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Reaktionen im Überblick: Entsetzen, Fassungslosigkeit und Trump-Kritik
Angriff aufs Kapitol
Der Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol sorgt weltweit für Bestürzung. Wie reagieren Politiker, Geistliche und andere Personen des öffentlichen Lebens auf die Ereignisse? Eine Umfrage.
Hans-Georg Althoff, Beigeordneter und Vertreter der Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß, die gerade noch im Urlaub ist, reagiert am Morgen auf die Anfrage der Redaktion erschüttert. „Es ist erschreckend, wie in den USA mit der Demokratie umgegangen wird“, sagt er. Und wie damit gelebt werde.
Gerade in einem Land, das für sich immer reklamiere, die Demokratie zu verteidigen. Auch wenn er natürlich ebenfalls nur die Bilder aus den Medien kennt, ist es für ihn der größte vorstellbare Angriff auf eine Demokratie. „Diese Bilder machen mich einfach sprachlos“, sagt er.

Hans-Georg Althoff, Erster Beigeordneter der Stadt Ahaus: „Erschreckend, wie in den USA mit der Demokratie umgegangen wird“ © Stadt Ahaus
Das kenne man sonst nur aus totalitären Regimen: Dass ein Wahlergebnis nicht akzeptiert werde und es zu solchen Gewaltausbrüchen komme. „Und das alles nur durch eine Rede des Präsidenten ausgelöst“, fügt er noch hinzu.
Pfarrer: „Bankrotterklärung für die amerikanische Demokratie“
Pfarrer Stefan Jürgens aus Ahaus spricht von einer Bankrotterklärung für die amerikanische Demokratie. Es sei unverantwortlich, was der Diktator Donald Trump in den USA ausgelöst habe. Bewusst nenne er den amerikanischen Präsidenten so. „Ich hoffe, dass alle Republikaner und die Trump-Wähler sich auf die Vernunft besinnen und die Situation nicht weiter eskalieren lassen“, erklärt er.

Stefan Jürgens: "Bankrotterklärung für die amerikanische Demokratie" © privat
Schließlich gehe es um ein immenses politisches Erbe: „Alle Europäer haben von der amerikanischen Demokratie gelernt. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung kam noch vor der französischen Revolution“, sagt Stefan Jürgens. „Jahrhundertelang haben Menschen für die Demokratie und die Freiheit gekämpft“, erklärt er weiter. Das dürfe nun nicht innerhalb einer Generation aufs Spiel gesetzt werden. „So etwas ist einfach unwürdig für eine so alte und ehrwürdige Demokratie.“
Bundestagsabgeordneter: „Der Schock sitzt tief“
Johannes Röring, Bundestagsabgeordneter der CDU aus Vreden, hat die Bilder aus Washington mit Erschrecken wahrgenommen. „Es war aufgrund der Aussagen von Präsident Trump im Vorfeld der Kongresssitzung zwar mit Protesten zu rechnen, dass diese aber solche Ausmaße annehmen und in der Stürmung des Kapitols enden würden, war so nicht vorhersehbar“, so Röring. Der Schock sitze tief.

Johannes Röring (CDU) kritisiert Donald Trump scharf. © privat
Scharfe Kritik äußerte er Donald Trump: „Den Wählerwillen zu respektieren und die Ergebnisse von Wahlen zu akzeptieren ist die Stärke einer Demokratie. In den Vereinigten Staaten erleben wir allerdings, wie der amtierende Präsident durch Fake News und die Infragestellung der Rechtmäßigkeit der Wahlen stark am Fundament der Demokratie rüttelt.“
Donald Trump motiviere seine Wählerschaft, gegen das Wahlergebnis aus dem November zu protestieren. „Diese Entwicklung fand gestern ihren bisherigen traurigen Höhepunkt. Die Proteste rund um das Kapitol sind daher natürlich auch ein Angriff auf die Demokratie in den Vereinigten Staaten“, sagt der CDU-Politiker.
„Kaum zu glauben, dass eine stabile Demokratie so erschüttert wird“
Dr. Michael Räckers, CDU-Fraktionsvorsitzender Ahaus: „Das Wort ‚entsetzlich‘ fasst, denke ich, am Besten zusammen, was dort geschehen ist.“ Die Geschehnisse in Washington lassen ihn fassungslos zurück. „Dass eine vermeintlich so stabile Demokratie so in ihren Grundfesten erschüttert wird, ist kaum zu glauben“, sagt er. Noch dazu, eine Demokratie, die weltweit als Vorbild gedient habe. „Das macht einen sehr nachdenklich“, erklärt er. Besonders betroffen macht ihn auch der Auslöser, Präsident Donald Trump: „Dass jemand, der offensichtlich psychische Probleme hat, die Situation so anheizen kann.“

