Thomas Ennings „Zur Barriere“ verbindet Tradition und Moderne

© Markus Gehring

Thomas Ennings „Zur Barriere“ verbindet Tradition und Moderne

rnRestaurant-Check

Früher zwang hier eine Mautstation zum Halten. Heute machen Freunde guter Küche freiwillig Station im Restaurant „Zur Barriere“. Vor allem Fleischliebhaber kommen auf ihre Kosten.

Ahaus

, 20.07.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Fast jeden Tag fahre ich auf dem Weg nach Ahaus an der schwarz-weißen Barriere vorbei. Bis 1912 wurde sie auch noch heruntergelassen. Seit es die Mautstation nicht mehr gibt, hält hier nur, wer das Restaurant „Zur Barriere“ besuchen will.

Viele Hochzeiten finden hier statt. Wer einfach nur mal so zum Essen kommen will, muss allerdings wissen, dass hier die Küche erst ab Donnerstag bis zum Sonntag geöffnet wird. Das hat uns schon einige Male in andere Restaurants geführt. Jetzt aber geht es hinein in den Gastraum.

Er ist zweigeteilt, vorne sieht es rustikaler aus, hinten sind dann die Tische schön gedeckt mit Blumen und attraktiven Wassergläsern. Und dass es Stoffservietten gibt, finde ich eigentlich selbstverständlich, weiß aber, dass dies auch in gehobenerer Gastronomie nicht immer so ist.

Der vordere Gastraum mit den rot gepolsterten Stühlen und der Bar hebt sich vom Rest des Restaurants ab.

Der vordere Gastraum mit den rot gepolsterten Stühlen und der Bar hebt sich vom Rest des Restaurants ab. © Markus Gehring

Am Fußboden oder am Bezug einiger Bänke beispielsweise erkennt man, dass es das Restaurant schon lange gibt – auch wenn es sicher nicht der Boden ist, den der erste der Ennings, Hermann, Ende des 19. Jahrhunderts eingebaut hat. Doch Dekoration und kleine Details lassen einen modernen Eindruck entstehen.

Diese Mischung aus Tradition und Moderne könnte auch das Motto der Küche sein. Hier steht jetzt Thomas Enning an den Köpfen und mit ihm die vierte Generation. Denn auf der einen Seite gibt es „Ennings Evergreens“: Schnitzel in mehreren Variationen, gekochtes Rindfleisch mit Zwiebelsauce oder Minirouladen, alles mit Preisen zwischen 14,80 und 16,80 Euro auch günstige Angebote.

Ein Blick in den Gastraum

Ein Blick in den Gastraum © Markus Gehring

Auf der anderen Seite nutzt Thomas Enning in seiner Küche eine jahrhundertealte Methode, die allerdings erst in letzter Zeit wieder in Mode gekommen ist. Bei der Dry-Aging-Methode wird Rindfleisch am Knochen, also Porterhouse, Rib-Eye und Entrecote, bei 95 Prozent Luftfeuchtigkeit vier Wochen gereift.

Was ich toll finde: Thomas Enning serviert Limousinrind aus dem Münsterland und hat mit Fleischermeister Christoph Laschke in Heek den richtigen Lieferanten für hochwertiges Fleisch. Eigentlich wollte ich unbedingt eines dieser Fleischspezialitäten ausprobieren. Doch an diesem Abend sind 300 bis sogar 500 Gramm einfach zu viel.

Vorspeise: Karotten-Ingwer-Capuccino mit gebratener Jacobsmuschel und Blätterteig-Zwiebel-Stange

Vorspeise: Karotten-Ingwer-Capuccino mit gebratener Jacobsmuschel und Blätterteig-Zwiebel-Stange © Ronny von Wangenheim


Die Vorspeise

Doch erst einmal geht es um die Vorspeise. Ich entscheide mich für Karotten-Ingwer-Cappuccino mit gebratener Jacobsmuschel und Blätterteig-Zwiebel-Stange (6,80 Euro). Das sieht schon einmal sehr schön aus. Unter der weißen Sahneschicht taucht der Löffel in die Karottensuppe, die sämig ist, aber noch etwas Biss hat. Der Ingwer gibt dem ganzen eine leichte Schärfe. Die Blätterteigstange passt sehr gut dazu.

Die Jacobsmuschel allerdings hätte schärfer angebraten und dafür etwas kürzer in der Pfanne sein können. Vielleicht hätte ich sie sofort essen sollen, aber auch der „Cappuccino“ allein sorgt für die richtige Vorspeisenwahl.

