„Rols up’n Hook“ ist eine wahre Institution. In vierter Generation führt Familie Abbing das Gasthaus auf der Ecke in Ottenstein mit frischen Ideen und bewährten Klassikern auf der Karte.

Ahaus

, 06.04.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Wohl so ziemlich jeder Ottensteiner hat hinten im Festsaal schon mindestens einmal gefeiert und weiß um die hervorragende Küche und den guten Service. Chef (und Chefkoch) ist heute André Abbing. 2013 hat er den Betrieb von seinen Eltern Josef und Gertrud Abbing übernommen.

Als ich an diesem Samstagabend mit meiner Begleitung das Restaurant betrete, empfangen uns Vater Josef Abbing und eine junge Frau aus dem Team vorne an der Theke. Die beiden wissen sogar, dass ich am Tag zuvor Geburtstag hatte und gratulieren mir. So viel Kundenkenntnis beeindruckt mich und ich freue mich über den netten Glückwunsch.

Einer der gemütlichen Gasträume des Ottensteiner Restaurants.

Einer der gemütlichen Gasträume des Ottensteiner Restaurants. © Markus Gehring

Die Kellnerin führt uns in einen abgeteilten Raum, wo ein Ecktisch für zwei eingedeckt ist. Dieser ist, wie der Rest des Gasthauses, in dunklem Holz gehalten. Stimmig und elegant setzen sich hiervon die grünen Polster der Stühle und Eckbänke sowie die weißen Tischdecken ab. Eine einzelne Rose in einer Vase und eine farblich passende Kerze schmücken den Tisch. Kein Chi-chi, kein steril-unterkühltes Interieur – das hat „Rols“ überhaupt nicht nötig.

Netter Service

Die sympathische Servicekraft nimmt die Getränkebestellung auf und bringt uns gleichzeitig die Karte. Diese bietet eine Vielzahl von Steak- und Schnitzelvariationen. Aber auch für Fischliebhaber und Vegetarier ist etwas dabei. Und selbst die Gäste, die noch gar nicht wissen, was sie bestellen möchten, bekommen auf der Karte einige leckere Vorschläge.

In der Theke von Rols up'n Hook findet sich diese Reminiszenz an das alte Gasthaus Rols.

In der Theke von Rols up'n Hook findet sich diese Reminiszenz an das alte Gasthaus Rols. © Markus Gehring

Während wir noch überlegen, füllt sich langsam der Gastraum. Zwei Gruppen zu je zehn Personen im Alter zwischen 14 und 84 leisten uns an diesem Abend Gesellschaft. Keine einfache Aufgabe für unsere Kellnerin und ihre Kollegin, aber trotz des Trubels an den Tischen behalten die beiden professionell den Überblick. „Ich würde zuerst die Vorspeise nehmen und dann die Suppe, dann passt das vom Geschmack her besser“, rät uns die freundliche Frau, als sie schließlich unsere Essensbestellung aufnimmt. Als kleinen Gruß aus der Küche bringt sie wenige Minuten später Baguettescheiben mit Kräuterbutter und selbstgemachter Zazikicreme. Das kleine Amuse-Gueule macht Appetit auf mehr.

Die Vorspeise

Ich starte mit einem unverwüstlichen Dauerbrenner: Toast Hawaii. In der Küche von Rols up’n Hook wird der Hausfrauenklassiker auf ein völlig neues Level gehoben. Offenbar muss man sich hier nicht für eine einzige Frucht entscheiden. Nein, den Platz unter der gelben Haut des geschmolzenen Goudas teilen sich eine Ananasscheibe und ein halber Pfirsich.

Eine Vielzahl von Früchten begleitet den Hawaiitoast.

Eine Vielzahl von Früchten begleitet den Hawaiitoast. © Anna-Lena Haget

Auch die Unterlage lässt qualitätsmäßig keine Wünsche offen. Eine Scheibe echter Schinken - kein Formfleisch - und darunter Weizentoast komplettieren das Ensemble. Begleitet wird der Toast Hawaii von etwas Preiselbeerkompott, das hervorragend mit dem würzigen Käse kontrastiert und die Süße der Südfrüchte auffängt.