Dr. Michael Räckers, CDU-Fraktionsvorsitzender in Ahaus, findet die Geschehnisse entsetzlich, zieht aber auch Parallelen nach Deutschland. © CDU Ahaus
Gleichzeitig zieht er eine Parallele nach Deutschland. Auch in Berlin hätten schließlich im vergangenen August Demonstranten versucht, den Reichstag zu stürmen. Auch das sei ein Angriff auf die Demokratie gewesen. Damals sogar unter Mithilfe gewählter Volksvertreter. „Die haben es zumindest in Kauf genommen. Diese Menschen in den Parlamenten haben bei den Demonstrationen geholfen und legen es bewusst auf Destabilisierung an“, sagt er.
Da werden die berühmten roten Linien überschritten. Gott sei Dank gebe es diese Verhältnisse auf lokaler Ebene nicht.
Warnung vor den gleichen Mechanismen in Deutschland
Hubert Kersting, UWG-Fraktionsvorsitzender in Ahaus, hat die Geschehnisse in Washington am Abend und in der Nacht live im Fernsehen verfolgt. „Da werden demokratische Prozesse extrem behindert“, sagt er – und zieht auch direkt den Vergleich zu den Vorfällen vor dem Reichtstagsgebäude: „Wir haben doch fast dieselbe Situation, wenn auch vielleicht nicht ganz so extrem.“

Hubert Kersting, Fraktionsvorsitzender der UWG Ahaus. © UWG Ahaus
Populisten hätten auch in Deutschland Demonstranten den Zugang zum Reichtstagsgebäude ermöglicht, um so Einfluss auszuüben. „Für einen demokratischen Prozess oder eine Meinungsbildung ist das natürlich keine Basis“, macht er deutlich.
Wieder mit Blick auf die USA macht er noch einen ganz anderen Aspekt deutlich: „Da wurde ganz klar mit zweierlei Maß gemessen“, sagt er. Bei den Demonstrationen der „Black Lives Matter“-Bewegung oder Demonstrationen für Frauenrechte seien vor dem Kapitol ganz andere Sicherheitskräfte zusammengezogen und Schutzmaßnahmen getroffen worden. „Es gibt doch die Sicherheitskonzepte. Da muss man sich schon fragen, warum sie in diesem Fall nicht gegriffen haben“, sagt er.
„Demokratie jeden Tag aufs Neue verteidigen“
Für Tom Tenostendarp, Vredener Bürgermeister, widersprechen die Ereignisse in den USA jeglicher Vorstellung von demokratischer Auseinandersetzung. „Der Kongress ist die Herzkammer der US-amerikanischen Demokratie und sollte Ort der Debatte - von Rede und Gegenrede - sein. Das gewaltsame Eindringen in das Parlamentsgebäude ist hiermit nicht zu vereinbaren“, sagt er.
Auch das Verhalten des amtierenden US-Präsidenten zeuge nicht von einem demokratischen Umgang mit dem Wahlergebnis. „Die Geschehnissen in den USA machen deutlich, dass die Demokratie jeden Tag aufs Neue verteidigt werden muss und das nicht nur in den USA. Wehret den Anfängen!“
„Die große Demokratie Amerikas geht unter“
Heinz Gewering, CDU-Fraktionsvorsitzender in Vreden, hat die Geschehnisse die ganze Nacht vor dem Fernseher verfolgt. Er sei fassungslos gewesen. „Ich habe das nicht für möglich gehalten.