Ruccolasalat mit gehobeltem Parmesan, Himbeervinaigrette und Tranchen von geräucherter Entenbrust

Ruccolasalat mit gehobeltem Parmesan, Himbeervinaigrette und Tranchen von geräucherter Entenbrust © Ronny von Wangenheim

Mein Mann hat Rucolasalat mit gehobeltem Parmesan, Himbeervinaigrette und Tranchen von geräucherter Entenbrust (8,80 Euro) bestellt. Die Entenbrust ist sehr dünn geschnitten, einem Carpaccio vergleichbar, und schmeckt aromaisch. Die gesamte Komposition ist stimmig, einzig die Himbeervinaigrette war etwas zu dominant und auch zu viel im Verhältnis zum Salat. Witzig: Als Deko garnieren frittierte Spaghetti den Teller. Dieses Gericht hätte man übrigens auch als Hauptgericht bestellen können.

Schweinekotelett mit Rahmwirsing und Bratkartoffeln

Schweinekotelett mit Rahmwirsing und Bratkartoffeln © Ronny von Wangenheim

Die Hauptspeise

In meiner Speisekarte findet sich noch die Saisonkarte. Darauf springt mir das Kotelett vom Münsterländer Schwein entgegen, mit Rahmwirsing und Bratkartoffeln (14,80 Euro). Das gefällt mir. Doch dann informiert die immer freundliche Servicekraft, dass der Zettel versehentlich noch in der Karte lag. Während die noch einmal nachfragt, freunde ich mich gerade mit einem Kalbsschnitzel an. Bis sie zurückkommt: Der Chef habe noch ein Kotelett für mich. Ich bin begeistert.

Das bin ich auch noch, nachdem ich den Teller leer gegessen habe. Das Fleisch hat sehr viel Geschmack, ist genau richtig gebraten und das Fett am Rand ist so kross, dass ich es teilweise ebenfalls mit Genuss verspeise. Wirsing mag ich sowieso sehr gerne und auch er schmeckt gut, weil er einerseits noch Biss hat, andererseits mit der Sauce eine weiche Komponente hat.

Lammfilet mit Anchovis-Kräuter-Salsa, Rosmarionkartoffeln. Dazu gehört noch ein Schüsselchen mit Blattsalat und Balsamicovinaigrette

Lammfilet mit Anchovis-Kräuter-Salsa, Rosmarionkartoffeln. Dazu gehört noch ein Schüsselchen mit Blattsalat und Balsamicovinaigrette © Ronny von Wangenheim

Lammfilet mit Anchovis-Kräuter-Salsa und Rosmarinkartoffeln (25 Euro) ist die Wahl meines Mannes. Der Blattsalat fehlt erst, wird aber auf Nachfrage sofort serviert. Alles schmeckt offenbar sehr gut. Seine einzige Kritik ist, dass vier Filets eins zu viel ist. Damit kann jeder Koch sicherlich gut leben.

Dessert-Variationen mit Herrencreme im Gläschen, After-Eight-Eis, Mousse au Chocolat und Erdbeerspiegel

Dessert-Variationen mit Herrencreme im Gläschen, After-Eight-Eis, Mousse au Chocolat und Erdbeerspiegel © Ronny von Wangenheim

Das Dessert

Weil wir beide eigentlich schon satt sind, aber dennoch mehr als ein Dessert probieren wollen, bestellen wir die Dessertvariationen (7,80 Euro). Was geboten wird, kann uns die Servicekraft nicht sagen. Das variiere jedesmal. Auf unserem Teller findet sich in einem Glas eine Herrencreme, die nicht nach Rum schmeckt, eine sehr leckere Schokoladenmousse, ein After-Eight-Eis, das vor allem meinem Mann schmeckt, und Sahne. Das ist der richtige Abschluss. Noch ein Espresso und wir sind sehr zufrieden

Ach ja, noch ein kleiner Einwand. Zum Espresso hätten wir gerne braunen Zucker, weil er lecker schmeckt und außerdem sehr viel gesünder ist als weißer Zucker. Den gibt es nicht, was wir fast erwartet haben. In Italien ist zucchero di canna eine Selbstverständlichkeit, hierzulande leider nicht. Dafür gibt es aber ein Glas Wasser zum Espresso. Auch das ist nicht überall so. Da hebt sich „Zur Barriere“ von den meisten Restaurants ab.

Die Speisekarte

Die Speisekarte bietet für jeden Geschmack etwas. Bei den Vorspeisen hätte mich auch der Ziegenkäse mit Honig-Walnuss-Kruste und Orangencarpaccio interessiert. Für Suppenkasper könnte die Steinpilzrahmsuppe interessant sein.

