Beim Sherlock´s gibt es bestes Fleisch in toller Atmosphäre – nicht nur für Digital Natives

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Beim Sherlock´s gibt es bestes Fleisch in toller Atmosphäre – nicht nur für Digital Natives

rnRestaurant-Check

Dinieren wie im England des 19. Jahrhunderts. Nur etwas digitaler. Das verspricht das von Tobit.Software betriebene Restaurant „Sherlock´s“. Wir haben es getestet. Und waren überrascht.

Ahaus

, 19.10.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Gut zwei Jahre ist es her, dass im Juli 2017 im ehemaligen Ratshotel der Pub „The Unbrexit“ an vier Abenden feierlich und öffentlichkeitswirksam eröffnet wurde. Vergleichsweise leise verlief dagegen die zeitlich versetzte Eröffnung des angrenzenden Restaurants, dem „Sherlock´s“.

Dennoch hat es das von Tobit.Software betriebene Lokal geschafft, sich über die Stadtgrenzen hinweg einen guten Ruf zu erarbeiten. Warum der Restaurant-Check für die Münsterland Zeitung dennoch mein erster Besuch im Sherlock´s war? Nennt mich konservativ, aber während ich es in Kneipen sehr zu schätzen weiß, mit dem Smartphone bestellen zu können, schwöre ich bei einem Candle-Light-Dinner auf „Digital Detox“.

Da für den Restaurant-Check Fotos von allen Gängen gemacht werden, ist diese selbstauferlegte Regel sowieso hinfällig. Also die perfekte Gelegenheit um zu testen, ob das Sherlock´s seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird.

Der Empfang

Da der Empfang bei unserer Ankunft kurzzeitig nicht besetzt ist, befolgen wir die Anweisung: „Please wait to be seated“. Noch bevor wir die elektronische Klingel betätigen können, stehen aber schon zwei Servicekräfte bereit, die uns auch ohne Reservierung einen tollen Fensterplatz zwischen royalen Ölgemälden, alten Bücherregalen und flackernden Kronleuchtern zuweisen. Tatsächlich: Hier hätte sich wohl auch der Meisterdetektiv aus Arthur Conan Doyle Werken wohlgefühlt. Coesfelder Straße statt Bakerstreet.

Der Empfang am Sherlock´s – natürlich darf die Nummer 221B in Anspielung auf den Namensgeber nicht fehlen.

Der Empfang am Sherlock´s – natürlich darf die Nummer 221B in Anspielung auf den Namensgeber nicht fehlen. © Tobit.Software

Die Speisekarte

Stoffserviette als Bischofsmütze gefaltet, geschliffenes Wasserglas, hölzerne Speisekarte: Auch beim Eindecken des Tisches wurde viel Wert auf Details gelegt. Aber Moment, eine analoge Speisekarte? Der aufmerksame Kellner bemerkte unsere Verwirrung und klärt schnell auf: „Ihr könnt hier entweder über unsere App bestellen oder ich nehme eure Bestellungen auf und ihr bezahlt am Ende.“ Für uns eine (positive) Überraschung und wohl auch eine Neuerung, denn auf der Sherlock´s-Homepage heißt es noch: „Bestellt und bezahlt wird hier ausschließlich digital.“

Ölgemälde, alte Bücherregale, rote Wände: Das Interieur des Sherlock´s erinnert tatsächlich an ein englisches Restaurant aus dem 19. Jahrhundert.

Ölgemälde, alte Bücherregale, rote Wände: Das Interieur des Sherlock´s erinnert tatsächlich an ein englisches Restaurant aus dem 19. Jahrhundert. © Tobit.Software

Englisches Essen genießt außerhalb der britischen Insel nicht unbedingt den besten Ruf. Die Speisekarte des Sherlock´s fördert aber schon beim ersten Überfliegen den Appetit. Auch wenn für manche Gerichte mit dem europäischen Ausland geflirtet wurde.

Als Aperitif bestellen wir einen mit englischem Ginger Beer zubereiteten Moscow Mule (leider nicht im Kupferbecher) und einen klassischen Gin Tonic. Sämtliche Bestellungen werden auf eine Karte gebucht, die in der Mitte des Tisches liegt.

Die Vorspeise

Die Auswahl bei den Vorspeisen ist klein, aber fein. Die beiden englischen Klassiker „Scotch Egg“ (hart gekochtes Ei in einem Mantel aus Hackfleisch) und „Fried Mushrooms“ (gebratene Pilze der Saison mit Knoblauch) werden um drei Suppen und das Beef Carpaccio ergänzt. Auch der kleine gemischte Salat – eigentlich eine Beilage – bietet sich als Vorspeise an.

Ich bleibe meiner Linie aus den vergangenen Checks treu und bestelle das Carpaccio, meine Freundin wählt die gebratenen Pilze. Als Appetitanreger bringt der Service einen kleinen Teller mit zwei verschiedenen Sorten Baguette. Dazu gibt es eine pikante, gute abgeschmeckte Butter.