Meine Begleitung fühlt sich an diesem Abend mutig und bestellt nach einem kurzen Blick auf die Vorspeisenkarte die ersten Antipasti ihres Lebens. Warme Zucchini, Paprika, Oliven, Auberginen und Champignons, dazu fein geschnittener Schinken und Schafskäse, dekorativ angeordnet auf einem großen Teller. Die fein abgeschmeckte Soße verrät ihre Olivenölbasis. Alles in allem sind die Antipasti wie ein winzig kleiner Urlaub im Süden - auch für den ungeübten Gaumen.

Die Antipasti sind eine mediterrane Köstlichkeit.

Die Antipasti sind eine mediterrane Köstlichkeit. © Anna-Lena Haget

Für den Zwischengang ordern wir etwas von der Suppenkarte. Die Kellnerin bringt uns überbackene Zwiebelsuppe und Tomatensuppe mit Sahnehäubchen an den Tisch - nicht ohne ein Wort der Warnung, dass die Gerichte heiß seien. Und tatsächlich: Am ersten Löffel meiner Tomatensuppe verbrenne ich mir beinahe die Zunge. Die Zwiebelsuppe wird von einer raffinierten Käsehaube gekrönt, die meine Begleitung neugierig mit dem Löffel auseinanderpflückt.

Die Tomatensuppe wurde mit einem Klecks Sahne verfeinert.

Die Tomatensuppe wurde mit einem Klecks Sahne verfeinert. © Anna-Lena Haget

Darunter schwimmen in würziger Brühe reichlich Zwiebeln und Brotwürfel, die die Suppe gehaltvoll machen. Ein Volltreffer, den meine Begleitung kurzerhand beschließt, zu Hause bald mal nachzukochen. Und auch meine sehr aromatische Tomatensuppe hat es in sich. Als ich mich nach ein paar Minuten Wartezeit erneut herantraue, bin ich von dem fruchtig-würzigen Aroma sehr angetan.

Die Hauptspeise

Kurz hatte ich mit der Garnelenpfanne Teufelsart geliebäugelt. Als Hauptgericht wähle ich dann aber doch die „Lendchen Gärtnerin“. Dazu gibt es in einem Extra-Schüsselchen duftendes Kartoffelgratin. Meine Begleitung hingegen probiert das Holzfällersteak, zu dem die freundliche Kellnerin Bratkartoffeln und einen gemischten Salat serviert.

Das Holzfällersteak

Das Holzfällersteak © Anna-Lena Haget

Die Portionen sind gewaltig. So ruhen die beiden Schweinerückensteaks auf einem Berg von Röstzwiebeln und sind bedeckt mit krossen Baconstreifen. Die Steaks munden meiner Begleitung offensichtlich. „Die Zwiebeln sind schön geröstet, richtig lecker“, lobt sie. Das Fleisch ist saftig und schön pfefferig und der Baconspeck knuspert, genau so wie sie es mag. Nur ein paar Bratkartoffeln, die sie nach so viel Fleisch und Zwiebeln nicht mehr schafft, gehen am Ende zurück in die Küche.

Die Lendchen "Gärtnerin" warten mit einer Vielzahl von Gemüsebeilagen auf.

Die Lendchen "Gärtnerin" warten mit einer Vielzahl von Gemüsebeilagen auf. © Anna-Lena Haget

Meine Schweinelendchen sehen sehr gut aus. Drei Stücke Fleisch liegen auf einem kleinen Spiegel aus Sauce Hollandaise – die passt auch gut zum Gemüse, hätte für meinen Geschmack aber ein bisschen mehr sein können. Das Fleisch selbst ist auch geschmacklich tadellos: Von außen scharf angebraten, von innen noch zartrosa und saftig.

Als Beilage gibt es sieben verschiedene Gemüsesorten, darunter zarte Erbsen und bissfeste Möhrchen, gebratene Champignons und Broccoli. Statt des auf der Karte versprochenen Spargels liegt Kohlrabi auf dem Teller. Der ist aber so butterzart und schmackhaft, dass ich gerne darüber hinwegsehe, dass gerade keine Spargelsaison ist.

