Einbrecher nutzen oft die Schwachpunkte eines Hauses – das können Türen und Fenster sein. Unsere Experten geben Tipps, wie Sie sich vor Einbrechern schützen.
Ein Wohnungs- oder Hauseinbruch lässt Betroffene so schnell nicht mehr los. In unserer Serie „Sicher wohnen“ geben Fachleute und die Polizei Tipps, wie Sie es den Einbrechern schwer machen, in Ihr Haus oder Ihre Wohnung zu gelangen. Heute gibt Fenster-Experte Norbert Grewing von der gleichnamigen Schreinerei aus Schermbeck Tipps,worauf bei der Wahl von Fenstern zu achten ist – und wie man am besten nachrüstet.

„Am häufigsten wird das Fenster aufgehebelt oder das Glas durchstochen und somit der Durchgriff durch das Glas versucht“, sagt Norbert Grewing.
Ihrer Erfahrung nach: Sind Fenster bevorzugte Einstiegsziele für Einbrecher?
Ja, da ungesicherte Fenster sekundenschnell mit einem leicht zu versteckenden Hebelwerkzeug, wie einem Schraubendreher oder Keil, aufgehebelt werden können. Dies passiert laut Studie in Deutschland alle vier Minuten.
Wie gelangen die Einbrecher durch das Fenster in das Haus?
Am häufigsten wird das Fenster aufgehebelt oder das Glas durchstochen und somit der Durchgriff durch das Glas versucht. Der Einbrecher versucht so, an den Griff zu gelangen und das Fenster zu öffnen. Durch geeignete Sicherheitstechnik, die fachgerecht verbaut wird, kann das verhindert werden.
Viele Menschen denken, dass runter gelassene Rollläden vor den Fenstern schon ausreichend Schutz bieten. Was halten Sie von dieser Methode?
Dieses schützt bedingt davor, dass ein Einbrecher von seinem Vorhaben zurückschreckt. Die Rolllade dient als Sicht- und Wetterschutz. Bei dem Einbruchschutz dienen lediglich automatische Rollladen für eine Anwesenheitssimulation. Schutz gegen einen Einbruchversuch bieten sie nicht, denn auch eine Rolllade ist schnell überwunden.
Gitter vor den Fenstern sieht man heutzutage fast nur noch bei älteren Häusern – selten bei Neubauten. Woran liegt das?
Gitter haben den Nachteil, dass Fluchtwege blockiert werden. Des Weiteren spielen optische oder ästhetische Gründe bei Kunden einen Grund, sich gegen Gitter zu entscheiden.
Bringen abschließbare Fenstergriffe und zusätzliche Schlösser etwas? Welche Besonderheiten sollten sie aufweisen?
Abschließbare Fenstergriffe alleine bietet keinen effektiven Einbruchschutz. Effektive Schutzmaßnahmen sind der Einsatz von VDS/DIN geprüften und von der Polizei empfohlene Sicherheitstechniken – wie etwa Pilzkopfverriegelungen und aufschraubbare Zusatzsicherungen.
Diese sollten bei der Nachrüstung an bestehenden Fenstern durch Fachfirmen in ausreichender Menge und der richtigen Platzierung montiert werden.
Wie sieht es mit Alarmanlagen speziell für Fenster aus? Machen etwa Glasbruchmelder Sinn?
Alarmanlagen dienen sicher als Unterstützung, allerdings nicht als Ersatz zur Mechanik. Sie sind aber durchaus kombinierbar, denn die effektive Mechanik hält den Täter draußen, während die Alarmanlage ein unbefugtes Eintreten lediglich meldet.
Gibt es Glasscheiben, die besonders sicher sind?
Ja, es gibt einbruchhemmende Verglasung in verschiedenen Sicherheitsstufen.
Woran erkennt man, ob ein Fenster einbruchhemmend ist?
Es gibt verschiedene Siegel. Bei neuen Fenstern/Türen sollten die Fenster eine CE-Kennzeichnung sowie ein Kennzeichnungsschild, auf dem die Klassifizierung RC2 steht, haben. Ein einbruchshemmendes Element sollte mindestens RC2 oder besser geprüft und zertifiziert sein. Bei Bestandsfenstern kann man nach erfolgter Nachrüstung durch ein Fachunternehmen aus dem Netzwerk „zuhause sicher“ eine Abnahme durch die polizeiliche Präventionsstelle durchführen. Wenn alle Arbeiten nach DIN 18104 ordnungsgemäß durchgeführt wurden, wird ein Siegel, das am Haus angebracht werden kann, durch die Polizei vergeben.
Wer neu baut, kann direkt Sicherungsmaßnahmen mit einplanen. Lassen sich sichere Fenster aber auch gut nachrüsten?
Die meisten Fenster können durch Aufschraubprodukte oder innen liegende Pilzköpfe nach DIN 18104 Teil 1/2 durch Fachfirmen nachgerüstet werden. Dazu müssen wir uns die Fenster bei einem Ortsbesichtigungstermin anschauen. Gerne kommen die Netzwerkpartner oder wir zu einem kostenfreien Sicherheitscheck zum Kunden, decken die Schwachstellen auf und präsentieren Lösungen.
Müssen sich interessierte Sorgen um die Kosten machen? Gibt es vielleicht sogar Förderungsmittel?
Die KfW bietet Zuschüsse an. Hierüber informieren wir bei einem Ortstermin und legen dem Angebot ein Informationsblatt bei. Weitere Infos auf den Internetseiten der KfW.

Kriminalhauptkommissar Peter Großmann © Polizei
Tipps von der Polizei
Drei Fragen Kriminalhauptkommissar Peter Großmann.- Wo und mit welcher Methode steigen Einbrecher am häufigsten ein?
- Welchen Einbruchschutz bei Türen empfiehlt die Polizei?
- Gibt es nach einem Einbruch immer eine Spurensicherung der Polizei?
Seit 2015 als Redakteur der Münsterland Zeitung hauptsächlich für Sonderthemen zuständig. Als gebürtiger Ahauser aber auch immer an den Menschen vor Ort und ihren Geschichten interessiert.
