Von 60 Bäumen entlang der Wallstraße werden für die Umgestaltung 26 gefällt. Viel weiter kam Stadtplaner Walter Fleige am Dienstagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen nicht. Seine Atempause nutzte Dietmar Eisele (Grüne): Sein Arm schoss hoch, er nahm sich das Wort, unterbrach den Vortrag, regte sich auf und setzte kopfschüttelnd zum Rund-um-Schlag an.
„Das haben wir den Menschen so nicht versprochen. Das stand auch so nicht auf den Flyern der Verwaltung. Das finde ich nicht in Ordnung“, schimpfte er. Auf die Begründung sei er ja sehr gespannt.
Wie geplant, lieferte Walter Fleige die. Und setzte dafür im Norden an: Zwei Bäume am nördlichen Ende müssen fallen, weil dort ein Kinderspielplatz geplant ist. „Genau dort stehen zwei Mehlbeeren. Die sind hochgiftig“, erklärte er. Die unglückliche Kombination leuchtete jedem Politiker ein.

Weitere 15 Bäume stehen in Flächen, die zukünftig versiegelt werden sollen. Schon jetzt drücken einige von ihnen das Pflaster hoch. „Es sind schwierige bis unmögliche Standorte“, machte Walter Fleige deutlich. Darunter fallen neben kleineren Exemplaren auch zwei besonders große Platanen: eine in Höhe des Ausgangs vom dm-Markt sowie die unmittelbar an der Ecke Schloßstraße/Wallstraße.
Eine besondere Situation gibt es außerdem für die Bäume am südlichen Ende der Wallstraße, dort wo die beiden jetzigen Fahrbahnen auf die Coesfelder Straße stoßen: Schon jetzt stehen die Bäume dort höher als der Rest der Fläche.
Wasser würde in Gebäude laufen
Zukünftig sollen aber die Bordsteine entfernt werden. Und die führen bisher bei stärkerem Regen das Wasser in Richtung der Kanäle. Das Wasser würde also aus der höheren Mitte der Fläche praktisch ungebremst in die Gebäude fließen. „Wir müssen das Gelände kippen“, erklärt Walter Fleige. Das Hochbeet muss entfernt werden. Die Bäume würden das so oder so nicht überleben. Ganz abgesehen davon seien sie auch für die Zukunft denkbar schlecht für die drohenden klimatischen Veränderungen geeignet.
„Um auch etwas Positives zu sagen: Wir werden neue Bäume anpflanzen“, erklärte Walter Fleige. 35 Neuanpflanzungen seien geplant. Gegenüber dem Rathaus soll ein Klimahain entstehen. Dort soll das Wasser versickern können. Gleichzeitig werden die Bäume dort durch zehn neue Bäume ersetzt, die besser mit klimatischen Veränderungen wie Trockenheit, hoher Strahlungsintensität oder auch extremeren Niederschlagsereignissen zurechtkommen. Sie werden deswegen auch Klima- oder Zukunftsbäume genannt: beispielsweise Ahorn, Erle, Hopfenbuche, Linde und Esche. Der Klimahain soll sogar als eine Art Showgarten für Grundstückseigentümer gelten: Sie sollen dort einen Eindruck bekommen, welche Bäume sich zukünftig für eine Anpflanzung eignen.

Insgesamt werden entlang der Wallstraße also von den aktuell 60 Bäumen 26 gefällt, sechs wurden bereits umgepflanzt und sollen an anderen Stellen im Stadtgebiet neue Wurzeln schlagen. 28 alte Bäume an der Wallstraße bleiben erhalten. 35 Bäume werden neu angepflanzt, davon 19 im Grünzug, sechs an der Coesfelder Straße und zehn im Klimahain, allesamt Klimabäume mit einem Stammdurchmesser von 18 bis 20 Zentimetern. „Am Ende stehen dort dann sogar mehr Bäume als vorher“, erklärte Walter Fleige. 63 Bäume werden es nach dem Umbau sein.
Dietmar Eisele gab sich jetzt deutlich zurückhaltender. Von der massiven Kritik war da keine Rede mehr. „Ich gebe der Verwaltung Recht, dass Platanen nicht hitzeresistent sind“, räumte er sogar ein. Dennoch könne er nicht mitstimmen, weil er dazu weder mit seiner Fraktion noch mit Umweltverbänden Rücksprache halten konnte. Er enthielt sich. Das tat auch Hermann-Josef Haveloh (WGW). Der Rest stimmte einstimmig für die veränderte Planung.
Hälfte des Kreisverkehrs ist fertig
Weitere Änderungen an den Planungen: Die Zufahrt zur Tiefgarage Königstraße soll jetzt nur noch über die Wallstraße möglich sein, nicht mehr vom Kreisverkehr Königstraße/Wessumer Straße/Wüllener Straße. Auf der anderen Seite der Innenstadt wird die Bushaltestelle für den Verkehr aus Legden um einige Meter verlegt.
Auf der anderen Seite der Innenstadt ist gerade die erste Hälfte der Bauarbeiten am Kreisverkehr Coesfelder Straße/Zum Rotering/Hindenburgallee abgeschlossen. Der Verkehr fließt jetzt auf der anderen Straßenseite des bisherigen Provisoriums und bleibt durch Baustellenampeln geregelt. Die Arbeiten gehen nahtlos weiter und sollen ungefähr bis Ende Mai/Anfang Juni 2025 dauern.
Fußgänger aus Richtung Wallstraße gelangen wegen der Bauarbeiten jetzt nicht mehr direkt zur Straße Zum Rotering. Die Verwaltung empfiehlt ihnen, von der Wallstraße aus den Beckers Brink und dann den Fuß- und Radweg hinter dem Alten Friedhof zu nutzen. In Richtung Wallstraße oder Innenstadt können Autos von dort weiterhin nicht fahren. Sie sollen über die Straße Zum Rotering und die neue Innenstadt-Tangente in Richtung Wall-, Schloß- oder Königstraße fahren.