Die Nachspeise

Auch wenn wir eigentlich schon satt sind: ein Nachtisch geht immer. Ich habe mich für das „Nussküsschen“ entschieden. Eine Kuppel aus Schokoladen- und Vanilleeis, bedeckt mit Kakao und begleitet von einem Bällchen Haselnusseis, einem Klecks Sahne und einem losen Arrangement verschiedener Nüsse. Dazu wird in einem Schälchen warme Schokosoße gereicht. Eine Überraschung wartet, als ich die Soße vorsichtig über mein Eis löffele: Sie wird sofort fest und verwandelt sich in eine knackige Kruste.

Rols Pudding ist ein beliebter Klassiker mit Schokolade und Rum.

Rols Pudding ist ein beliebter Klassiker mit Schokolade und Rum. © Anna-Lena Haget

Meine Begleitung bestellt den Klassiker „Rols Pudding“, eine Herrencreme nach Art des Hauses. Sahnig und mit einem Schluck echten Rums und knackigen Schokostückcken - mit dieser Auswahl macht man eigentlich nie etwas falsch. Das beliebte Dessert haben sich auch die Gäste der größeren Gesellschaft am Nebentisch gewünscht. Während wir essen, beobachten wir, wie ein Herr am Tisch sich die leeren Puddingschüsseln geben lässt, um diese noch einmal gründlichst auszukratzen. Ein größeres Kompliment hätten auch wir der Küche nicht machen können.

Die Preise

Die Preise für die Vorspeisen Toast Hawaii (acht Euro) und die Anti Pasti (zehn Euro) sind für die Menge überaus angemessen. Die überbackene Zwiebel- und die Tomatensuppe kosten je 4,50 Euro. Für die Lendchen „Gärtnerin“ sind 17 Euro und für das Holzfällersteak 14,50 Euro fällig.

Für das Nussküsschen bezahlen wir 7,50 Euro und für Rols Pudding 3,80 Euro. Ein Mineralwasser (0,2 l) kostet mit 1,60 Euro genau so viel wie die gleiche Menge Pils. Inklusive fünf Pils und zwei Wasser bezahlen wir für das Vier-Gänge-Menü 81 Euro für zwei Personen.

Kinderfreundlichkeit

Eine Extra-Kinderkarte gibt es nicht, aber auf Wunsch richtet die Küche auch kleinere Portionen und Lieblingsgerichte für junge Gäste her.

Barrierefreiheit

Die Gasträume sind barrierefrei und mit großen Türen ausgerüstet, so dass auch ein Rollstuhl gegebenenfalls hindurchpasst. Neben der Toilettenanlage im Keller, die nur über eine steile Treppe erreichbar ist, gibt es weitere Toiletten im Erdgeschoss.

Anfahrt/Parkplatzsituation

Rols up’n Hook liegt, wie der Name schon sagt, an der Ecke Textilstraße/Wiegbold in Ottenstein. Hinter dem Restaurant sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Mit dem Bus S70, Haltestelle Textilstraße, kommt man bequem bis fast vor die Haustür. Für E-Bikes gibt es darüber hinaus eine Ladestation im Hof der Gaststätte.

Das sagt das Netz

4,4 von fünf möglichen Sternen geben die Google-User Rols up’n Hook. „Ein spitzen Lokal. Sehr gutes Essen, wer hier nicht satt rausgeht, ist selbst schuld“, schreibt „Peter Pukrop“ vor einem Monat. Auf Facebook erhält das Restaurant sogar fünf von fünf möglichen Sternen. Hier schreibt User „Kai Wping“: „Das Steak ist ein Gedicht!“.

Restaurantinfos

Rols up’n Hook

Wiegbold 22

Ottenstein

Tel. (02561) 81786.

Öffnungszeiten: Freitag bis Samstag 17 bis 21.30 Uhr, Sonntag und Feiertag, 11 bis 14 Uhr und 17 bis 20.30 Uhr, jeden zweiten Donnerstag in ungeraden Kalenderwochen: 17 bis 21.30 Uhr.

Ein Festsaal für Feierlichkeiten und eine Kegelbahn sind vor Ort vorhanden und es gibt im Haus sogar eine Ferienwohnung für zwei bis sechs Personen.

www.abbing-rols.de