Monatelang sind die großen Pumpen an der Baugrube der Josefschule in Ahaus gelaufen. Sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag. Am Ende umsonst. Die Baugrube wird demnächst wieder zugeschüttet. Der geplante Schulneubau muss ohne Keller auskommen.
Norbert Rose ist sichtbar geknickt. Der Fachbereichsleiter Immobilienwirtschaft der Stadt Ahaus würde an diesem Nachmittag lieber gute Nachrichten verkünden. „Wir bekommen die Baugrube nicht trocken“, sagt er.
Selbst Fachleute aus den Niederlanden haben inzwischen ihre Waffen – oder vielmehr Werkzeuge – gestreckt. „Und die kennen sich nun wirklich mit Wasserhaltung aus“, erklärt Norbert Rose.
Das Problem: Der Grundwasserspiegel liegt zu hoch. Zu viel Wasser strömt in die Grube. Und es gibt in diesem Jahr schlicht zu viel Niederschlag.

Wie auf Stichwort beginnt es am Mittwochnachmittag zu regnen. Norbert Rose blickt in den Himmel: „Was für die Grundwasserstände in der Region gut ist, macht uns hier einen Strich durch die Rechnung“, erklärt er missmutig.
In einem trockenen Jahr wäre die Baustelle zwischen Kampstraße und Gerhart-Hauptmann-Straße wohl kein großes Problem gewesen. „Da wäre der Keller längst fertig“, sagt Norbert Rose. Doch so sei der Untergrund nicht belastbar.
Der verhalte sich bei Belastung wie ein dünner Pudding, fügt er hinzu. Schon einen Bagger in die Grube zu stellen, um sie weiter auszuheben, sei schlicht unmöglich. Durch die Vibrationen der Maschine würde sie langsam im Boden einsinken. Gleichzeitig drücke der Boden von außen nach.
Ist der Boden erst einmal belastet und komprimiert, sei das kein Problem mehr. Deswegen bestehe auch keinerlei Gefahr für die umliegenden Häuser. Unter diesen Bedingungen aber eine neue Baugrube auszuheben und mit dem Hochbau zu beginnen, sei schlicht unmöglich.
Pfahlgründung zu teuer
Immer wieder habe es Versuche und Anläufe gegeben. Vor drei oder vier Wochen habe man im Rathaus dann aber die Notbremse gezogen. Weil es schlicht nicht mehr anders gehe. Eine Pfahlgründung sei zwar technisch denkbar, aber immens teuer. Auf eine trockenere Witterung zu warten, gehe auch nicht länger. Denn das Bauunternehmen stehe ja in den Startlöchern. Alle Ausschreibungen seien gelaufen.
Bedingungen, mit denen niemand gerechnet hat. „Wir haben ja ein komplettes Bodengutachten“, erklärt auch Projektleiter Thomas Althaus. Keinen Hinweis habe es auf diese schwierigen Umstände gegeben. „Die Kombination aus starken Niederschlägen und der Grundwasserlage konnte kein Gutachter vorhersehen“, macht auch Norbert Rose deutlich.
Aber auch mit Pumpen ist dem Problem offenbar nicht beizukommen. Denn auch wenn die rund um die Uhr laufen: Sie fördern nicht genug Wasser. „Der Boden hält es regelrecht fest“, erklärt Thomas Althaus. Würde man die Pumpen einfach abstellen, wäre die Baugrube in kürzester Zeit vollgelaufen. „Dann hätten wir hier einen Baggersee“, sagt er.
Notlösung ohne Keller
Also plant die Verwaltung neu: Gerade werden neue Statiken berechnet. In den Sommerferien soll die Baugrube zugeschüttet werden. Wann genau steht im Moment noch nicht fest. Dann geht es mit dem veränderten Plan weiter. „Wir verzichten auf den Keller“, sagt Thomas Althaus. Ohne Zweifel eine Notlösung.
Denn der Keller war eigentlich für Technik und Elektrik vorgesehen. Dazu wären einige Lagerräume gekommen. „Das müssen wir jetzt so im Gebäude unterbringen“, sagt er. Das sei zwar gelungen, aber eben nicht die schönste Lösung. Wichtig sei aber, dass die Schule auf keine Räume verzichten müsse.
Was das zeitlich bedeutet? Aktuell liegt die Baustelle rund vier Monate hinter dem Zeitplan. Durch den Verzicht auf den Keller verkürzt sich die Gesamtbauzeit allerdings auch etwas. Geht jetzt alles nach dem neuen Plan, könnte der Bau in rund zwei Monaten losgehen.
Dennoch wird es nichts mit der Fertigstellung im Sommer 2025. Die hatte der Technische Beigeordnete Anfang des Jahres noch in den Raum gestellt. „In einem vorsichtigen Vorentwurf für den Bauzeitenplan gehen wir aktuell von Ende 2025 aus“, sagt Thomas Althaus.
Und finanziell? „Wir werden die Kosten wahrscheinlich einhalten“, vermutet Norbert Rose. Die lagen ursprünglich einmal bei 4,45 Millionen Euro. Belastbar sei das natürlich noch nicht. Nur eine grobe Schätzung. Der wegfallende Keller und nicht mehr ganz so krasse Entwicklungen bei den Baupreisen einerseits, allerdings die lange Verzögerung und teure Wasserhaltungstechnik auf der anderen Seite. Keine einfache Rechnung.
Nicht die erste Verzögerung
Die Arbeiten an der Josefschule stehen bisher unter keinem guten Stern: Nach dem Beschluss von Ende 2022 verstrich der ursprünglich geplante Baubeginn in den Osterferien 2023: Zunächst fand sich kein Unternehmen, das den Abriss des Altbaus übernehmen wollte. Der Abriss gelang dann schließlich Anfang 2024. Kurze Zeit später stockten die Arbeiten dann.
Im ersten Bauabschnitt sollen Aula, Lehrerzimmer und Verwaltungstrakt, Toiletten und Haustechnik- sowie Lagerräume erweitert und saniert werden. Das Lehrerzimmer sollte größer werden, ein Büro für die Konrektorin war geplant, Besprechungsmöglichkeiten sowie Büros für Schulsozialarbeit und sozialpädagogische Fachkräfte sollten geschaffen werden.
Im zweiten Abschnitt sollen die Erweiterungen der Schul- und Klassenräume, die energetische Sanierung sowie die Anpassung an den aktuellen Raumbedarf folgen.