Schulten schließt im Ortskern Betreiber haben keine Zeit mehr für Dekogeschäft

Schulten schließt im Ortskern: Keine Zeit mehr für Dekogeschäft
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64 Jahre Handwerks- und Handelsgeschichte an der Kirchstraße in Alstätte gehen bald zu Ende. Das Unternehmen Alfons Schulten schließt das kleine Geschäft dort. Und mit ihm die Keimzelle des Unternehmens.

Zum Alstätter Herbst vor ein paar Tagen hatte Nadine Schulten die Ausverkauf-Schilder aufgehängt. „Es geht einfach nicht mehr“, sagt die 39-Jährige. Nicht aus finanziellen Gründen. Im Gegenteil: Das Dekogeschäft laufe hervorragend. Aber der zeitliche Aufwand sei einfach zu groß. Im vergangenen Sommer sei ihr das aufgefallen. „Ich bin ja eigentlich gelernte Bürokauffrau“, sagt sie. Und im Sommer habe sie ihren Mann im Hauptbetrieb der Familie am Bocholder Esch unterstützt.

„Wir haben hier knapp 50 Angestellte und im Moment weiß Gott keine Langeweile“, erklärt Tobias Schulten (39). Der Elektrotechnikermeister und Betriebswirt im Handwerk blickt auf volle Auftragsbücher. Photovoltaikanlagen, Wallboxen für Elektroautos, Industriebau, Serviceaufträge – der Laden brummt. „Da ist jede Hilfe nötig“, sagt er. In der Regel im Umkreis von rund 20 Kilometern um Alstätte, in den Niederlanden, für Stammkunden, aber auch schon weit entfernt in Rumänien ist das Unternehmen tätig.

Tobias und Nadine Schulten beschäftigen am Bocholder Esch rund 50 Mitarbeiter – und blicken auf volle Auftragsbücher. Damit auch die Familie nicht zu kurz kommt, schließen sie das Geschäft an der Kirchstraße. Was dort in Zukunft geschieht, ist noch nicht klar.
Tobias und Nadine Schulten beschäftigen am Bocholder Esch rund 50 Mitarbeiter – und blicken auf volle Auftragsbücher. Damit auch die Familie nicht zu kurz kommt, schließen sie das Geschäft an der Kirchstraße. Was dort in Zukunft geschieht, ist noch nicht klar. © Stephan Rape

Dazu kommen die drei Kinder des Paars. „Familie und der Betrieb am Bocholder Esch gehen eben einfach vor“, betont Nadine Schulten. Da sei keine Zeit übrig geblieben, um auch noch das Dekogeschäft im Ortskern vernünftig zu führen. Denn schon wegen des Saisongeschäfts funktioniere auch das nur zu 100 Prozent oder gar nicht. „Und ich wollte einfach weder die Arbeit am Bocholder Esch liegen lassen, noch meine Kinder vertrösten, weil ich gerade den Laden umdekorieren müsste“, sagt Nadine Schulten.

Entscheidung fiel nicht leicht

Und so habe sich das Paar – schweren Herzens – dazu entschieden, das Geschäft an der Kirchstraße aufzugeben. „Bisher haben wir nur Verständnis dafür bekommen“, sagt sie. Selbst von den drei Mitarbeiterinnen des Geschäfts. Auch für die werde gerade noch nach einer Lösung gesucht.

Das Wichtigste sei für beide aber, dass das Geschäft am Bocholder Esch weiter gehe. Dort seien auch in Zukunft Elektroartikel erhältlich, fügt Tobias Schulten noch hinzu.

Und die Zukunft? Die ist zumindest in der Kirchstraße völlig offen. „Als Vorstandsmitglied des Gewerbevereins ist mir natürlich viel daran gelegen, dass im Ortskern weiter viel Betrieb herrscht“, sagt Tobias Schulten. Auf keinen Fall soll die Immobilie deswegen in Wohnungen umgebaut werden oder auch dauerhaft leer stehen. „Wir haben schon etliche Gespräche geführt, eine Lösung gibt es bisher aber noch nicht“, sagt er. Auf etwa 50 Quadratmetern Verkaufsfläche lasse sich mit Sicherheit ein „schnuckeliger Laden“ umsetzen. „Und zentraler in Alstätte ist nur noch die Kirche“, fügt er hinzu und lacht.

Wie lange es in dem Geschäft noch Dekoartikel gibt, ist nicht klar. „Erstmal hat jetzt der Räumungsverkauf angefangen“, sagt Nadine Schulten. Wenn alles verkauft sei, sei Schluss.

Kurzer Blick in die Historie

1958 wurde der kleine Elektro- und Installationsbetrieb eröffnet. Damals noch unter dem Namen Schulte-Buskase. 1976 übernahmen Aloys Olbring und Alfons Schulten, der Vater von Tobias Schulten, den Betrieb. 1984 baute das Unternehmen neu am Bocholder Esch, 1996 folgte die Umbenennung in Alfons Schulten GmbH und die Spezialisierung auf Elektrotechnik. 2010 rückte Tobias Schulten in die Geschäftsführung auf, zwei Jahre später wurde an beiden Standorten grundlegend saniert. Seither hatte vor allem Nadine Schulten im Ortskern das Dekogeschäft geführt.

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