Heinz Gewering (CDU Vreden) befürchtet. „Die große Demokratie Amerikas geht unter.“ © privat
Die große Demokratie Amerikas geht unter“, sagt er am Donnerstagmorgen. Das Verhalten von Donald Trump sei „höchst undemokratisch“ und „Populismus pur“.
Getrud Welper zeigt sich „entsetzt“
Gertrud Welper hat im September 2019 selbst die Wahl zur Bürgermeisterin in Vreden verloren. Das Ergebnis anzufechten, wie Donald Trump es tut, wäre ihr aber nie in den Sinn gekommen. „Jeder Demokrat nimmt die Wahl so an, wie sie ausgezählt wird. Da habe ich ein großes Vertrauen in das System“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Gertrud Welper ist die Fraktionsvorsitzende der Grünen. © Natalia Walfort pixelgaleria-wal
Die Vorkommnisse in Washington hat sie am Mittwochabend verfolgt. „Ich bin entsetzt darüber, dass es den Demonstranten gelungen ist, ins Kapitol zu gelangen, und dass es so lange gedauert hat, bis die Polizei eingegriffen hat“, sagt sie.
Bürgermeister Dittmann vertraut der „Mehrheit der Vernünftigen“
„Ich finde die Ausschreitungen und Übergriffe auf dem Kapitol Hill in Washington, die durch polemische Äußerungen des noch amtierenden US-Präsidenten angeheizt und motiviert wurden, extrem beschämend für eine demokratische Gesellschaft.“ Stadtlohns Bürgermeister Berthold Dittmann war nach den ersten Bildern aus den USA „entsetzt, besorgt und wütend“. Donald Trump müsse „nun endlich die Realität akzeptieren“ und seine „in einem demokratischen Verfahren festgestellte Wahlniederlage anerkennen“: „Vor allem muss aber seine brandbeschleunigende Rhetorik unterbleiben.“

„Entsetzt, besorgt und wütend“ zeigt sich Stadtlohns Bürgermeister Berthold Dittmann. © Stefan Grothues
Dem Bürgermeister komme in Bezug auf die Geschehnisse das Bild „eines trockenen Sommertages vor Augen, bei dem eine unachtsam weggeworfene Zigarettenkippe zu einem verheerenden Flächenbrand führen kann“: „Ich baue und vertraue auf die Mehrheit der Vernünftigen und wünsche unseren amerikanischen Freunden, dass sie, trotz unterschiedlicher politscher Ansichten, wieder zu einer demokratischen Einheit finden.“
Trump ein „Narzisst, Wahnsinniger und psychisch Kranker“
Reinhard Laurich, SPD-Fraktionsvorsitzender in Vreden, nennt Donald Trump einen Narzissten, einen Wahnsinnigen und einen psychisch Kranken. „Wenn da jetzt nicht schnell gehandelt wird, wird es in den nächsten zwei Wochen extrem gefährlich“, meint er.

Reinhard Laurich (SPD Vreden) nennt Trump einen "Narzissten, einen Wahnsinnigen und einen psychisch Kranken". © privat
In zwei Wochen soll der neue Präsident Joe Biden vereidigt werden. „Wer weiß, was Donald Trump bis dahin noch alles einfällt“, sagt Reinhard Laurich. „Der wird niemals einsehen, dass er dabei ist, die Demokratie zu zerstören.“
„Wie kann sich eine Gesellschaft derart spalten lassen?"
Für Jürgen Lürwer, Pfarrer in St. Otger in Stadtlohn, sei es „unvorstellbar“, dass sich ein Land, das „Demokratie, Unabhängigkeit und Menschenrechte stets in den Vordergrund“ stelle, derart spalten lässt. „Wie kann ein einzelner Mensch ein solche Spaltung fördern?“, fragt er sich. Und: „Wenn es Wahlen gibt, dann gibt es Gewinner und Verlierer, da gibt es keine Grauzonen.“ Erschrocken zeigt sich der Pfarrer, dass Trumps Anhänger „blind und den eigenen Menschenverstand ausschaltend“ folgten: Fanatismus in Reinform.

Für den katholischen Pfarrer Jürgen Lürwer werden die schrecklichen Ereignisse noch lange wirken. © Stefan Grothues
Jürgen Lürwer wirft auch schon den Blick in die Zukunft: „Dieses Streichholz ist schnell entfacht, doch die Brände nun zu löschen, wird lange dauern.“ Aus Sicht der Glaubenden sei es wichtig, „die Augen offen zu halten“, damit „keine Dinge möglich werden, die man für unmöglich gehalten hat“.
Ursula Schulte: „Wir müssen auch in Deutschland aufpassen.“
Auch Ursula Schulte, SPD-Abgeordnete des Kreises Borken im Bundestag, macht sich große Sorgen: „Als ich die Bilder gesehen habe, war ich entsetzt und fassungslos. Und das ausgerechnet in der Wiege der Demokratie. Nicht in den kühnsten Träumen hätte ich mir das vorstellen können.“

