Ahauser macht Pause auf der Tour durch Europa Sebastian Knobloch stoppt kurz in Köln

Sebastian Knobloch stoppt kurz in Köln auf der Tour durch Europa
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Sebastian Knobloch (35) hat sich in den Kopf gesetzt, mit dem Rad von Süd-Portugal nach Nord-Norwegen zu fahren. Einmal quer durch Europa. Nicht nur aus Spaß an der Freude. Sondern um den Tod seines Vaters zu verarbeiten. Und um Spenden für die ALS-Forschung zu sammeln.

Insgesamt werden es wohl über 8000 Kilometer werden: European Divide Trail heißt seine Route. Anfang März ist der gebürtige Ahauser gestartet. Jetzt steht er knapp vor der Hälfte. Unsere Redaktion erreicht ihn in der Karwoche unterwegs. Da macht er gerade eine kurze Pause und ist noch außer Atem. „Ich stehe kurz vor Ahrweiler, hier ging es gerade die ganze Zeit nur bergauf“, sagt er am Mittag. Da hat er 75 Kilometer der Tagesetappe schon hinter sich. 60 hat er noch vor sich. „Aber fast nur noch bergab“, fügt er pustend hinzu. Also praktisch Entspannung auf dem Sattel.

Sebastian Knobloch mit seinem Rennrad
Lange Ärmel und ständiger Regen: Das Wetter hat Sebastian Knobloch zu Beginn der Tour einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit gut drei Wochen kann er allerdings Sonnenschein und trockene Bedingungen genießen. © privat

Überhaupt will er sich aktuell nicht beschweren. „Die Sonne scheint, das Rad läuft, mir geht es sehr gut. Was will ich mehr?“, sagt er und lacht. Das hat noch vor einigen Tagen ganz anders ausgesehen. Anfang März, zu Beginn der Reise hatte er mit massiven Regenfällen zu kämpfen. „Eigentlich drei Wochen am Stück“, sagt er. Sein riesiger Vorteil: Er ist in der Nebensaison unterwegs. „Ich kann mir relativ spontan ein Zimmer suchen“, erklärt er. Denn sein leichtes Biwakzelt hat er gerade etliche Male verpackt gelassen: „Ich hab es ganz zu Beginn ein paar Nächte aufgebaut und war danach klatschnass.“

Später in Südfrankreich sei er dann in den Mistral geraten, den starken Sturm in der Provence. „Auf dem Weg nach Perpignan hatte ich Böen mit über 80 km/h von vorne“, erzählt er weiter. Das sei ja sogar noch in Ordnung gewesen. Als der Wind dann aber später von der Seite kam und er samt Rad auf einer schmalen Straße einen Satz von über einem halben Meter zur Seite gemacht hat, sei ihm doch anders geworden.

Wetter war regelrecht absurd

Das sei regelrecht absurd gewesen: „Je weiter ich vom Süden in den Norden gekommen bin, desto besser wurde das Wetter“, erklärt er. Jetzt genieße er sei drei Wochen strahlenden Sonnenschein.

Doch nicht nur das Wetter machte es ihm schwer: Ein massiver Schaden am hinteren Radlager hätte ihn in Südfrankreich fast dauerhaft gestoppt. „Das Rad rollte erst gar nicht mehr. Dann fing meine Kette an, zu schlagen, dann wackelte das ganze Rad. Knappe 100 Kilometer sei er so noch gefahren“, sagt er. Dann sei gar nichts mehr gegangen. Eine Werkstatt in einer Kleinstadt nahm das Lager auseinander: „Da fehlte über die Hälfte der Kugeln im Kugellager“, erzählt er. Der Mechaniker habe nur gestaunt, wie er damit überhaupt noch habe fahren können. Ersatzteile gab es allerdings erstmal nicht. Auch nicht in vier anderen Fahrradläden in Pontarlier, einer Kleinstadt an der französisch-schweizer Grenze. Mit dem Bus musste er die Strecke bis Besancon überbrücken. Dort gab es passenden Ersatz. Seither läuft es wieder runder.

Spenden entwickeln sich gut

Auch die Spenden entwickeln sich gut: Mit seiner Tour quer durch Europa will Sebastian Knobloch Geld für die Forschung an der Krankheit ALS sammeln. Sein Vater war 2024 an Amyotropher Lateralsklerose gestorben. Über die Charcot-Stiftung (https://charcot-stiftung.de/spenden/ ; Stichwort: ride for als) und die Internetplattform Betterplace (https://www.betterplace.org/de; Stichwort: ride for als) sind jetzt schon rund 6600 Euro zusammengekommen. „Ich glaube, 10.000 Euro sind am Ende realistisch“, sagt Sebastian Knobloch zuversichtlich.

Für zwei Tage gönnt er sich in Köln eine kurze Auszeit. Er freut sich auf ein Treffen mit seiner Freundin, für sein Rad gibt es einen umfassenden Service in einer Werkstatt. Dann geht es auf die restliche Strecke. Etwas weniger als zwei Monate Zeit hat er noch. Für Anfang Juni hat er seinen Rückflug gebucht – von Kirkenes am nördlichen Ende von Norwegen.

Ein Blick in das defekte Kugellager im Hinterrad von Sebastian Knoblochs Rennrad
Blick in das zerstörte Radlager: Die Hälfte der Kugeln fehlt. Ein massiver Defekt bremste Sebastian Knobloch auf seiner Tour radikal aus. © privat