Was passiert, wenn der Schutz der Privatsphäre missachtet wird? Was kann aus Big Data und per Künstlicher Intelligenz gewonnenen Daten über unsere Aktivitäten Überzeugungen, Abneigungen, Vorlieben und Gewohnheiten geschlossen werden?
Der aus Ahaus stammende Filmproduzent Michael Grotenhoff will am Sonntag (16. Februar) einen Blick hinter die Kulissen von Überwachung und Kontrolle in China zeigen: Anhand eindringlicher Schicksale von Menschen in China, die überwacht, eingeschüchtert und sogar gefoltert wurden, erzählt „Total Trust“ von den Gefahren aktueller Technologien wie Big Data und KI in den Händen einer ungezügelten Macht.

Mit China als Spiegel schlägt der Film Alarm. Für Michael Grotenhoff (54) steht dahinter aber noch mehr: „Es geht mir nicht darum, zu warnen. Ich will informieren: Gerade junge Menschen nutzen digitale Medien extensiv, wissen aber oft nicht mit den Inhalten umzugehen. Ich bin ein großer Prediger für Medienkompetenz.“
Er selbst nutze eine Vielzahl digitaler Dienste. „Aber ich beschäftige mich damit, was mit den Daten passiert. Das Bewusstsein dafür ermöglicht eine eigene Entscheidung.“ Denn der zunehmende Einsatz digitaler Überwachungstools ist längst ein globales Phänomen – auch in demokratisch geführten Ländern.
Wenn sich das System dreht
Dort sei das erst einmal nichts Besonderes: „Die Daten werden gesammelt. Technisch und inhaltlich ist das möglich. Gefährlich kann es werden, wenn sich das politische System dreht“, sagt Michael Grotenhoff.
„In China ist das wie eine Stasi 7.0: Eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung. Wir reden da von einer Überwachungsdiktatur. Davon sind wir in Deutschland zum Glück weit entfernt“, fügt er hinzu. Aber auch dort sei der Prozess schleichend gewesen. Inzwischen sei China das derzeit am stärksten überwachte Land der Welt. Und: „Die Akzeptanz für diese Methoden ist in China nicht gering“, sagt Michael Grotenhoff, der selbst etliche Male in China war.
Der Film erzählt die Geschichten dreier Frauen, die für Gerechtigkeit kämpfen – sei es für sich selbst oder für ihre Angehörigen. Er begleitet die zunächst unauffälligen Menschen auf ihrem Weg zu bedingungslosen Verteidigerinnen individueller Freiheit. Dabei will „Total Trust“ eine globale Debatte über die existenziellen Herausforderungen anstoßen, die die auf Big Data- KI basierende Überwachungstechnologien für Demokratie und Gerechtigkeit darstellen. So heißt es zumindest im Begleitmaterial des Films.
Diskussion mit Tobias Groten
Mit seiner Firma Filmtank hat sich Michael Grotenhoff auf Dokumentarfilme spezialisiert. 2023 hat er mit „Total Trust“ ein ganz besonderes Projekt veröffentlicht: Über fünf Jahre liefen die Arbeiten an dem Projekt. Gedreht von anonym bleibenden Kameraleuten und mit einer Regisseurin, die die komplette Arbeit aus der Ferne gesteuert hat. Der Produzent ist vorsichtig: „Über die Produktion kann ich nicht viel sagen, allein um das Team und die Protagonisten nicht zu gefährden. Je erfolgreicher der Film wurde, desto gefährlicher wurde es für die Beteiligten.“
Den Film zeigt er am Sonntag (16. Februar) zusammen mit dem aktuellen Forum Volkshochschule in Ahaus im Cinema Ahaus, Schlossstraße. „Total Trust“ hat neben weiteren Preisen 2024 den Deutschen Dokumentarfilmpreis gewonnen und ist jetzt für den Grimmepreis in der Kategorie „Information und Kultur“ nominiert.
Im Anschluss an den Film plant die VHS eine Gesprächsrunde mit Michael Grotenhoff und Tobias Groten, dem Gründer und CEO der Tobit.Labs. VHS-Direktor Nikolaus Schneider wird sie moderieren. Der 97 Minuten lange Film beginnt um 11 Uhr, Eintrittskarten kosten acht Euro.