, dass die Reiselust der Leute wieder ansteigt.“

Alwine und Heinz Boonk gründeten das Unternehmen vor 60 Jahren. Die Jubiläumsfeier wurde vorerst auf 2021 verschoben. © Hendrik Bücker
Am kommenden Sonntag und Montag starten die ersten Gruppenreisen seit Corona. Es geht in die Lüneburger Heide und in den Harz. „Den Menschen fehlt das soziale Miteinander, die Gemeinschaft“, erklärt Brigitte Hackfort. „Sich während der Reise oder beim Abendessen über das Erlebte auszutauschen, ist einfach etwas Schönes.“
Hygienekonzept erarbeitet
Um die Busreisen durchführen zu können, wurde ein Hygienekonzept erarbeitet, das unter anderem ausreichend Platz im Bus gewährleistet und einen Mundschutz beim Einstieg vorsieht. Desinfektionsmittel steht an den Eingängen bereit und die erste Reihe hinter dem Fahrer und der Reisebegleitung bleibt frei. „Unsere Busse verfügen über modernste Klimaanlagen, die ausschließlich Frischluft ansaugen und filtern“, erklärt Werkstattleiter Alexander Boonk. Die Reinigungsintervalle der Filter hat das Unternehmen verdoppelt.
„Wenn wir gegenseitig auf uns Acht geben und die Hygienevorschriften befolgen, dann steht dem Reisen zurzeit nichts im Wege“, freut sich Heinz-Jürgen Boonk.

Im April zog Boonk Reisen in die neuen Räumlichkeiten zur Hamarte 59. Dort baute das Unternehmen eine neue Werkstatt und ein neues Bürogebäude. © Hendrik Bücker