Tobias Groten möchte in die Politik. In den Ahauser Rat. Bei der kommenden Kommunalwahl am 14. September kandidiert der Ahauser Software-Unternehmer für einen der 42 Sitze im Rat. Als Einzelkandidat.
„Ich habe meine Unterlagen im Rathaus abgegeben“, erklärt der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Tobit.Labs unserer Redaktion. Warum? Nun: „Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich der Stadt guttun würde.“

Denn bei den aktuellen Politikern sieht er ein Problem: „Sie denken nicht groß“, sagt Tobias Groten. Es gebe kein Gesamtkonzept, wie Ahaus sich verändern soll. „Es gibt keinen Plan Ahaus 2030“, erklärt er. Keine langfristigen Ideen. Im Gegenteil: Aktuell würden einfach die großen Konzepte aus der Vergangenheit nach und nach abgearbeitet.
Er sieht sich selbst als Impulsgeber, als der er im Rat wirken will. „Ich hätte dann nur eine Stimme“, sagt er. Dass er damit nichts ausrichten könne, sei ihm klar. Aber: „Ich hätte Rederecht“, erklärt er. In jeder Sitzung. Er könne sich in Prozesse einmischen, diskutieren, eine andere Sicht auf die Dinge liefern.
Einige Jahre Zurückhaltung
Das hat er in der Vergangenheit schon häufiger getan. Von außen: In Leserbriefen, eigenen Kommentaren oder Stellungnahmen in sozialen Medien, in persönlichen Gesprächen oder mit Konzeptvorstellungen von der ganz großen Bühne im Atrium seines Unternehmens an der Parallelstraße.
„Aber was bringt das Klugscheißen aus der zweiten Reihe?“, sagt er und lässt die rhetorische Frage für einen Moment im Raum stehen. Nein, in den vergangenen Jahren habe er sich genau deswegen zurückgehalten. Aber die Politik wolle bisher auch einfach nichts hören.
„Es gibt hier auch nicht viel zu meckern“, erklärt er über seine Heimatstadt. „Ich liebe diese Stadt, die ist einfach toll.“ Umso mehr ärgere ihn, wenn sie hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibe.
Domhof war der entscheidende Grund
Stichwort Domhof: Das Thema war für ihn der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es geht um die Zukunft des alten Kaufhauses Hawerkamp und der ehemaligen Volksbank.
Zusammen mit dem Gronauer Guido Hoff hatte er die Flächen gekauft und einen großen Plan ins Gespräch gebracht: Statt Kaufhaus, ehemaliger Volksbank und einem weiteren Grundstück hätte dort eine einheitliche Bebauung mit einem großen Wohn- und Geschäftskomplex entstehen sollen. Auch eine Tiefgarage und eine Erweiterung des Schlossgartens stellte sich Tobias Groten vor. Alternativ hatte er der Stadt den Kauf der Flächen angeboten.
Am Ende lehnte der Ahauser Rat die Idee ab, entschied sich dafür, die Immobilien und Grundstücke zu kaufen und lobte seinerseits einen Wettbewerb für die Planungen aus.
„Es ist gut und richtig, dass der Rat entschieden hat, die Grundstücke zu kaufen“, sagt Tobias Groten. Es gehe ihm auch nicht darum, mit seiner Idee am Ende Recht zu behalten. „Aber die Entwicklung der Grundstücke und der Kauf wären viel günstiger und viel schneller gegangen“, sagt er.
Wenn, ja wenn nur einer im Rat früh genug groß genug gedacht hätte und die drei einzelnen Gebäude oder Grundstücke als eine große Chance betrachtet hätten. „Die Diskussion um den Domhof hat mir wirklich die Augen geöffnet“, erklärt er.
Ähnlich sieht er es mit Fragen zum Kirmesplatz oder zur Umgestaltung der Wallstraße: „Warum nicht ein großes Parkhaus auf dem Kirmesplatz? Warum rückt die Kirmes dann nicht in die Innenstadt? Warum baut man die Wallstraße nicht so um, dass sie als zentraler Veranstaltungsort funktionieren würde?“
Job statt Bürgermeisteramt
Fragen, die er zukünftig in der Politik stellen und diskutieren will. Im Rat. In den zahlreichen Ausschüssen sieht er sich aktuell nicht. Die Plätze dort würden schließlich durch die Fraktionen besetzt.
Wäre dann nicht auch eine Kandidatur als Bürgermeister denkbar gewesen? „Nein“, sagt er blitzschnell und lacht laut. „Ich habe einen Job“, fügt er hinzu. Außerdem habe die Stadt mit Karola Voß eine „super Bürgermeisterin“. Auch würden ihm die passenden Skills (also Fähigkeiten) für so eine Kandidatur fehlen. Nein, auf einem Sitz im Rat würde er sich besser aufgehoben fühlen.
Die Kandidatur mit einer Partei im Rücken oder gar der Neugründung einer Partei oder Liste komme für ihn nicht in Frage. „Darum geht es mir nicht“, sagt er. Einerseits, weil Parteipolitik für seine Begriffe auf kommunaler Ebene überhaupt keine Rolle spielen dürfe: „Es geht hier vor Ort um Sachthemen, über die gesprochen werden muss.“ Fraktionszwänge oder Parteiinteressen seien da fehl am Platz. Auch will er sich nicht 21 Leute suchen, die mit ihm dann in jedem der Wahlbezirke antreten sollen, um die Plätze im Rat zu sichern. „Ich will da als einzelner Mensch antreten“, erklärt er.
Das macht er im Wahlbezirk Rathaus I: Nur dort können ihn die Menschen am 14. September wählen. Eher eine zufällige Wahl: „Es ist das Zentrum“, sagt er. Weder wohne er dort, noch habe er dort Wahlrecht oder sieht dort besonders viele Unterstützer. „Wir groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich gewählt werde?“, die Frage stellt er selbst. Eine Antwort lässt er offen. Er müsse ja nur eine Stimme mehr als die anderen Bewerber bekommen. Und: „Ich will es zumindest einmal im Leben versucht haben.“