Bundestagsabgeordnete Ursula Schulte von der SPD zeigte sich entsetzt und fassungslos. © Benno Kraehahn
Die Vredener Politikerin schaut aber nicht nur nach Übersee: „Wir müssen aufpassen, dass nicht auch in Deutschland die Stimmung kippt. Ich erlebe die AfD im Bundestag und bin erschrocken über die Angriffe auf einzelne Politiker. Das ist Populismus pur.“
Gerade das Thema Corona berge reichlich Zündstoff. „Wie lange werden die Corona-Einschränkungen noch akzeptiert? Ich merke, wie die Kritik in der breiten Bevölkerung lauter wird und der Unmut wächst.“ Zum einen müsse man „jeden Tag die Demokratie verteidigen“, zum anderen aber auch beim Impfen aufs Gaspedal drücken. Um eine Eskalation wie in den USA schon im Keim zu ersticken.
Heike Wermer: „Gesellschaftliche Spaltung führt zu Radikalisierung“
Landtagsabgeordnete Heike Wermer (CDU) war geschockt, als sie die Geschehnisse in Washington am TV verfolgte. „Diese aggressive Menschenmenge, die in das Herzstück der amerikanischen Demokratie eindringt, ist für mich nach wie vor unbegreiflich. Das zeigt aber, wie gesellschaftliche Spaltung zu einer Radikalisierung und zu Gewalt führen kann“, sagt die Politikerin aus Heek.

Heike Wermer (CDU) warnt davor, nach dem Vorfall in Washington in Hysterie zu verfallen. © Tim Marquardt
Gleichzeitig warnt sie davor, nun in Hysterie zu verfallen. „Ich glaube nicht, dass so etwas in Deutschland möglich wäre.“ Parallelen zum sogenannten „Sturm auf den Reichstag“ sieht sie nur bedingt. „Der Versuch, die Sicherheitsschleuse im Reichstagsgebäude zu durchbrechen, ist nicht mit der Stürmung des Kapitols zu vergleichen. Einerseits weil zu dem Zeitpunkt im Bundestag keine Sitzung stattfand, andererseits weil die Stürmung nicht von einem amtierenden Staatsoberhaupt befohlen wurde.“
Beide Vorfälle seinen aber ein Beispiel dafür, wie Verschwörungstheorien und „Fake News“ zur Missachtung des Staates und der Demokratie führen und in Gewalt enden können.
Schon mit Aufständen gerechnet
Karin Schmittmann, Fraktionsvorsitzende der UWG Südlohn-Oeding: „Es war für mich schockierend, als ich die Ereignisse gestern Abend in den Nachrichten gelesen und gehört habe. Man hatte schon damit gerechnet, dass die Machtübernahme von Biden nicht reibungslos stattfinden wird. Aber die Bürger haben mit dem Stimmzettel demokratisch nicht für Trump sondern Biden gestimmt.“

Karin Schmittmann (48), Dipl.-Kauffrau, verheiratet, Südlohn. © UWG Südlohn-Oeding
Als das Wahlergebnis verkündet wurde, habe sie schon damit gerechnet, dass Aufstände passieren werden. „Aber dass sich so viele Leute da versammeln und die Polizei nicht darauf gefasst war und erst so spät eingegriffen hat, damit habe ich nicht gerechnet“, so Schmittmann. „Ich war ziemlich besorgt und erstaunt, dass der Aufstand in Washington so abgegangen ist.“
„Dass es so weit kommen konnte, ist einfach entsetzlich“
Erwin Plate, Fraktionsvorsitzender UWG in Stadtlohn: „Dass es so weit kommen konnte, ist einfach entsetzlich. Ein Schlag gegen die Demokratie. Unter den Arbeitskollegen haben wir soeben noch darüber gesprochen, wie es möglich sei, einen Hochsicherheitstrakt wie das Kapitol zu stürmen. Aber man sollte bedenken, dass wir ähnliche Fälle – natürlich nicht in diesem Ausmaß – selbst jüngst in Deutschland erlebt haben“, so Plate.

