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Rotes Kulturquadrat als Hilferuf: „Die Politik ist jetzt am Zug!“
Night of Light 2020
Das Ahauser Unternehmen „Audiokonzept“ hat das Kulturquadrat komplett in Rot getaucht. Bundesweit beteiligten sich fast 9000 Unternehmen am symbolischen Hilferuf der Veranstaltungsbranche.
Ein beeindruckendes Bild gab das ganz in Rot beleuchtete Ahauser Kulturquadrat am Montagabend ab. Viele Menschen kamen, um Fotos zu machen. Doch der Anlass für diese Kulisse war kein schöner. Vielmehr war es ein gemeinsamer Hilferuf der Veranstaltungsbranche.
Fast 9000 Gebäude sind bundesweit dafür mit rotem Licht illuminiert worden. Mit der Aktion „Night of Light 2020“ machten die Teilnehmer auf die dramatische Lage der Veranstaltungswirtschaft während der Coronakrise aufmerksam. In Ahaus beteiligte sich das Unternehmen „Audiokonzept“. Im Attic Musicclub konnten sich Interessierte von 22 bis 1 Uhr über die schwierige Lage im Kulturbetrieb informieren.

Auch der Musicclub Attic war in der "Night of Lights" in Rot angestrahlt, um ein Zeichen zu setzen. © privat
Bürgerhalle und Kulturquadrat erstrahlen
Audiokonzept-Geschäftsführer Jürgen Brüning und sein Team tauchten nicht nur das Kulturquadrat in rotes Licht, sondern auch die Bürgerhalle Gronau. „Sinn und Zweck war es, verdammt nochmal wahrgenommen zu werden“, sagt Brüning am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion. Von der Resonanz ist er selbst überwältigt. „Diese Dynamik habe ich überhaupt nicht erwartet.“

Das Unternehmen Audiokonzept hatte die Beleuchtung installiert. Nicht nur in Ahaus, sondern auch in Gronau. © Kippic
Als er von der Idee hörte, habe er „vielleicht mit 50 Teilnehmern“ gerechnet. Dass es nun fast 180 Mal so viele waren, sei aber nicht das einzig Bemerkenswerte gewesen. „Die Solidarität mit unserer Branche habe ich an vielen Stellen erlebt. Kunden von uns haben ihre Gebäude ebenfalls rot bestrahlt. Das ist einfach klasse“, so Brüning.
Hoffnung ruht auf der Politik
Nun hofft er, dass auch die im wörtlichen Sinne entscheidenden Personen auf die Aktion aufmerksam gemacht wurden. „Die Politik ist nun am Zug. Wir brauchen endlich Planungssicherheit. Trotz der Lockerungen ist die Unsicherheit so groß, dass weiterhin kaum Veranstaltungen stattfinden“, sagt der Ahauser.

Auch der Attic Musicclub beteiligte sich an der Aktion. © privat
Er kritisiert auch die unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern. „Da fehlt es einfach an Logik. Das trägt dazu bei, dass es für Veranstalter fast unmöglich ist, passende Konzepte zu finden“, erklärt Jürgen Brüning. Zwar glaubt er, dass nun auch hochrangige Politiker auf die Probleme aufmerksam gemacht wurden, allerdings seien die Sorgen nicht weniger geworden.
Kritik an Markus Söders Ankündigungen
„Wenn Markus Söder ankündigt, dass alle Veranstaltungen bis Ende Oktober abgesagt werden und er vor dem Frühjahr 2021 auch mit keinen Großveranstaltungen rechnet, wird es für die gesamte Branche sehr schwierig.“ Ihm fehle durch die vielen Absagen schon jetzt ein kompletter Jahresumsatz. Daher fordert er Hilfe.

Jürgen Brüning, Geschäftsführer des Ahauser Unternehmens "Audiokonzept", fordert von der Politik Planungssicherheit. © Foto: Stephan Teine (A)
„Zum einen brauchen wir eine Perspektive, zum anderen finanzielle Unterstützung. So wie sie auch die Automobilbranche oder die Lufthansa erhalten haben“, sagt Brüning. Ansonsten sieht er nicht nur für die Unternehmen schwarz. „Wenn es keine Kultur mehr gibt, ist das für alle schlimm.“
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