Zwei Sorten Baguette und Kräuterbutter gab es vorweg.

Zwei Sorten Baguette und Kräuterbutter gab es vorweg. © Johannes Schmittmann

Als die Vorspeisen unseren Tisch erreichen, gibt es gleich mehrere Überraschungen. Meine Freundin ist im äußerst positiven Sinne überrascht, weil die Auswahl der Pilze mit Pfifferlingen und Steinpilzen genau ihren Geschmack trifft und auch der Dip komplett überzeugt. Auf dem Foto der elektronischen Karte sind lediglich Champignons zu sehen.

Gebratene Pilze der Saison mit Knoblauchdip

Gebratene Pilze der Saison mit Knoblauchdip © Johannes Schmittmann

Ich selbst bin etwas verwirrt, ob des Fleisches auf meinem Teller. Statt des erwarteten hauchdünnen, rohen Rinderfilets finde ich auf meinem Teller rosa Scheiben vom Roastbeef. Obwohl ich ein großer Roastbeef-Fan bin, hake ich nach. Und muss feststellen, dass auch hier derjenige im Vorteil ist, der des Lesens mächtig ist. Denn in der Karte steht ausdrücklich: „Fein aufgeschnittenes, sanft vorgegartes Irish Beef.“

Fein aufgeschnittenes, sanft vorgegartes Irish Beef mit Rucola, Olivenöl, Balsamico und dazu Baguette.

Fein aufgeschnittenes, sanft vorgegartes Irish Beef mit Rucola, Olivenöl, Balsamico und dazu Baguette. © Johannes Schmittmann

Ich entschuldige mich für das Missverständnis und genieße die Kombination aus Rindfleisch, gerösteten Pinienkernen, Rucola und frischer Zitrone. Beim Abräumen der Teller folgt eine dritte Überraschung. Der Kellner erklärt mir, dass er sich in der Küche kurz schlau gemacht habe: „Das traditionelle Carpaccio wird zwar mit Rinderfilet zubereitet, allerdings ist es auch eine Zubereitungsart. Deshalb gibt es zum Beispiel auch Rote-Beete-Carpaccio.“

Die Hauptspeise

Die Auswahl bei den Hauptspeisen ist groß: Pasta, Fisch, Burger, Salat... Meine Freundin schwankt zwischen der Lammhaxe auf Baked Beans und den Rippchen. Nach einem langen Tag ist der Hunger groß, weshalb es schließlich die Spare Ribs mit Pommes werden.

Bei mir führt an diesem Abend kein Weg an den Steaks vorbei. Die sind zwar nicht direkt aus England, sondern von der irischen Weide. Dafür tragen sie das berühmte „Sheelin-Siegel“ und wurden in meinem Bekanntenkreis im Vorfeld hochgelobt. Das 400-Gramm-Rib-Eye-Steak muss es dann aber doch nicht sein. Stattdessen fällt meine Wahl auf das kleine Filetsteak. In der Karte ist als Beilage Kartoffelgratin vorgesehen. Ein Wechsel zu Pommes, Kartoffelspalten oder Rosmarinkartoffeln sei aber kein Problem, erklärt mir der Kellner. Ich bleibe aber beim Gratin.

Sous-vide gegrilltes Irish-Sheelin-Filet-Steak mit Sauce und Karotten

Sous-vide gegrilltes Irish-Sheelin-Filet-Steak mit Sauce und Karotten © Johannes Schmittmann

20 Minuten dauert es, bis die Teller an den Tisch gebracht werden. Alles dampft, ein gutes Vorzeichen. Die Oberfläche des Steaks ist vom Grill gleichmäßig gemustert und mit groben Salz und buntem Pfeffer gewürzt. Dazu werden eine dunkle Reduktion, Karottenscheiben und eine Kirschtomaten auf dem Teller serviert. Das Gratin kommt in einer separaten Schale.

Die in der Karte versprochene Kräuterbutter fehlt, was ich allerdings erst nach dem Essen merke und bei diesem Stück Fleisch auch Verschwendung gewesen wäre. Durch die Sous-Vide-Garmethode ist das Fleisch gleichmäßig rosa und butterzart. Auch geschmacklich ein echtes Highlight. Die Beilagen sind für westfälische Verhältnisse etwas klein geraten, reichen bei drei Gängen aber völlig.

Meine Freundin ist von ihren Spare Ribs ebenfalls angetan. Sie schmecken frisch, haben eine leichte Rauch- und Chilinote. Die dazu gereichte Barbeque-Sauce ist hausgemacht. Auch die Pommes sind knusprig, frisch und heiß. Alles in allem ein wirklich starker Hauptgang.

Saftige Spare Ribs in Honig und würziger BBQ-Sauce mariniert, dazu Fried Chips.

