Angelika und Peter Rathmer hören auf. Ende Juni gibt das Hoteliers-Ehepaar den Schlüssel zum Schlosshotel ab. Ihr Pachtvertrag geht nach etwas mehr als zwölf Jahren zu Ende. Für sie ein passender Zeitpunkt für einen schweren Abschied.
An einer runden Jahreszahl schrammt das Paar knapp vorbei: „Wir sind beide seit 45 Jahren im Beruf und seit 39 Jahren selbstständig“, sagt Peter Rathmer (62). Die 40 Jahre hatten sie eigentlich noch vollmachen wollen, doch es sei jetzt einfach gut.

„Seit über zwölf Jahren haben wir eine Sieben-Tage-Woche“, sagt Peter Rathmer. Von der Arbeitszeit pro Tag spricht er da gar nicht. Das habe zwar immer Spaß gemacht, gehe aber eben auch an die Substanz. Für ihn mit 62 und seine Frau mit 63 sei es einfach an der Zeit, einen Schritt kürzerzutreten.
Und ja, natürlich habe er ein Top-Team hinter sich. Insgesamt 25 Personen sind in den Hotelzimmern, der Küche und dem Service beschäftigt. „Überall gute Leute“, erklärt er.
Und dennoch habe das Paar den Betrieb nicht aus der Hand geben wollen. „So bin ich einfach gestrickt“, erklärt er. Das sei sein Anspruch an die Qualität im Schlosshotel und an seine eigene Arbeit. Abseits der kurzen Betriebsferien sei das Paar immer bei der Arbeit gewesen. „Allein die Zeit für die Enkel wird da schon knapp“, sagt der sechsfache Großvater.
Bis hierhin haben sie ihr Leben für die und mit der Gastronomie gelebt: 1979 hatten sie im Schlosshotel ihre Ausbildung angefangen. Er als Koch, sie als Hotelfachfrau. Sie lernten sich kennen und lieben, heirateten und gingen nach bestandener Prüfung für einige Jahre gemeinsam nach Frankfurt.
Im Oktober 1986 dann der große Schritt in die Selbstständigkeit – und zurück in die Heimat: Sie übernahmen das Restaurant in der Ahauser Stadthalle. Und führten es 26 Jahre gemeinsam, bis die alte Stadthalle abgerissen wurde.
Ende in der Stadthalle
„Da hatten wir schon Not“, erinnert sich Peter Rathmer an den Umbruch. Das Gastronomen-Paar brauchte einen neuen Betrieb. „Wir haben uns einige angesehen“, sagt er. Mündlich hatten sie sich für eine Variante entschieden und zugesagt.
Im letzten Moment trat dann Tobias Groten mit seinen Plänen an sie heran: Er wollte das Schlosshotel kaufen, aber nur unter der Bedingung, dass die Rathmers den Betrieb übernehmen würden. „Wir haben zugesagt“, sagt Peter Rathmer.
Klar: Das Schlosshotel in bester Lage mitten in der Innenstadt und dann auch noch der gemeinsame Ausbildungsbetrieb. Da hätten sie nicht lange überlegen müssen.
Ende Juni kommt der Wechsel
Zum Jahreswechsel 2012/2013 kehrten sie in „ihr“ Schlosshotel zurück. Gleich in mehrfacher Hinsicht ein völliger Neubeginn: „Wir kannten Gastronomie. Hotellerie war etwas ganz Neues“, sagt er beim Blick zurück. Doch mit dem Team und nach einem Jahr Einarbeitung habe sich alles eingespielt.
Die Familie habe immer mitgeholfen. Eine Zukunft in der Gastronomie habe aber keins der Kinder für sich gesehen. Auch damit erklärt Peter Rathmer seine Entscheidung: „Wenn das ein reiner Familienbetrieb wäre und die nächste Generation übernehmen wollte, würde ich natürlich weitermachen“, sagt er. So sei das etwas anderes.
Am kommenden 1. Juli wird sich dieses Kapitel schließen. Dann ist der offizielle Betriebsübergang. Ende Juli fährt die ganze Familie Rathmer in den gemeinsamen Familienurlaub nach Dänemark. „Wie seit 26 Jahren. Inzwischen mit 15 Personen in einem Haus“, erzählt Peter Rathmer lachend.
Das sei auch schon gebucht gewesen, bevor sie überhaupt über ihre Zukunft gesprochen hatten. Die einschneidende Veränderung habe sich erst Ende vergangenen Jahres herauskristallisiert. „Ende Dezember stand sie fest“, sagt er im Rückblick. Einfach hätten sie sich das nicht gemacht.

„Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, sonntags zu Hause zu sein. Oder an Ostern, Pfingsten und Weihnachten.“ Wie die Zukunft für das Paar konkret aussehen soll, haben sie noch gar nicht besprochen. Klar sei, dass für die Familie, für die drei Kinder und sechs Enkel mehr Zeit sein soll. Klar sei auch, dass Peter Rathmer allerdings noch im Hintergrund im Schlosshotel mitarbeiten will. „Wieviel kann ich noch nicht genau sagen“, erklärt er.
Von den Gästen gebe es unterschiedliche Stimmen. Einige würden sie in ihrer Entscheidung bestärken und hätten Verständnis. Einige nicht. Und einige können sich noch nicht vorstellen, dass sich etwas ändert.
Peter Rathmer gibt zu: „Ich kann mir auch noch nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn Angelika da nicht mehr sitzt.“ Dabei blickt er zu dem Platz am Rand der Theke, an dem alle organisatorischen Fäden des Schlosshotels zusammenlaufen: bei Angelika Rathmer, dem Telefon und dem mächtigen Reservierungsbuch.
Betrieb im Schlosshotel geht weiter
Und die Zukunft im Schlosshotel? Die ist gesichert: Für Gäste soll der Betrieb quasi nahtlos weitergehen. Die Tobit.Labs übernehmen die Betreibergesellschaft des Schlosshotels.
Wie Tobit-CEO Tobias Groten erklärt, werde das Haus mit der gleichen Karte, gleichem Service und gleichem Personal fortgeführt. Dazu kämen nur weitere Möglichkeiten: „Man kann online reservieren, muss es aber nicht. Wir erweitern die Öffnungszeiten. Man kann auch selbst bestellen. Man kann weitere Zahlungsmöglichkeiten nutzen“, erklärt er. Auch bei Buchungsportalen soll das Schlosshotel zukünftig gelistet werden.
„Wie es wird, kann ich noch nicht sagen. Aber ich weiß, dass es weiter geht“, sagt Peter Rathmer. Und dann sieht er gar nicht so unglücklich über seine Entscheidung aus.
Schlosshotel hat lange Geschichte
- Die Geschichte des Hauses am Oldenkottplatz reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Damals wurde es als Gemischtwarenladen und Ausschank geführt. Als Hotel Coller war es im 19. Jahrhundert das erste Haus am Platz. Eigentümer und Pächter wechselten mehrfach.
- Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte das Ehepaar Rolf und Maria Flögel den Hotel- und Gaststättenbetrieb bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1990.
- Grundstück und Haus gingen danach ins Eigentum von Dr. Ralf Gerl über, der es zunächst an den Hotelier Claus Rudolf verpachtete. Von 2000 bis 2010 folgte Pächter Thomas Lanvermann und von 2010 bis 2012 Barbara Isforts Bär’belle Delikatess GmbH. 2012 kaufte es schließlich Tobias Groten.