Wegen neuartigem Virustyp Treibjagd in Ahaus und Heek wird heruntergefahren

Wegen neuartigem Virustyp: Treibjagd wird heruntergefahren
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Sie hat bereits offiziell begonnen und zieht sich bis in den Dezember rein. Doch in diesem Jahr wird einiges anders sein. Die Treibjagd (Niederwildjagd) im Hegering Ahaus-Heek wird noch weiter zurückgefahren als ohnehin schon. Ein neuartiger Virustyp erfordert umsichtiges Handeln der Jäger.

Ende August machte das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) öffentlich, dass es im Kreis Wesel, der unmittelbar an den Kreis Borken grenzt, zu einem schweren Ausbruch der seuchenartigen Krankheit Myxomatose bei Feldhasen gekommen ist.

Bestätigte Fälle

Nur wenig später gab es auch erste Verdachtfälle im Kreis Borken. Die Virusmutation, die erstmals hier in der Region auch Feldhasen befällt, breitet sich seitdem offenkundig rasent schnell aus. Zuvor hat das Virus lediglich Wild- und Hauskaninchen befallen und getötet.

Der Kreis spricht jetzt auf Anfrage von einer „sehr dynamischen Lage“. Mittlerweile gebe es mittels ausgeweiteter Laboruntersuchung vier bestätigte Fälle bei Feldhasen (Stand 14. Oktober). Hinzu kämen 29 Verdachtsfälle sowie eine Vielzahl noch laufender Laboruntersuchungen.

Ein toter Hase iegt auf einem Feld
Dieses Foto eines toten Feldhasen im Heeker Außenbereich wurde der Redaktion zugespielt. Auch dieses Tier ist wahrscheinlich an der neuartigen Virusmutation verendet. © Privat

Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher sein. Einfach, weil für dieses Virus – anders als bei Tierseuchen – keine Meldepflicht gibt. Die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW, die untere Jagdbehörde und das Veterinäramt (Kreis), die Hegeringe und Jagdpächter arbeiten Hand in Hand, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Dazu gehört es nicht nur, Verdachtsfälle zu melden und verendete Tiere einzuschicken, sondern sich auch der dynamischen Viruslage anzupassen. Für den Hegering Ahaus-Heek bedeutet das auch, dass die Treibjagd in diesem Jahr „sehr überschaubar“ ausfallen wird.

Gesunde Tiere schonen

Diese Worte wählt Hegeringsleiter Mike Kerßenfischer im Gespräch mit der Redaktion ganz bewusst. Treibjagden dienen auch dazu, die Wildtierbestände auf ein gesundes Maß zu reduzieren und somit die ökologische Stabilität zu erhalten. Genau das ist dieses Jahr durch das Virus nicht notwendig.

„Wir haben Myxomatose-Befälle“, betont der Hegeringsleiter. Darum werde man auch keine Feldhasen jagen. Oberste Prämisse sei, die „letzten gesunden Tiere“ zu schonen, damit sich die Population wieder erholen könne.

Mike Kerßenfischer
Mike Kerßenfischer ist der Leiter des Hegerings Ahaus-Heek. Er bestätigt, dass die Niederwild-Treibjagd in diesem Jahr sehr reduziert ausfallen wird. Zum Schutz der Population. © Hegering

Wie wichtig genau das ist, wird auch durch Aussagen von Experten der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Lanuv deutlich. Auf Anfrage heißt es: Man rechne in den Wildhasenbeständen mit einer Sterberate von bis zu 70 Prozent. Eine Infektion sei zugleich ein Todesurteil. Und: Eine Bejagung sei aktuell unbedingt zu unterlassen.

Dem kommt auch der Hegering Ahaus-Heek nach. Aus Eigeninteresse bezüglich des ökologischen Gleichgewichtes. Auch Wildkaninchen, die aktuell auch wieder von der Myxomatose befallen sind, werden geschont.

„Kaninchen jagen wir genau deswegen schon seit Jahren kaum noch“, betont Mike Kerßenfischer. Das Virus gehöre bei Kaninchen schon „seit Jahren“ dazu. Ein umsichtiger Umgang mit den Beständen sei also unumgänglich.

Fasane im Fokus

Was bleibt also noch bei der Niederwildjagd? Richtig, Fasane. Wobei der Hegeringsleiter auch hierbei auf die Bremse tritt. Auch die Jagd auf Fasane sei schon seit längerer Zeit „reduziert“ worden. Man müsse die „letzten Tiere“ nicht unnötig aus der Luft holen.

Zwar liege in diesem Jahr der Fokus auf den Fasanen, da Wildkaninchen und Feldhasen ausschieden, aber auch da müsse „alles mit Augenmaß“ erfolgen. Verantwortungsvolles Handeln wird beim Hegering großgeschrieben. Das wird im Gespräch deutlich. Und das losgelöst vom neuen Virustyp.

Diesen Artikel haben wir am 21. Oktober 2024 veröffentlicht.