Retroverse Im Museum für Spiele und Konsolen geht es zurück in Kindheit und Jugend

Von Aurelia Leppen
Spiele und Konsolen lassen Gäste in Kindheitserinnerungen schwelgen
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Seit Samstag, 2.3., freut sich Ahaus über ein neues Ausflugsziel: Die „Retroverse“ ist aus Vreden ins Next gezogen und öffnet offiziell erstmals die Türen. Eins wird hier besonders deutlich: Die Leidenschaft für Spiele und vor allem alte Konsolen teilen die Organisatoren, die Retro Nerds, mit sämtlichen Besuchern.

Und die bunten Lichter von Flipper und Co. leuchten in der dunklen Next-Location besonders hell. Lichter aus zum Teil fast vergessenen Zeiten. „Das ist ein Stück Kindheit, das man hier ausleben kann“, fasst Ann-Kathrin (29) aus Vreden, zusammen. Sie ist mit ihrem Freund Mathias (30) hier. Beide sind Mitglieder der Retro Nerds. Und Mathias ist trotz Spiele-Erfahrung selbst begeistert, denn er habe einige der Geräte vor seiner Mitgliedschaft auch noch nicht gesehen.

Kein Wunder, wenn man sich zum Beispiel den Table of Shame anschaut. „Hier findet man Produkte, die auf dem Markt einfach nicht angekommen sind“, sagt Christian Thieme, bei den Retro Nerds zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Aber es wundert nicht, dass die Retro Nerds auch solche Konsolen ausfindig machen konnten. „Wir haben derzeit etwa 85 Mitglieder. Alle steuern etwas zu, alle haben irgendwo ein Interesse, eine Leidenschaft und Zugang zu den verschiedensten Konsolen“, erklärt Christian Thieme. „Ich bin mir sicher, hier wird sich noch einiges entwickeln.“

Ein Blick ins Retroverse mit Besuchern
Bei der Retroverse steht Konsole neben Konsole. Gleichzeitig stehen sich die Besucher dank 400 Quadratmetern Spielfläche nicht im Weg. © Aurelia Leppen

Durchweg positive Resonanz

Und diese Leidenschaft steckt auch die Besucher an. Viele von ihnen sind den Retro Nerds noch aus Vredener Zeiten treu. So auch Sebastian (45) aus Steinfurt, der sich vor allem über „sein“ Bett freut, das er in einem der Themenzimmer entdeckt hat. „Das ist natürlich schön, wenn man seine Kindheit ein Stück weit wiederfindet. Ich bin froh, dass die Retro Nerds wieder da sind. Ich habe zu Hause auch eine Konsole, aber hier zu spielen, ist etwas Besonderes.“

Auch Florian (45) aus Gronau freut sich vor allem über die verschiedenen Themenzimmer: „Meine Jugend steht hier! Ich finde das einfach witzig. Das kennt man so nicht.“ Jochen (44) und Ela (46) sind extra aus Essen angereist. Für sie habe sich der weite Weg gelohnt, sagt Ela: „Bei Veranstaltungen im Ruhrgebiet steht man für alles Schlange. Hier ist es überschaubar.“ Die Konsolen seien heutzutage vollkommen aus dem Leben verbannt, ergänzt Jochen. „Ich habe mit ihnen meine Kindheit verbracht. Hier schwelgen wir einfach in Erinnerungen.“

Vincent ist mit seinen 24 Jahren hier noch nicht so weit in seine eigene Vergangenheit gereist. Ihn reizt es vor allem, ältere Spiele zu sehen. „Solche von vor meiner Zeit. Sonst hat man einfach nicht so eine Gelegenheit“, betont der Stadtlohner.

Viele Kindheitserinnerungen

Auch Katja (51) aus Gronau, reist gerne durch die Zeit. „Ich finde es cool hier. Ich bin wieder ein Teenager. Wir sind hier alle direkt in einer anderen Welt voller Kindheitserinnerungen.“ Demnächst möchte sie wiederkommen – mit ihren beiden Kindern. Denn auch die Kleinen sind hier gerne gesehen, wie Christian Thieme betont. „Wir möchten hier ein Erlebnis für die ganze Familie schaffen. Die Kinder sollen an die Hand genommen werden. Hier wird nicht nur gezockt! Hier wird die Geschichte der Spielekonsolen gezeigt und gelebt.“

