Nachfolge für Rosen Terdues steht fest Neue Händler auf dem Wochenmarkt Ahaus

Nachfolge für Rosen Terdues steht fest: Wechsel auf dem Wochenmarkt Ahaus
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Ein letztes Mal wird Gerburg Terdues ihren Marktstand auf dem Ahauser Wochenmarkt noch aufstellen. Am Samstag, 29. Juni, endet für die Blumenhändlerin aus Legden eine 19-jährige Tradition auf dem Ahauser Wochenmarkt. „Mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, wie sie sagt. Lachend, weil viele Stunden Arbeit und ein immenser Aufwand dann ein Ende haben. Weinend, weil ihr schon jetzt die Stammkunden, die Gespräche am Marktstand und die Begegnungen fehlen.

Trotzdem: Es sei eine Vernunftentscheidung. „In einer ‚normalen‘ Woche, arbeiten wir jeder 60 bis 70 Stunden“, bestätigte Gerburg Terdues für sich selbst und ihren Mann Guido gegenüber unserer Redaktion vor Kurzem. Inzwischen ist für den Ahauser Markt auch die Nachfolge geklärt: Ein Blumenhändler wird anstelle von Rosen Terdues auf den Ahauser Marktplatz kommen.

Gerburg Terdues hinter ihrem Blumenstand auf dem Wochenmarkt Ahaus
Gerburg Terdues zieht nach 19 Jahren den Schlussstrich: Am 29. Juni kommt sie zum letzten Mal nach Ahaus auf den Wochenmarkt. Sie geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ein kleiner Abschied ist für 12.30 Uhr geplant. © Stephan Rape

Michael Bihlmeyer von Ahaus Marketing und Touristik atmet durch. Denn das war nicht ganz einfach: Seit Monaten telefoniert er Listen von Markthändlern ab. Im gesamten Umkreis. Ein Radius von 25 Kilometern und mehr. Das Problem: „Viele Blumenhändler haben keinen Marktwagen, andere Blumenhändler haben zwar noch einen Wagen in der Garage stehen, finden aber kein Personal, um ihn zu besetzen. Noch einmal andere sind an ihren bisherigen Standorten fest eingebunden“, fasst er die lange Recherche in wenigen Worten zusammen.

Gerade das Personal-Argument habe er zigfach gehört. Auch für Familie Terdues hatte das entscheidend zu ihrem Entschluss beigetragen: Die langjährigen Mitarbeiter steuern auf die Rente zu, neue Mitarbeiter seien nicht zu bekommen. Die drei eigenen Kinder haben andere Pläne.

Alfred Snippert aus Gronau-Epe vor seinem Stand
Blumenhändler Alfred Snippert aus Gronau-Epe – hier bei einem seiner ersten Tage auf dem Heeker Wochenmarkt – soll ab Anfang Juli die Lücke schließen, die Gerburg Terdues mit ihrem Stand hinterlässt. Große Fußstapfen. © Till Goerke (Archiv)

Selbst die anderen Markthändler hätten an sich an der Suche nach einem neuen Blumenhändler beteiligt. Denn auch ihnen liegt natürlich daran, ein komplettes Angebot auf dem Markt zu haben: „Ein Blumenhändler ist ja gerade in Ahaus strategisch wichtig“, ergänzt AMT-Geschäftsführer Benedikt Homölle. Schließlich gebe es kein breites Angebot von Schnittblumen in der Stadt.

Händler aus Epe kommt nach Ahaus

Alfred Snippert aus Epe wird mit seinem Stand ab Mittwoch, 3. Juli, versuchen, die Lücke von Gerburg Terdues zu schließen. Erstmal nur mittwochs. „Ich bin aber guter Hoffnung, dass er demnächst auch samstags kommt“, sagt Michael Bihlmeyer. Dafür sei es aber noch etwas zu früh. Im Angebot will er mehr gebundene Sträuße und einzelne Blumen haben. „Sträuße vor Ort will er erst ab einer etwas höheren Summe binden“, erklärt Michael Bihlmeyer. Die Rede sei da von 25 bis 30 Euro. Das sei aber sicherlich auch Verhandlungssache. „Wie immer auf dem Markt“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Markus Bihlmeyer vor dem Ahauser Wochenmarkt
Über Wochen und Monate zog sich die Akquise für neue Markthändler in Ahaus. Gerade um einen neuen Schnittblumen-Händler zu bekommen, hat sich Michael Bihlmeyer von Ahaus Marketing und Touristik fast die Finger wund telefoniert. Beinahe vor der Haustür, in Epe, wurde er schließlich fündig. © Stephan Rape

Der Weggang der Firma Terdues sei – bei allem Verständnis – natürlich ein herber Einschnitt: „Egal, wann man auf den Markt geht, vor dem Blumenstand gibt es immer lange Schlangen mit vielen Menschen“, sagt Benedikt Homölle.

Ein weiterer Händler soll Anfang Juli in Ahaus starten: Die Fleischerei von Torsten und Marcel Selle soll das Angebot ergänzen. Sie sollen mittwochs und samstags neben den aktuellen Händlern nach Ahaus kommen. „Eine strategische Entscheidung“, wie es Benedikt Homölle nennt. Bei Wild und Geflügel sei der Markt langfristig gut aufgestellt. Wie lange die Fleischerei Koggenhorst noch nach Ahaus komme, sei aber offen. Ganz klar eine Altersfrage. „Und dann hätten wir in ein paar Jahren eine Lücke, die wir nicht gefüllt bekommen“, sagt Benedikt Homölle. Denn längst gebe es keine langen Wartelisten von Beschickern mehr.

Fleisch: Strategische Entscheidung

Ohne eine Doppelbelegung sei so eine Nachfolge aktuell schlicht nicht möglich. „Wir haben schon länger die Augen und Ohren offen gehalten“, sagt Michael Bihlmeyer. Die Gefahr sei sonst gewesen, dass alle Händler, die in Frage kommen, schon einen anderen Marktplatz gefunden hätten. Denn auch Städte in der Umgebung würden unter Hochdruck nach neuen Markthändlern suchen. „Wenn wir uns da nicht zügig ins Gespräch bringen, stehen die woanders“, fasst Benedikt Homölle es knapp zusammen.

Und um den Ahauser Markt langfristig attraktiv zu halten, seien die Verhandlungen jetzt schon gelaufen. Und es habe sich glücklich gefügt. Vater Torsten und Sohn Marcel Selle sind beide Fleischermeister und haben 2020 die ehemalige Fleischerei Segbert in Epe übernommen. Neben Frischfleich haben sie auch ein Grillsortiment sowie selbstgemachte abgepackte Produkte an, beispielsweise münsterländische Fleisch- und Wurstspezialitäten an.

Gerburg Terdues verabschiedet sich derweil von einer Kundin. Einmal baut sie ihren Stand noch auf. Seit mehreren Monaten gibt es bei ihr nur noch zugekaufte Blumen. Die seien natürlich auch frisch, aber: „Es ist einfach nicht dasselbe wie die eigenen Pflanzen“, verdeutlicht sie. Es sei jetzt einfach gut. Am Samstag will sie sich von Kunden, Kollegen und vielen Bekannten verabschieden.

Wie es dann weitergeht? „Erst einmal müssen wir ja zuhause in Legden den Betrieb abwickeln“, sagt sie. Dann will sie sich etwas Pause gönnen und irgendwann in Zukunft wieder als Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) arbeiten. Ihrem eigentlichen Beruf. „Das hat aber noch etwas Zeit“, sagt sie lächelnd.