Rat erteilt sehr deutliche Absage Keine freie Fahrt für Radfahrer in der Innenstadt

Deutliche Absage: Keine freie Fahrt für Radfahrer in der Innenstadt
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Sollen Radfahrer durch die Ahauser Fußgängerzone fahren dürfen? Die Idee hat die UWG in der Ratssitzung am Dienstagabend (9. April) vorgeschlagen.

Dauerhaft zwischen abends 19 und morgens 8 Uhr. Und zumindest während der Bauarbeiten in der Wallstraße an Feiertagen und sonntags. Allerdings nicht an verkaufsoffenen Sonntagen.

So könnten Radfahrer trotz der massiven Sperrung einen schnellen Weg durch die Innenstadt finden. Gleichzeitig könnten Straßen während der Stoßzeiten entlastet und der Radverkehr gefördert werden.

Natürlich müssten die Belange der Fußgänger berücksichtigt werden. Deren Bewegungsfreiheit dürfe nicht eingeschränkt werden.

Der Blick in die Ahauser Marktstraße über einen Fahrradlenker hinweg.
Radfahrer will eine Mehrheit der Ahauser Politikerinnen und Politiker in der Ahauser Innenstadt nicht sehen. Unter anderem wegen zu vieler nötiger Ausnahmeregelungen und weil die Stadt auch nach 19 Uhr noch zu belebt dafür sei. © Stephan Rape

Ihm sei bewusst, dass es sich insgesamt um ein sehr komplexes Thema handele. „Deswegen würde ich es auch in den Verkehrsausschuss verweisen und dort in Ruhe behandeln“, schlug Hubert Kersting vor. Die Regelung könne eine Option sein, während in der Wallstraße gebaut wird.

Dietmar Eisele (Grüne) hätte sich mit der Verweisung anfreunden können. Ihm fehlten allerdings Beispiele in dem Antrag. Schließlich gebe es solche Regelungen ja längst in anderen Fußgängerzonen. Etwa in Münster. Und er setzte noch einen drauf: Das komme eben davon, wenn man als Fraktion nur auf eine Stadt bezogen denkt.

„Und wenn man schlecht vernetzt ist“, erklärte er süffisant lächelnd. Nicht seine erste Spitze an diesem Abend. Schon bei der Diskussion um die Erhöhung der Eintrittspreise für die städtischen Bäder hatte er scharf gegen andere Fraktionen geschossen.

Wahlkampf wird Thema

„Man merkt, dass ein Termin ansteht“, sagte dann auch Christian Rudde (CDU) und blickte auf die Kommunalwahl am 14. September. Unabhängig davon prallte der UWG-Vorschlag bei der CDU auf eine massive Wand.

„Wir müssen das nicht verweisen, wir lehnen das direkt ab“, machte Christian Rudde (CDU) deutlich. Eben, weil die Lage zu komplex sei. Mehr oder weniger aus dem Stand sei seine Fraktion in der Vorberatung auf mindestens zehn Sonder- und Ausnahmeregelungen gekommen, die getroffen werden müssten. „Was ist an Markttagen? Oder bei mehrtägigen Veranstaltungen? Oder mit der Außengastronomie?“, nannte er einige Beispiele.

Verkehrserziehung geht verloren

Noch schlimmer sei für ihn aber die langfristige Folge: Die konsequente Regelung der Fußgängerzone sei nach langen Jahren in den Köpfen der Menschen angekommen. Das dürfe nicht aufgebrochen werden. „Sonst fangen wir mit der kompletten Verkehrserziehung wieder von vorne an“, sagte er. Etwa, wenn die Regelung nach Ende der Bauarbeiten wieder zurückgenommen werde.

Ohnehin gebe es auch ohne diese Sonderregelung ausreichend Möglichkeiten, um in Ahaus von A nach B zu kommen. „Die Fahrradfahrer werden einen Weg finden“, machte er deutlich.

Innenstadt auch spät belebt

Hermann-Josef Herickhoff (SPD) stellte vehement klar, dass es eine Ausnahme für Radfahrer mit ihm und seiner Fraktion nicht geben werde. „Wir sind dagegen“, erklärte er. Bei so einer Ausnahme würden sich zukünftig noch weniger Radfahrer an die Regelungen für die Fußgängerzone halten. Außerdem sei die Innenstadt ja auch nach 19 Uhr noch sehr belebt.

Ausnahmsweise musste Bürgermeisterin Karola Voß bei einer Abstimmung im Ahauser Rat nachzählen, weil das Ergebnis nicht einstimmig ausfiel: Die UWG-Politiker und Reinhard Horst stimmten für den Vorschlag. Acht Ja-Stimmen. Die beiden Wüllener WGW-Ratsherren sowie die Politiker der Grünen enthielten sich. Diese Gruppe kam auf fünf Stimmen.

CDU, FDP und Bürgermeisterin Karola Voß stimmten gegen den Vorschlag. 27 Nein-Stimmen. Radfahrer dürfen also auch zukünftig zu keiner Zeit durch die Fußgängerzone fahren.