Erwin Plate (UWG Stadtlohn), findet die Vorgänge in Washington "einfach entsetzlich". © privat
„Wir als Bürger haben die Pflicht, das hohe Gut der Demokratie und unsere Standpunkte zu verteidigen. Ebenso ist es wichtig, den nachfolgenden Generationen unsere Geschichte zu vermitteln und dass wir alle unsere Lehren daraus ziehen müssen. Heute mehr denn je zuvor“, betont Erwin Plate.
„Die Demokratie wird mit Füßen getreten“
Uwe Bröcker, Vorsitzender Pfarreirat Heilig Kreuz Heek: „Maßlos entsetzt habe ich die Bilder der Erstürmung des Parlamentes wahr genommen. Die Demokratie wird mit Füßen getreten. Dies ist ein weiterer negativer Höhepunkt der Amtszeit von Donald Trump. Ich wünsche mir, dass die Menschen zur Vernunft kommen und das sich aller ihrer Verantwortung für eine frei demokratische Gesellschaft wieder bewusst werden. Meine große Sorge ist es, dass diese Haltung auch bei uns salonfähig werden könnte.“
„Verhöhnung der demokratischen Institution“
Den Aufstand der Trump-Anhänger im Kapitol in Washington bezeichnet Thomas Rathmer, Fraktionsvorsitzender von der CDU in Südlohn, als „Verhöhnung der demokratischen Institution“. Er war entsetzt, als er die Nachrichtenlage im Fernsehen verfolgt hat.

„Das ist ein Angriff auf die Demokratie“, sagt Thomas Rathmer (CDU Südlohn-Oeding) © CDU Südlohn-Oeding
„Das ist ein Angriff auf die Demokratie“, sagt er. „Was da gestern passiert ist und wie Trump die Leute mobilisiert hat, das ist sicherlich sehr bedenklich.“ Trotzdem sei der Aufstand nicht überraschend passiert. „Das ist nichts, was von heute auf morgen gekommen ist, sondern das hat sich hochgeschaukelt“, sagt Thomas Rathmer. „Dass vier Menschen dabei ums Leben gekommen sind, ist schon sehr traurig.“
Auch Sohn bemerkt, wie Leute Macht ausüben und ausnutzen können
Sabrina Späker von der SPD in Südlohn, hat die Ereignisse am Mittwochabend im Fernsehen verfolgt. „Ich habe mich wirklich erschrocken, wie weit die Bevölkerung und die Trump Anhänger in Amerika gehen, um ihren Unmut auszudrücken“, sagt sie. „Wie extrem und heftig manche Menschen da reagieren.“

Die Südlohnerin Sabrina Späker von der SPD war erschrocken von den Ereignissen in Washington. © Privat
Auch ihr 10-jähriger Sohn bekomme bereits mit, wie viel Macht Politiker in der Regierung ausüben können. „Ich hoffe, dass sich die Leute langsam wieder ein bisschen einkriegen, wenn Trump sein Amt räumen muss“, sagt Sabrina Späker.
Aus einer Wahl sollte die Demokratie als Siegerin hervorgehen
Auch wenn der direkte Kontext ein anderer sei, so lief für Uwe Weber, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden, der „Film von den Anschlägen auf das World Trade Center im Jahr 2001“ ab. „Natürlich sind Parallelen da schwierig, aber auch das hat uns sprachlos gemacht.“ Für ihn habe die Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel sehr gut den Kern getroffen: Aus einer Wahl sollte immer die Demokratie als Siegerin hervorgehen.

Der evangelische Pfarrer Uwe Weber appelliert an die Vorbildfunktion für nachwachsende Generationen. © Stefan Grothues
Donald Trump habe er schon immer als „problematisch“ empfunden, diese Entwicklung setze dem Ganzen nun „leider die Krone auf“. Er mahnt in Richtung der nachwachsenden Generationen dazu, stets „friedlich und demokratisch Vorbilder“ zu sein. Das, was durch diese Bilder erzeugt werde, „sei nicht die Normalität“.
Südlohns Bürgermeister ist froh über das Ende von Trumps Amtszeit
„Es ist erschreckend, was in einer Demokratie passieren kann, wenn Populisten wie Donald Trump an die Macht kommen“, sagt Südlohns Bürgermeister Werner Stödtke. Er ist froh, dass die Amtszeit von Trump zu Ende ist. „Es fehlt bei Herrn Trump offensichtlich an Einsicht und an Weitsicht“, sagt Stödtke. „Er trägt die volle Verantwortung für diese Vorkommnisse und die Opfer, die zu beklagen sind.“

