„Stimmung kippt langsam“ Peter Schwack sorgt sich um Akzeptanz von Geflüchteten in Ahaus

„Die Stimmung kippt“: Caritas sorgt sich um Akzeptanz von Geflüchteten
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In Ahaus äußert der Caritas-Vorstand Peter Schwack seine Besorgnis über den schwindenden sozialen Frieden und die wachsende Ablehnung gegenüber Asylbewerbern und Kriegsflüchtlingen.

Trotz des großen Engagements des Aktionsbündnisses „Ahaus bleibt bunt“ und zahlreicher ehrenamtlicher Integrationslotsen beobachtet Schwack, dass die Akzeptanz für Geflüchtete in Teilen der Gesellschaft abnimmt. Peter Schwack ist Vorstand für das Ressort Soziale Dienste beim Caritasverband Ahaus-Vreden.

Schlafabteil in der Turnhalle
Die Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen kann nur eine Notlösung sein, findet Caritasvorstand Peter Schwack. © Archiv

Peter Schwack sieht in Ahaus in der Flüchtlingshilfe auf der einen Seite viele ehrenamtlich Engagierte und sogar eine gestiegene Zahl an Integrationslotsen. „Im Moment sind es um die 140.“ Ohne dieses ehrenamtliche Engagement könnten die Geflüchteten nicht entsprechend unterstützt werden.

Dennoch sei zu erkennen, dass sich die Stimmung in der Gesellschaft verschlechtert. „Die Akzeptanz für geflüchtete Menschen ist deutlich gesunken. Im Austausch hört man teilweise Stammtischparolen, gerne auch garniert mit Halbwahrheiten“, erklärt Schwack besorgt.

Gute Zusammenarbeit

Für ihn ist sozialer Frieden ein zentrales Element einer funktionierenden Demokratie. Er fordert dazu auf, Menschen in Not zu unterstützen und betont die Notwendigkeit, eine Solidargemeinschaft zu sein. Gleichzeitig weist Schwack auf die Unterschiede bei der rechtlichen Behandlung von Geflüchteten hin und mahnt zu einer gerechteren Behandlung.

Dennoch hebt er die positive Willkommenskultur in Ahaus hervor und lobt die Unterstützung der Stadtverwaltung und des Stadtrates. Er betont die enge Zusammenarbeit zwischen dem Caritasverband und der Verwaltung und erwähnt die gestiegene Anzahl von Integrationslotsen in Ahaus.

Schwierige Wohnraumsuche

Schwack äußert jedoch auch den Wunsch nach mehr Unterstützung von Bund und Land für die Flüchtlingsarbeit. Er betont, dass die finanziellen Belastungen für die caritativen Träger weiterhin hoch seien.

„Die Stadt Ahaus hat erkannt, dass der soziale Frieden auch dadurch gewahrt wird, dass man die Geflüchteten unterstützt, dass man sie betreut und gleichzeitig Aktionen für Willkommenskultur ermöglicht“, erklärt Peter Schwack.

Werner Leuker mit Sozialarbeitern vor der Villa in Alstätte.
In einer alten Villa in Alstätte werden nun Flüchtlinge von der Stadt Ahaus untergebracht. Der Sozialdezernent Werner Leuker hält dieses Objekt für einen Glücksgriff. © Luca Bramhoff

Zuletzt hat die Stadt Ahaus in einer Altbauvilla in Alstätte Platz für 60 Flüchtlinge geschaffen. Notunterkünfte in Sporthallen und Mehrfachbelegungen seien leider nicht vermeidbar, aber keine Dauerlösung. Bezahlbaren Wohnraum zu finden sei aber schwierig.

Peter Schwack verdeutlicht: „Es sind Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, mit verschiedenen Sprachen, teils durch Kriegserlebnisse schwer traumatisiert – und dann müssen sie auf engstem Raum ohne Privatsphäre leben. Das kann nicht gutgehen. Packen Sie mal 200 Deutsche für mehrere Monate in eine Turnhalle, auch das würde automatisch zu Konflikten führen.“