
© [f]landschaftsarchitektur
Pläne für Ahauser Wallstraße: Promenade, Außengastronomie und deutlich weniger Parkplätze
Städteplanung
Ein grünes Wallband in der Mitte, Parkplätze nur auf einer Seite, Skate- und Spielanlage sowie neue Gebäude – so sieht der Siegerentwurf für die Wallstraße aus. Noch gibt es aber hohe Hürden.
Die Entscheidung fiel eindeutig aus. Das Büro „[f]landschaftsarchitektur“ aus Solingen gewann den Realisierungswettbewerb für die Umgestaltung der Wallstraße und damit ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro. Ein zweiter Platz wurde nicht vergeben, dafür zwei dritte Plätze.
Die Jury, die in der vergangenen Woche fast acht Stunden über die Entwürfe von elf Büros diskutiert hatte, zeigte sich überzeugt von der „Klarheit und der eindeutigen Struktur“. In der Mitte der Straße bietet eine zusammenhängende Grünfläche ein Gegengewicht zu zwei neuen Gebäuden.
Im Süden kann ein Gebäude dem Platz vor dem Rathaus eine „Raumkante“ geben. Im Norden soll mit einem Gebäude die unruhige Situation rund um die Tiefgarageneinfahrt geordnet werden. „Die Tiefgarage und das WC-Gebäude, das ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Das kann man mit einem Freiraum nicht nachhaltig verbessern“, sagte Gunter Ulrichs-Fischer, Geschäftsführer von „[f]landschaftsarchitektur“, auf Anfrage der Redaktion zu seinem Entwurf.

Ein neues Gebäude soll einen guten Abschluss im Norden der Wallstraße bilden, wo heute Tiefgarageneinfahrt und WC-Gebäude sind. © Markus Gehring
Gefallen hat der Jury auch „das eindeutige Bekenntnis zum grünen Freiraum“. In der Mitte findet sich Rasen bis auf eine multifunktionale Fläche im Süden, wo Veranstaltungen stattfinden können, aber auch temporär geparkt werden kann. Im grünen Wallband sind Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten vorgesehen, wie eine Spielanlage und ein Skate- und Sportanlage.
103 statt 209 Stellplätze
Geparkt wird nur im Westen. 103 Stellplätze sind vorgesehen, 209 sind es heute. Eine Reduzierung bis zu 50 Prozent war in der Vorgabe für den Wettbewerb vorgesehen.
Auf der anderen Seite der Wallstraße soll laut dem Siegerentwurf eine autofreie Promenade entstehen, wo auch Außengastronomie Platz hat. „Das scheint realisierbar zu sein“, gab Ellen Wiewelhove die Meinung der Jury wieder. Die Architektin von Postwelters und Partner hat den Realisierungswettbewerb begleitet und stellte die Preisträger am Montagabend dem Stadtentwicklungsausschuss vor.

Ein grünes Wallband zieht sich durch die Wallstraße als Pendent zum roten Marktband an der Marktstraße. © [f]landschaftsarchitektur
Allerdings gab es auch Kritikpunkte. Die Querung mit der Schloßstraße könnte noch deutlicher herausgearbeitet werden, urteilte die Jury. Und es sollten noch mehr der Bäume erhalten werden.
Drei Preisträger werden zu Auftragsgesprächen eingeladen
Dass der Siegerentwurf so umgesetzt wird, ist sowieso unwahrscheinlich. Das Vergabeverfahren sieht vor, dass jetzt im Dezember die drei Preisträger in der zweiten Stufe, dem Verhandlungsverfahren, zu Auftragsgesprächen eingeladen werden. Damit verbunden ist die Aufforderung zur Abgabe eines Erstangebots.
Für Gunter Ulrich-Fischer ein normales Prozedere. „Das ist ein Rahmen, der hat eine Füllung, die aber flexibel ist. Die Struktur ist so offen, dass sie an Wünsche angepasst werden kann.“
Sind die Verhandlungen abgeschlossen, werden alle verbliebenen Bieter zu einem endgültigen Angebot aufgefordert. Bei der Gewichtung wird das Wettbewerbsergebnis zu 50 Prozent gewichtet. Weitere Kriterien sind unter anderem Honorarangebote und Baukosten. Das soll bis Ende Februar abgeschlossen sein. Im März könnte dann der Rat Stadt Ahaus über die Auftragsvergabe entscheiden.

Geht es nach dem Siegerentwurf, wird nicht mehr in der Mitte der Wallstraße geparkt. hier soll ein grünes Wallband entstehen als Pendent zum roten Marktband in der Marktstraße. © Markus Gehring
Die Vorgaben für die Umgestaltung der Wallstraße waren komplex. Von der „eierlegenden Wollmilchsau am offenen Herzen der Stadt Ahaus“ sprach Ellen Wiewelhove. Der Siegerentwurf habe mit Abstand vor den zwei Dreiplatzierten gelegen.
Ein Entwurf stellt sich auf Klimaanpassung ein
„Einen charmanten und verführerische Ansatz“, so Ellen Wiewelhove, hatte laut Jury RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. Das Kölner Büro trug der Klimaanpassung Rechnung, indem es viel Wasser in die Wallstraße brachte und das Regenwassermanagement mit aufgriff. Dafür gab es einen von drei Plätzen, die mit 12.000 Euro dotiert waren.
Das Büro Club L94 Landschaftsarchitekten aus Köln hatte sich angesehen, wie Ahaus früher aussah, die historische Wallbebauung ins Heute übertragen und eine kleinteilige Gartenstruktur entworfen. Dabei wurde ein Großteil der Bäume erhalten. Dem Preisgericht war das aber zu kleinteilig für einen großzügigen Platzraum.
Es gab auch mutige, ja visionäre Entwürfe wie den des Büros SAL Landschaftsarchitektur aus Münster, der keine oberirdischen Stellplätze vorsah. Dafür gab es genauso eine mit 6000 Euro dotierte „Anerkennung“ wie für Planorama Landschaftsarchitektur Berlin, das sehr viele Stellplätze und damit viel versiegelte Fläche vorsah.
Fragen nach der Zahl der Stellpätze
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Verkehr stimmte bei zwei Gegenstimmen zu. Hubert Kersting (UWG) hatte auf die Bedeutung der Parkplätze hingewiesen und auch die CDU sieht bei der Zahl der Stellplätze noch Handlungsbedarf.
Die Ahauser können sich im Januar ein Bild von den verschiedenen Wettbewerbsbeiträgen machen. Sie werden voraussichtlich vom 17. Januar bis 17. Februar im Foyer der Stadthalle ausgestellt. Dann soll auch eine Dokumentation zu dem Wettbewerb vorgestellt werden.