Vegetarier können unter fünf Angeboten wählen. Mein Highlight wären die Nudelteigtaschen mit Steinpilzfüllung oder mit der „Pecorino Feige“-Variation.

Für die große Flasche Grappa gibt es einen eigene Pipette.

Für die große Flasche Grappa gibt es einen eigene Pipette. © Markus Gehring

Bei den Hauptspeisen gibt es wie erwähnt die Schnitzelvariationen und die Steakspezialitäten. Unter der Überschrift „Potpourri“ finden sich Gerichte wie Papardelle mit Gambas, paniertes Kalbsschnitzel mit Pilz-Röstzwiebel-Semmelbrösel-Panade und Papardelle in Taleggio-Sahne oder einen „Burger vom edlen Angus Rind“.

Die Getränke

Zum Auftakt bestellt mein Mann Prosecco. Ja, den gebe es, so die Auskunft. Was kommt, ist allerdings ein Muskateller-Sekt, der meinem Mann zu süß ist. Kein Problem. Die Servicekraft tauscht das Gas gegen ein Glas Haussekt. In der Speisekarte sind die Getränke leider nicht aufgeführt. Wasser in großen Flaschen gibt es still oder klassisch, aber nicht medium.

Und die Weinkarte listet zwar die Flaschenweine auf, verrät aber nicht, welche offenen Weine es gibt und was die Karaffe kostet. Also fragen wir nach. Meine 0,2-Liter Karaffe Grauburgunder kostet 4,80 Euro. Mein Mann trinkt ein Krombacher Bier (0,3 Liter 2,60 Euro).

Ein Geweih als Blickfang

Ein Geweih als Blickfang © Markus Gehring

Die Preise

Über die Preise kann man nicht meckern. Wir haben inklusive Getränken 85,80 Euro bezahlt, das ist absolut angemessen. Bei den Hauptgerichten reicht die Bandbreite von 13 Euro für das vegane Gericht mit Röstischiffchen, Blattspinatfüllung, Karotten-Ingwer-Püree und gebratenen Austernpilzen bis zu 34 Euro – dafür gibt es entweder das New York Cut Clubsteak, Dry Age und 500 Gramm schwer, oder das Rib Eye Steak, 400 Gramm schwer und ebenfalls Dry Age. Vorspeisen variieren zwischen 4,90 Euro für eine Rinderkraftbrühe mit Einlage und Graved Lachs, Mango-Inger-Salsa und Kartoffelpuffer für 11,80 Euro.


Kinderfreundlichkeit

Ennings Barriere hat eine eigene Kinderkarte. Als „Drachenschnüre“ werden hier Spaghetti mit Tomatensauce (5.80 Euro) angeboten, „Happy-Fisch“ (5,80 Euro) sind Fischfiguren aus Seelachs in Panade und Kartoffelpüree. Das günstigste Angebot ist „Käpt‘n Blaubär“ (4,80 Euro) mit zwei Heißwürstchen und Pommes. Das teuerste Angebot für Kinder ist Pinocchio (6,50 Euro), dahinter verbirgt sich ein kleines Schnitzel mit Erbsen, Möhren und Pommes.

Barrierefreiheit

Das Restaurant ist sowohl von vorne, als von hinten barrierefrei erreichbar. Auch die Toiletten sind behindertengerecht.


Anfahrt und Parken

Zur Barriere liegt an der B 474 auf halber Strecke zwischen Ahaus und der Autobahn 31. Busse (Linie 781) halten hier nur in großen Abständen. Wer mit dem Auto kommt, findet ausreichend Parkplätze an dem Restaurant.

Das sagt das Netz

Die Facebook-User vergeben Bestnoten an das Restaurant. 4,7 von 5 Punkten sind ein sehr guter Wert. „Lange nicht so ein gutes Steak gegessen.... gerne wieder“, schreibt ein Gast, ein anderer: „Super gutes Essen und tolles Ambiente, vor allem draußen!! Immer wieder ein Besuch wert.“. Und auch zu Hochzeiten, die dort gefeiert wurden, gibt es viele sehr gute Kommentare.

Google-User geben 4,3 Sterne. Ein Kommentar: „Essen super, reservieren online klappt nicht. Mussten mit 6 Leuten wieder fahren. Schade.“

Restaurant Info

Restaurant Zur Barriere

Legdener Straße 99

48683 Ahaus

Tel. (02561) 3800

E-Mail: restaurant@enning-barriere.de

www.enning-barriere.de

So funktioniert der Restaurant-Check

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.