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Traktorkolonnen rollen durch das Münsterland zum Protest nach Bonn und Münster
Landwirte-Protest
Am 22. Oktober bringen die Landwirte ihren Protest auf die Straße. Hunderte Schlepper werden aus dem Münsterland nach Bonn und Münster fahren. Es drohen lange Staus.
Binnen weniger Tage haben sich über Facebook und Whatsapp riesige Gruppen organisiert, die den Protest der Landwirte auf die Straße bringen wollen.
Bundesweit wollen Landwirte an diesem Dienstag auf ihre Probleme aufmerksam machen. Überall sind lange Traktorkorsos und zentrale Kundgebungen geplant. Aus dem westlichen Münsterland machen sich Landwirte in der Nacht und am frühen Dienstagmorgen auf den Weg nach Bonn und Münster.
Polizei befürchtet massive Verkehrsbehinderungen
Am Montagmittag ist die Polizei im Kreis Borken noch damit beschäftigt, das Ausmaß der Kolonnen zu erfassen und an Plänen zu arbeiten. Zu Details möchte Markus Hüls von der Pressestelle der Polizei im Kreis Borken aus einsatztaktischen Gründen nichts sagen. Eine Größenordnung für die Protestveranstaltungen kann er nicht nennen. Es werde aber zu Behinderungen auf der Straße kommen. So viel ist klar.
Auch die Polizei in Bonn rechnet mit massiven Verkehrsproblemen. Für die zentrale Veranstaltung würden 8000 bis 10.000 Teilnehmer erwartet.
Für morgen bereiten wir uns auf einen Verkehrseinsatz im Rahmen der Kundgebung der Landwirte auf dem Münsterplatz vor. Erwartet werden -Konvois aus den umliegenend Bundesländern.
— Polizei NRW BN (@polizei_nrw_bn) October 21, 2019
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Frank Kisfeld, Landwirt aus Vreden, ist einer der zentralen Planer hinter dem Protest im Westmünsterland. Er will in der Nacht auf Dienstag mit hunderten Berufskollegen nach Bonn starten. Dort findet um 11 Uhr eine zentrale Kundgebung auf dem Münsterplatz statt.
Ob die Landwirte auf die Autobahn dürfen ist noch offen
„Wir haben deutlich gemacht, dass der einfachste Weg über die Autobahnen führen würde“, erklärt er am Telefon. Ob sie das dürfen, stand bis zum Montagabend zunächst noch nicht fest. Wie Andreas Bode von der Polizeipressestelle in Münster erklärt, laufen dazu noch Gespräche. Auch eine richterliche Entscheidung dazu stehe noch aus. Eine Entscheidung könne auch erst unmittelbar vor Beginn des Korsos noch bekanntgegeben werden.
Alleine für den Korso, der in der Nacht aus der Umgebung von Borken in Richtung Bonn starte, erwartet Frank Kisfeld rund 400 Schlepper, 20 Lastwagen und etliche Begleitfahrzeuge.
Zweiter Korso startet in Richtung Münster
Parallel zu der Fahrt nach Bonn, starten etliche Landwirte aus Ahaus, Heek, Legden und Stadtlohn auch in Richtung Münster. Dort wird gegen 11 Uhr ein Korso von der Correnzstraße aus durch das Stadtgebiet führen.
„Wir treffen uns um 7 Uhr in Quantwick und fahren dann über Ammeln erst in Richtung Altenberge und von dort aus weiter nach Münster“, sagt Daniel Hemker-Thiemann. Bei dem Quantwicker Landwirt laufen die Fäden aus Ahaus und Umgebung zusammen. Er rechnet mit rund 100 Schleppern und weiteren Fahrzeugen allein aus der Ahauser Umgebung.
Auch er würde gerne mit seinem Traktor bis nach Bonn fahren, könne aber nicht den ganzen Tag vom Betrieb weg. Deswegen unterstützt er mit seiner Gruppe die protestierenden Landwirte in Münster.
Kritik an Agrarpaket, Handelsabkommen und Mobbing gegen Landwirte
Die Proteste der Landwirte wurden online über verschiedene Plattformen und ausdrücklich ohne Zutun der Verbände organisiert. Ihre Hauptkritikpunkte sind:
- Das Agrarpaket der Bundesregierung gefährde bäuerliche Familienbetriebe.
- Die Verschärfung der Düngeverordnung führe zu Unterdüngung. Das schade Boden und Wasser mehr als es nütze.
- Die Landwirte fühlen sich durch Politik und Organisationen diskriminiert und ständig zu Unrecht an den Pranger gestellt.
- Das Mercosur-Handelsabkommen gefährde durch Billigpreise die Versorgung mit sicheren, hochwertigen und geprüften Lebensmitteln aus der Region.
Sie fordern Verhandlungsgespräche zwischen Landwirten, den Bundesministerinnen für Landwirtschaft und Umwelt Julia Klöckner und Svenja Schulze sowie den führenden Nicht-Regierungsorganisationen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
