
© Johannes Schmittmann
Steaks, Burger, Spare Ribs: „Höstenpumpe“ ist mehr als Wüllens Dorfkneipe
Restaurant-Check
Dass man in der Gaststätte „Höstenpumpe“ gut essen kann, wissen Wüllener schon lange. Für Auswärtige ist es aber noch ein Geheimtipp. Wir haben das Lokal getestet – schon vor Corona.
Dass zwischen Testessen und Veröffentlichung mehr als drei Monate liegen, hat es beim Restaurant-Check unserer Redaktion noch nicht gegeben. Doch besondere Umstände erfordern manchmal besondere Maßnahmen. Es war der 5. März dieses Jahres, als meine Freundin und ich beschlossen, die Kochkünste von Dennis Busscher, Wirt der Wüllener „Höstenpumpe“, genau unter die Lupe zu nehmen.
Zwischen Hauptgang und Dessert meldete sich plötzlich mein Diensthandy. „Corona ist in Ahaus angekommen“, hatte ein Kollege in die Redaktions-Gruppe geschrieben. Im Anhang fand sich eine Mitteilung der Irena-Sendler-Gesamtschule, in der die Direktorin ankündigte, dass die Türen schon ab dem nächsten Tag geschlossen bleiben. Zwei Kinder waren positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Dass der Nachtisch kein Genuss mehr war – so viel sei vorweggenommen – lag nicht an der Zubereitung. Viel mehr war uns schon an jenem Donnerstagabend klar, dass uns allen nun eine sehr schwierige Zeit bevorstehen würde. Am nächsten Tag saß ich auf der Krisen-Pressekonferenz des Kreises, wenige Tage später schlossen alle Schulen ihre Türen, Restaurants und Kneipen folgten – auch die Höstenpumpe.
Wir beschlossen, den Restaurant-Check zu diesem Zeitpunkt nicht zu veröffentlichen, da der Service-Charakter nicht mehr gegeben war. Nun ist die Wüllener Gaststätte aber schon seit ein paar Wochen wieder geöffnet. Bei einem privaten Besuch haben wir uns versichert, dass sich bis auf die neue Terrasse wenig geändert hat. Hier also, mit etwas Verzögerung, unser Erlebnisbericht.
Die Atmosphäre
Als Ahauser verbinde ich die Höstenpumpe vor allem mit dem Karneval. Schon einige Rosenmontage haben meine Freunde und ich dort verbracht. Und tatsächlich erinnert der Eingangsbereich zunächst einmal an eine klassische Kneipe. An diesem Donnerstagabend sitzen ein paar ältere Herrschaften am Tresen und trinken gemütlich ihr Bier.

Der Wintergarten der Höstenpumpe ist gemütlich und die Tische sind liebevoll eingedeckt. © Johannes Schmittmann
Doch im Wintergarten, wohin uns die junge Kellnerin führt, herrscht eine andere Atmosphäre. Für einen Wochentag ist es gut gefüllt, trotzdem geht es ruhig zu. Nicht ganz dazu passt die Partymusik, die leise im Hintergrund läuft. Unser Tisch ist liebevoll eingedeckt, die Speisekarten werden uns prompt gebracht.
Die Vorspeise
Schon beim ersten Blick fällt auf, dass die Küche versucht, westfälische Klassiker mit modernen Elementen zu verbinden. Bei den Vorspeisen ist die Suche nach einem passenden Gericht aber gar nicht so einfach, da diese meistens unter die Kategorie „Snacks für den kleinen Hunger“ fallen und überwiegend aus der Fritteuse stammen.

Die Chili Poppers kamen frisch aus der Fritteuse. © Johannes Schmittmann
Eine Ausnahme stellen die gebratenen Champignons mit Knoblauch-Kräuter-Sauce dar. Meine Freundin schlägt sofort zu. Um nicht zweimal das Gleiche zu bestellen, wähle ich die Chili-Poppers. Gemeinsam mit dem bestellten Wein erreichen uns die Vorspeisen nach zehn Minuten. Die Pilze sind perfekt goldgelb gebraten und haben noch einen schönen Biss. Die Sauce ist ausgewogen gewürzt und nicht zu mächtig.

Die Champignons zur Vorspeise waren eine gute Wahl. © Johannes Schmittmann
Meine Portion Chili Poppers, die in einem Metallkorb serviert wird, ist riesig. Wir beschließen, beide Vorspeisen zu teilen. Und die Poppers sind überraschend gut. Sie sind zu gleichen Teilen mit grünen Jalapenos und roten Chilis gefüllt, haben eine angenehme Schärfe, die durch den milden, geschmolzenen Mozzarella im Kontrast steht. Ganz schaffen wir die Portion mit Blick auf die Hauptspeise allerdings nicht.
Die Hauptspeise
Wenn es sich selbst bis nach Münster rumgesprochen hat, dass es in der Höstenpumpe richtig gute Steaks geben soll, muss das wohl getestet werden. Bei der Kellnerin bestellte ich das klassische Rumpsteak (250g) mit Pfeffersauce und gegrilltem Gemüse. Ob es sich bei den in der Karte aufgeführten „Röstkartoffeln“ um klassische Bratkartoffeln handelt, konnte mit die Bedienung nicht genau sagen. Ich probiere es einfach aus.