Werner Stödtke, Bürgermeister in Südlohn, hofft, dass „die Demokraten mit Joe Biden die USA wieder auf einen Weg der Vernunft“ führen. © (A) Anne Winter-Weckenbrock
Werner Stödtke sieht in den Ausschreitungen auch ein Zeichen für Deutschland. „Einer solchen Spaltung der Gesellschaft, die sich dann auch noch durch Gewalt gegen Parlamentarier und parlamentarische Einrichtungen Ausdruck verleiht, müssen sich alle politisch Verantwortlichen mit aller Macht entgegenstellen“, sagt er. Mit Blick in die Zukunft wünscht sich der Bürgermeister, dass „die Demokraten mit Joe Biden die USA wieder auf einen Weg der Vernunft“ führen. „Es wäre der amerikanischen Bevölkerung und der ganzen Welt zu wünschen.“
„Erschreckend - Irgendwo ist das Hetze“
Für Gabi Uppenkamp, Vorsitzende der CDU Legden-Asbeck, ist die Lage in Amerika einfach nur „erschreckend und bestürzend“. „Man hat ja die Nachrichten verfolgt und irgendwo ist das Hetze, dass ein Mensch so weit gehen kann, die Massen so aufzuhetzen und sogar gewaltbereit zu sein“, sagt Gabi Uppenkamp. So werde die Demokratie untergraben, „die Leute haben schließlich gewählt“, so die CDU Fraktionsvorsitzende. Es seien schockierende Bilder, die man sieht.

Gabi Uppenkamp, Vorsitzende der CDU Legden. © Ronny von Wangenheim
Gefahr solcher Mobs war seit dem Wahlkampf gegeben
Mit „Entsetzen“ hat Dr. Markus Könning, CDU-Fraktionsvorsitzender in Stadtlohn, die Berichterstattung in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verfolgt: „Es ist für mich unerklärlich, wie Trump seine Gefolgsleute so mobilisieren konnte.“ Dies, statt für sich die nächsten Schritte im Blick zu haben. Ähnliche Mobs habe es aber auch schon im Wahlkampf gegeben, die Gefahr sei somit latent gegeben gewesen.

Dr. Markus Könning, CDU-Fraktionsvorsitzender in Stadtlohn, blickt gespannt und mit Sorge auf die kurzfristige Entwicklung in den USA. © privat
Dass sich unter anderem Vizepräsident Mike Pence mittlerweile abgekehrt habe, sei bezeichnend und gut. Markus Könning stellt aber bewusst die Frage in den Raum, wie sich die USA nun weiterentwickele – auch mit Blick auf die Beziehung zu Deutschland: „In gewisser Hinsicht macht mir das kurzfristig auch Angst.“ Ebenso solle man sich stets die Frage selbst stellen, ob „uns so etwas auch passieren“ kann. Das zu verhindern, sei eigentlich die Aufgabe einer stabilen Demokratie, die grundsätzlich auch die USA für sich in Anspruch nehme.
Hass durch Autokraten Donald Trump
Auch Tobias Ebbing, stellvertretender Fraktionsvorsitzender SPD Legden-Asbeck, findet deutlich Worte: „Natürlich sind das verstörende Bilder, wenn man sieht wie einfach die älteste und mächtigste Demokratie der Welt ins Wanken gerät. Wie einfach der randalierende Mob an den wenigen Polizisten vorbei ins Kapitol marschieren kann. Wie Journalisten bedroht und eingeschüchtert werden.“

Tobias Ebbing, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD Legden. © privat
Nur leider seien sie nicht überraschend, sondern das direkte Resultat von jahrelangem Hass und Hetze durch den Autokraten Donald Trump. „Es liegt nun an uns, daraus Lehren zu ziehen und alle gemeinsam immer wieder für Demokratie, Toleranz und Vielfalt einzutreten. Denn wer glaubt, dass all das bei uns ja nicht möglich sei, ist nicht nur ignorant, sondern vor allem geschichtsvergessen“, so Tobias Ebbing.
Bruno König, Vorsitzender der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Legden und Asbeck, sagt zu dem Sturm der Trump-Anhänger auf das Kapitol: „Ich bin fassungslos und erschrocken, dass so etwas in einer so großen Demokratie heute noch möglich ist.“ Die Bilder erinnern ihn daran, was noch vor Kurzem vor dem Reichstagsgebäude passiert ist.

Bruno König, Fraktionsvorsitzender UWG in Legden. © privat
Die Vorgänge ähneln sich laut Bruno König schon sehr, es gab jeweils eine randalierende Masse. „Wir müssen alle sehr wachsam sein, dass die zunehmende Masse solcher Menschen nicht noch mehr Zulauf bekommt. Dafür müssen wir auch etwas tun“, so König