
„Wir haben versucht, alles zu sagen, was wir sagen dürfen“, sagte in der Gemeindeversammlung der Pressesprecher des Bistums Münster. Offen gelogen hat er damit nicht. Obwohl mich selbst das nicht gewundert hätte. Aber es ist ja möglich, dass das Bistum einfach an klarer Kommunikation gescheitert ist. Klare Kommunikation, die die Staatsanwaltschaft Münster zu dem Fall übrigens in einem kurzen Telefonat ganz schnell hinbekommen hat.
Nun prescht ausgerechnet eine Presseabteilung in der katholischen Kirche nicht vor, um ihre Sicht der Dinge durchzudrücken. Die Sprache ist mindestens von bischöflicher Ebene so vorgegeben.
Jürgens ist kein Don Camillo
Pfarrer Stefan Jürgens lehnt sich weit aus seiner Kanzel, indem er die Art und Weise, wie das Bistum – also Bischof Dr. Felix Genn – über die Vorwürfe gesprochen hat, öffentlich kritisiert. Und vom Bistum klipp und klar fordert, offener zu sprechen.
Dass er seiner eigenen Kirche kritisch gegenüber steht, dass er Zölibat und Klerikalismus ablehnt, ist man von ihm gewohnt. Seit Jahrzehnten.
Umso höher muss man ihm anrechnen, dass er immer noch gegen diese Windmühlen anrennt. Dass er immer noch versucht, in die jahrhundertealten, verkrusteten Strukturen zumindest einen kleinen Kratzer zu bekommen. Er hat mir in einem anderen Zusammenhang mal gesagt, dass er kein Don Camillo sei. Und doch wünsche ich ihm die Wehrhaftigkeit des norditalienischen Dorfpfarrers. Vielleicht muss man auch einfach mal einen schweren Tisch im Bischofssitz zerschlagen, bevor man dicke Bretter bohren kann.
Felix Genn wird am 6. März 75, kurz danach wird Rom seinen Rücktritt wohl annehmen. So ist es üblich. Zwei, vielleicht drei Wochen noch. Mit ihm verlässt dann wieder ein alter Mann einen entscheidenden Stuhl. Ein anderer, etwas jüngerer, alter Mann wird sich setzen. Was das am Ende bringt?
Nicht viel. Und das ist vor allem für all die ein weiterer Schlag ins Gesicht, die sich in Ahaus und den Ortsteilen noch für ihre Gemeinde einsetzen.