Eifersucht, Handgreiflichkeiten, Beleidigungen, Versöhnungen – der Richter bekam es am Freitagmorgen mit allen Zutaten einer preisverdächtigen Seifenoper zu tun. Ein 25-jähriger Ahauser und seine 20-jährige Ex-Freundin saßen sich bei Gericht gegenüber. Er als Angeklagter, sie als Zeugin. Eine Lösung für den Fall gibt es noch nicht. Aber es ist auch noch nicht das letzte Treffen der beiden vor Gericht. Aber eins nach dem anderen.
Anfang 2023 kommt das Paar zusammen. Die Probleme beginnen etwa eineinhalb Jahre später. Von beiden Seiten werden Vorwürfe laut. In Chatprotokollen, die vor Gericht verlesen werden, wird deutlich, dass sie immer eifersüchtiger wird: Sie fordert ihren Lebensgefährten auf, ihm kompletten Zugang zu seinem Handy zu gewähren, weil sie meint, er betrüge sie. Gleichzeitig spricht sie wüste Beleidigungen aus. Gegen ihn, gegen Bekannte, gegen vermeintliche Affären von ihm. Er versucht zu beruhigen, wirft ihr aber seinerseits vor, nicht ehrlich gewesen zu sein.
Im Auto verfolgt
Schließlich geht sie zur Polizei, zeigt ihren Lebensgefährten an. Wegen Nachstellung. Regelmäßig lauere er ihr auf, habe im Auto vor ihrer Haustür geschlafen, sei ihr oder ihren Freundinnen hinterhergefahren, terrorisiere sie mit Anrufen.
An einem Abend Ende Oktober 2024 habe er sie dann mit dem Auto verfolgt, ihr mehrfach den Weg abgeschnitten, an den Haaren gezogen und sie schließlich wüst geschubst. So sehr, dass sie Blutergüsse davongetragen habe. Eigentlich sei sie nur zur Polizei gegangen, um Ruhe zu bekommen. Eine Anzeige hatten die Beamten auf der Wache allerdings von Amts wegen eingeleitet.
Das meiste davon streitet der Angeklagte ab. Gleichzeitig erklärt er, dass sie gegenseitig immer wieder den Kontakt gesucht hätten. Und auch immer weiter miteinander geschrieben oder telefoniert hätten.
Offenbar bleibt das Paar auch nach der Anzeige zusammen. Zumindest für eine längere Zeit. „Eine On-Off-Beziehung“, nennen es beide unabhängig voneinander. Der 25-jährige Angeklagte gibt zu, dass er manchmal selbst nicht wusste, ob sie gerade zusammen gewesen seien oder nicht. „Also ich wäre zumindest ziemlich sauer, wenn meine Freundin mich anzeigen würde“, sagte der Richter kopfschüttelnd und süffisant lächelnd.
Erneute Anzeige
Im vergangenen April geht sie erneut zur Polizei, zeigt ihren Ex-Freund erneut an. Jetzt sind sich auch beide einig, dass die Beziehung endgültig zu Ende ist. Der Kontakt reißt aber erst vor Kurzem endgültig ab.
Die Vorwürfe in der neuen Anzeige: unter anderem Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Davon erzählt sie während der Verhandlung eher beiläufig. Mehrfach habe ihr Lebensgefährte sie geschlagen. Oder sei anders handgreiflich geworden.
Im Gegenzug wurde auch gegen die 20-Jährige ein Strafbefehl ausgesprochen. Eine Strafe, die sie gerade noch abzahlt. Weil sie ihrerseits den 25-Jährigen verletzt hat. Warum sie dann gegen den Strafbefehl keinen Einspruch eingelegt und die Bestrafung so akzeptiert hat, konnte sie vor Gericht nicht erklären.
„Gut, dass Ihre Beziehung zu Ende ist“
„Als Fazit können wir wohl in jedem Fall ziehen, dass es gut ist, dass Ihre Beziehung zu Ende ist. Halten Sie sich voneinander fern“, gibt der Richter beiden noch mit. Verteidiger und der Vertreter der Staatsanwaltschaft schütteln nur mit den Köpfen.
Nach 90 Minuten wird dieses Verfahren am Freitagmorgen eingestellt. Auch weil es praktisch unmöglich sei, die vorgeworfenen Taten zu beweisen. Und weil eben die neue Anzeige vorliegt und verhandelt werden muss.
Einen Termin für das nächste Verfahren gibt es noch nicht. Noch einmal wandte sich der Richter an den Angeklagten: „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich von Ihrer Ex-Freundin fernhalten. Suchen Sie keinen Kontakt und nehmen Sie auch keinen in Kauf“, riet er ihm. Der 25-Jährige nickt da nur noch. Das nächste Verfahren wird umfangreicher, auch etliche Zeugen sollen dann geladen werden. Fortsetzung folgt.