Florian (45) aus Gronau in Aktion im Retroverse. Er freut sich vor allem über die verschiedenen Themenzimmer: „Meine Jugend steht hier! Ich finde das einfach witzig. Das kennt man so nicht.“
Florian (45) aus Gronau in Aktion im Retroverse. Er freut sich vor allem über die verschiedenen Themenzimmer: „Meine Jugend steht hier! Ich finde das einfach witzig. Das kennt man so nicht.“ © Aurelia Leppen

Der Weg zu einem Next voller Konsolen war schwer. Im wahrsten Sinne, denn Flipper und seine Freunde wiegen gerne mal über 100 Kilo. „Daher sind sie übers Dach eingezogen“, verrät Christian Thieme. „In den letzten Wochen sind mehrmals 40-Tonnen-Sattelschlepper durch ganz Deutschland gefahren und haben Konsolen von A nach B gebracht.“ Heute befinden sich vor Ort lauter Konsolen, die alle bespielbar sind. Die älteste stammt aus dem Jahr 1946.

Älter als viele der Besucher. Christoph (24) hat seinem Papa Udo (58) beide aus Vreden, den Besuch zum Geburtstag geschenkt. Gerade zur rechten Zeit, denn Udo verrät: „Ich habe fast vergessen, was es damals alles so gab.“ Trotz Angst vor einer Sehnenscheidenentzündung wollen beide definitiv wiederkommen.

Das Vorstandsteam der Retro Nerds
Der Retro Nerds-Vorstand freut sich über einen gelungenen Auftakt der „Retroverse“ (v. l.) : Ingo Haugwitz (zweiter Vorsitzender), Markus Kühn (Vorsitzender), Christian Thieme, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und Patrick Röttger (3. Vorsitzender). © Aurelia Leppen

Die Retro Nerds zeigen nicht nur mit ihrem Namen, dass sie ein Händchen für alte Konsolen haben. Doch, um das Museum aktuell zu halten, haben sie entschieden, auch neue Produkte vorzustellen. Denn Neu werde auch immer wieder Alt. „Vor allem VR öffnet uns viele Türen und wir möchten neue Aspekte vorstellen. Wir planen eine Zeitreise und jedes Mal wird etwas Neues zu entdecken sein“, verrät Christian Thieme.

Die älteste Konsole aus dem Jahr 1946
Hier steht Alt neben Neu: Die älteste Konsole (hier im Bild) stammt aus 1946. Die Retro Nerds nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise. © Aurelia Leppen

Um all ihre Ideen umsetzen zu können, freuen seine Kollegen und er sich immer über neue Mitglieder für ihren ehrenamtlichen Verein. „Alle, die unsere Leidenschaft teilen, sind gerne bei uns willkommen.“ Ob mit dem zehnjährigen Dennis aus Ahaus bereits die neue Generation der Retro Nerds heranwächst? Er ist mit seinem Papa Benedikt (49) vor Ort, der erklärt: „Ich finde es toll, dass ich meinem Sohn zeigen kann, womit ich damals gespielt habe.“

Marco (25) aus Südlohn, weiß vor allem die Arbeit der Retro Nerds zu schätzen: „Das Mechanische gefällt mir. Da passiert in Echt noch etwas, nicht nur virtuell. Es gibt mir ein ganz anderes Gefühl als bei der Playstation zum Beispiel.“ Gleichzeitig betont er die futuristische Umgebung im Next. Mit der „Retroverse“ ist es den Nerds ganz gut gelungen, Retro in die Gegenwart zu bringen – und sicher auch in die Zukunft.

Zum Thema

Öffnungszeiten, Eintritt und Co

  • Die Retronerds setzen für die gesamte Abwicklung des Museumsbetriebs auf die Software Chayns, mit der auch das Next betrieben wird.
  • Öffnungszeiten und Eintrittskarten werden online auf retronerds-muensterland.de angeboten. Aktuell sind sie noch für folgende Tage erhältlich: Samstage: 16. März, 6. April, 20. April, 4. Mai, 8. Mai; Sonntage (Familientag, 14 bis 17 Uhr): 24. März, 28. April.
  • Eintrittspreise staffeln sich je nachdem, um welche Uhrzeit ein Besucher kommt. Geöffnet ist samstags bis 21 Uhr. Wer schon ab 14 Uhr an die Geräte möchte, zahlt 17 Euro. Ab 19 Uhr kostet der Eintritt nur noch 7 Euro.
  • Für Speisen und Getränke ist durch die Showcases im Next gesorgt: Das Offsite und das Bamboo dort sind während der Museumszeiten geöffnet. https://retronerds-muensterland.de