Saftige Spare Ribs in Honig und würziger BBQ-Sauce mariniert, dazu Fried Chips. © Johannes Schmittmann

Das Dessert

Ja, ein bisschen Platz ist noch. Und das erste Mal können meine Freundin und ich uns nicht dazu durchringen, zwei verschiedene Desserts zu bestellen. Denn beide haben sofort den „Chocolate Fudge“ ins Visier genommen. Ein traditionelles, hausgebackenes Toffee-Dessert mit Butterscotch und Eiscreme. „Bei uns ein echter Renner“, bestätigt uns der Kellner in unserer Wahl.

Das Dessert: Traditionelles, hausgebackenes Toffee-Dessert mit Butterscotch und zarter Eiscreme.

Das Dessert: Traditionelles, hausgebackenes Toffee-Dessert mit Butterscotch und zarter Eiscreme. © Johannes Schmittmann

Als die beiden Desserts über die Küche den Weg auf unseren Tisch gefunden haben, fühlen wir uns ein zweites Mal in unserer Wahl bestätigt. Das Vanille-Eis zerschmilzt auf dem warmen Schokoladen-Brownie und der Butterscotch rundet den Nachtisch perfekt ab. Eine absolut empfehlenswerte Kalorienbombe.

Beim Bezahlvorgang dann die letzte Überraschung des Tages. Nein, Kartenzahlung sei heute leider nicht möglich, erklärte uns der Kellner mit einer Geldbörse in der Hand. Am Vortag sei einem Gast das Gerät auf den Boden gefallen. Kurzer Schock: Auf die Situation, Bargeld in einer Tobit-Location zu brauchen, waren wir nicht vorbereitet. Doch schnell Entwarnung. Über die App konnten wir die offene Rechnung per Geldversand begleichen.

Das Fazit

Geschichte wiederholt sich. Schon beim „Dicken Jupp“ in Vreden und bei „Niewöhner-Schnell“ in Ottenstein wurden meine Vorurteile eindrucksvoll widerlegt. Im Sherlock´s hatte meine Skepsis zwar andere Gründe, aber am Ende stand erneut ein rundum gelungener Abend. Das Smartphone brauchten wir nur für die Fotos und am Ende zum Bezahlen.

Das Ambiente ist nicht nur für die regelmäßig stattfindenden Krimidinner herausragend geeignet, sondern auch für eine gemütlichen Abend zu Zweit. Dass mittlerweile nicht nur per App bestellt und bezahlt werden kann, zeigt außerdem, dass die Verantwortlichen flexibel auf die Wünsche der Gäste reagieren.

Das Servicepersonal bewies an diesem Abend eindrucksvoll, dass es zwar möglich ist, den Menschen an vielen Stellen durch eine Maschine zu ersetzen. Allerdings nicht immer sinnvoll. Nicht nur an unserem Tisch nahmen sich die Kellner Zeit für die Gäste, hakten aufrichtig nach, ob es geschmeckt habe und reagierten auf Fragen und Anmerkungen souverän.

Die Preise

Inklusive Trinkgeld bezahlten wir für zwei Drei-Gang-Menüs und vier Getränke 95 Euro. Wir haben gut gegessen und getrunken. Also ein angemessener Preis. Mein Filet Steak kostete 25,80 Euro, die Rippchen 14,80 Euro. Der Hendrick´s Gin and Tonic war mit 6,90 Euro ein echtes Schnäppchen.

Kinderfreundlichkeit

Unter der Rubrik „Für Kids“ finden sich Nuggets mit Pommes und Fischstäbchen mit Pommes. Einen „Räuberteller“ gibt es wie üblich kostenlos.

Barrierefreiheit

Das Sherlock´s ist komplett barrierefrei.

Anfahrt und Parken

Das Sherlocks´s liegt an der Ecke Coesfelder Straße/Hindenburgallee. Es verfügt über eigene Parkplätze. Auch in der Umgebung lässt sich am Abend gut etwas finden.

Das sagt das Netz

Die Google-User geben 4,2 von 5 Sternen. Zuletzt schrieb User Hans Bomers vor wenigen Wochen: „Essen war gut. Bedienung sehr nett. Aber das man alles mit dem Handy machen muss. Nicht mein Fall. Ich denke, wir hätten mehr verzehrt wenn man direkt beim Kellner bestellt hätte.“ Userin Kathrin Gerschell schrieb vor wenigen Tagen: „Tolles Essen, wunderschönes Ambiente. Das Bezahlen und Bestellen mit der App ist kinderleicht.“

Restaurant-Infos

Sherlock´s

Hindenburgallee 2

48683 Ahaus

www.sherlocks-ahaus.de

Öffnungszeiten: Jeden Tag von 18 bis 23 Uhr geöffnet

So funktioniert der Restaurant-Check

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Stärken, mit ihren Schwächen. Ehrlich.