Das Rumpsteak wurde nicht nur schön angerichtet, sondern schmeckte auch ausgezeichnet. © Johannes Schmittmann
Meine Freundin wählt das Schweinefilet mit Café-de-Paris-Sauce und Süßkartoffelpommes. Auch Burger, Spare Ribs und vegetarische Gerichte stehen hier auf der Karte.
Als die Kellnerin uns beide Hauptspeisen serviert, staunen wir nicht schlecht. Die Anrichtung auf einer schwarzen Platte mit Rosmarinzweig, Mini-Spargel und grob gemahlenem Salz macht richtig was her. Mein Rumpsteak hat eine schöne Kruste und dunkle Streifen vom Grill. Doch nicht nur die Optik stimmt.

Das Schweinefilet wurde mit Süßkartoffelpommes und Café-de-Paris-Sauce serviert. © Johannes Schmittmann
Sowohl das Schweinefilet als auch das Rindfleisch sind butterweich und innen noch leicht rosa. Da versteht jemand sein Handwerk. Auch bei der Café-de-Paris-Sauce gerät meine Freundin ins Schwärmen. Ich entscheide mich hingegen spontan um und genieße das Steak ohne Sauce. Sie wäre in meinen Augen Verschwendung gewesen.
Das gegrillte Gemüse passt gut dazu. Die Röstkartoffeln – wohl aus der Fritteuse – haben mit Bratkartoffeln nichts zu tun und fallen leider etwas ab. Die Süßkartoffelpommes bei meiner Freundin schmecken hingegen sehr gut.
Der Nachtisch
Von den Umständen, die den Nachtisch begleitet haben, habe ich bereits eingangs berichtet. Ansonsten gibt es hier aber wenig Anlass zur Kritik. Für ein halbgebackenes, warmes Schokoküchlein mit Vanilleeis kann sich meine Freundin immer begeistern. Und mein Favorit, Crème brûlée, findet sich auf der Karte. Auch hier passt die Garnitur.

Der Nachtisch ging zwischen den Corona-Meldungen etwas unter. Trotzdem zu empfehlen: die Crème brûlée. © Johannes Schmittmann
Zwar ist die Creme offenbar nicht mit echten Vanilleschoten gemacht, dafür ist das Karamelleis hausgemacht und geschmacklich ein echtes Highlight.

Das Schokoküchlein war noch warm und nur halb gebacken. Es wurde mit einer Kugel Vanilleeis gereicht. © Johannes Schmittmann
Das Fazit
Die Höstenpumpe ist für Wüllener sicher kein Geheimtipp mehr, für Auswärtige wie mich hingegen schon. Hier kann man zu fairen Preisen gut essen. Dennis Busscher schafft dabei den Spagat zwischen regulären Kneipenbetrieb und bodenständiger Küche, die sich von vielen vergleichbaren Betrieben noch etwas abhebt. Hinweis: Wegen Corona bietet die Höstenpumpe aktuell nur eine reduzierte Speisekarte an. Dafür gibt es weiterhin einen Abholservice. Alle aktuellen Infos stehen auf der Homepage.
Die Preise
2,20 Euro für ein 0,25 Pils ist für eine Kneipe nicht günstig, für eine Restaurant hingegen schon. Die italienischen Weine kosten pro Glas gut 5 Euro, das ist sehr fair. Das Rumpsteak kostet samt Beilagen 24,50 Euro, das Schweinefilet 16,80 Euro. Unsere Gesamtrechnung lag inklusive Trinkgeld bei genau 100 Euro.
Kinderfreundlichkeit
Auf der Speisekarten finden sich verschiedene Gerichte für Kinder.
Barrierefreiheit
Der Haupteingang ist nicht barrierefrei, allerdings können Besucher dem Wirt Bescheid sagen. Dann öffnet dieser die Hintertür.
Das sagt das Netz
4,3 von 5 Sternen vergeben die Google-Nutzer. „Gemütlich eingerichtet. Essen qualitativ, mengenmäßig und vom Preis her super. Ganz nette Bedienung. Immer wieder gerne“, schrieb vor vier Monaten Userin Sandra Büscher. Mit 4,5 von 5 Sternen schneidet die Gaststätte beim Portal „Tripadvisor“ sogar noch besser ab.
Anschrift und Öffnungszeiten
Gaststätte Höstenpumpe
Inh. Dennis Busscher
Marktplatz 11
48683 Ahausinfo@hoestenpumpe.de
Mo. u. Di. Ruhetag
Mi., Do. u. So. 17 bis 21 Uhr
Fr. 17 bis Mitternacht
Sa. 17 bis 3 Uhr
SO FUNKTIONIERT DER RESTAURANT-CHECK
Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
