Riesiger Wasserschaden Praxis im Kreishaus zieht für den Übergang ins Ahauser Krankenhaus

Wasserschaden: Praxis im Kreishaus zieht ins Krankenhaus Ahaus
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Drei Wochen ist es her, dass Dr. Akin Yilmaz-Neuhaus an einem Montagmorgen in seiner Praxis im Kreishaus fast der Schlag getroffen hätte: Wasser tropfte aus der Decke und lief in die Behandlungsräume. Ein massiver Wasserschaden breitete sich über alle Stockwerke des Alten Kreishauses an der Bahnhofstraße aus.

Allem Anschein nach hatte sich das Wasser seit dem Sonntag zuvor vom obersten Stock fast im gesamten Gebäude ausbreiten können. „Da waren die unteren Stockwerke des Hauses ja geschlossen. Am Wochenende ist hier niemand“, sagt der Ärztliche Leiter und Geschäftsführer der Praxis im Kreishaus. Die Praxis liegt im ersten Obergeschoss.

Erst am Montagmorgen sei dann das ganze Ausmaß des Schadens klar geworden. „Hier lief es aus der Decke, als hätte man eine Dusche aufgedreht“, sagt er und deutet auf die Deckenverkleidung in einer der Toiletten. Dort ist immer noch der Strom nicht wieder eingeschaltet. Genau wie im Pausenraum für das Personal. Mit einer Akkuleuchte wird der innenliegende Raum notdürftig beleuchtet. Dort verfärben sich die Deckenplatten schon bedenklich.

Blick in den zentralen Lichthof des alten Kreishauses
Das Wasser hatte sich vom 15. bis 16. September vom obersten Stock bis ins Erdgeschoss im nördlichen Teil des alten Kreishauses an der Bahnhofstraße verteilt. Genau auf der Seite liegen die Praxisräume von Dr. Akin Yilmaz-Neuhaus im ersten Stock. © Stephan Rape

Auch wenn seit drei Wochen fast ununterbrochen Bautrockner und -lüfter laufen, sei das nur ein Provisorium. „Noch schimmeln die Wände zum Glück nicht“, sagt er. Doch das sei im Zweifel wohl nur eine Frage der Zeit. Schon jetzt ist in den Behandlungsräumen muffiger Geruch wahrnehmbar. „Auf Dauer können wir so nicht arbeiten“, sagt er.

Schließlich habe das Wasser mehrere Zentimeter hoch in einigen Behandlungsräumen gestanden. Kleines Glück im Unglück: Das Gebäude scheine in einem minimalen Gefälle zu stehen, so dass einige Räume gänzlich verschont geblieben sind.

Er habe mehrere Szenarien durchgespielt: „Der Betrieb ist versichert“, sagt er. Für ihn am einfachsten wäre gewesen, einfach die Tür zu schließen und erst nach der Sanierung wieder zu öffnen. „Mitten in der Grippesaison“, sagt er. In einem durchschnittlichen Quartal versorgen die fünf Ärzte der Praxis mehrere tausend Patienten. Zu genau möchte der Mediziner nicht ins Detail gehen.

Die hätten in jedem Fall in dieser Zeit ohne Hausarzt dagestanden. „Oder sich eine Alternative gesucht“, sagt Akin Yilmaz-Neuhaus. Etwa die Notaufnahme des Krankenhauses.

Praxis einfach schließen?

„Natürlich ist das keine Option“, erklärt er schnell. Alternativ hatte er überlegt, nur den betroffenen Teil der Praxis zu sperren. „In zwei Räumen hätten wir arbeiten können – vielleicht“, sagt er. Zur Not im Schichtbetrieb. Nicht optimal, aber eine notwendige Notlösung. „Einen Tod muss man sterben“, sagt er säuerlich lächelnd. 30 bis 50 Patienten kommen an Spitzentagen allein in einer Akutsprechstunde in die Praxis.

Problematisch wäre aber die komplette Verwaltung. Denn auch das Sekretariat zählt zu den betroffenen Räumen. Und so viele Patienten zu versorgen ohne die Administration im Hintergrund zu haben, wäre endgültig unmöglich geworden.

Dr. Akin Yilmaz-Neuhaus
Dr. Akin Yilmaz-Neuhaus, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer der Praxis im Alten Kreishaus. Seit 2017 betreibt er die Praxis dort. Dort arbeiten unter anderem fünf Allgemeinmediziner und eine Psychotherapeutin. Insgesamt werden dort jedes Jahr mehrere tausend Patienten versorgt. Aktuell ist die Mehrzahl der Behandlungsräume von dem Wasserschaden betroffen. © Stephan Rape

Das riesige Glück für ihn, sein Team und die Patienten: Sie können aktuell noch leerstehende Räume im Neubau des Ahauser Krankenhauses nutzen. Eine Übergangslösung, wie Akin Yilmaz-Neuhaus schnell betont: „Wir haben ja hier einen langfristigen Mietvertrag“, macht er beim Treffen im Kreishaus deutlich. Eigentlich noch wichtiger: Die Räume im Krankenhaus sind ja fest verplant. „Wir können sie nur für den Übergang nutzen“, sagt er.

Beantragt ist die Verlegung der Arztpraxis erst einmal für drei Monate. Dem muss die Kassenärztliche Vereinigung noch zustimmen. Keine reine Formsache. „Aber sie wird kommen“, da ist sich Akin Yilmaz-Neuhaus praktisch sicher. Nur weiß er noch nicht, wann es so weit ist.

Banale Fragen und Kleinigkeiten

Eine Liste von ungezählten Punkten – teils ganz banale Fragen – hat er für den Kurzzeit-Umzug in den vergangenen Tagen abgearbeitet. Zunächst habe es allein mehrere Ideen für Übergangsräume gegeben. Die hätten sich dann aber schnell zerschlagen. Als die Räume am Krankenhaus dann festgestanden haben, sei es um die Technik gegangen: „Allein schon die Patientendaten sicher und datenschutzkonform an einen anderen Standort als unsere Praxis zu übertragen, ist ein Problem“, sagt er.

Es gehe aber auch um Kleinigkeiten: Etwa bei Berufsgenossenschaft und Versicherungen zu erklären, dass sich die Adresse für einen begrenzten Zeitraum ändert, sei nicht ganz einfach gewesen. Aber umso wichtiger: „Sonst wären meine Kollegen und ich weder auf dem Weg zur Arbeit noch bei der Arbeit selbst versichert gewesen“, sagt er.

Viele Details noch offen

Die eigentliche Arbeit steht aber jetzt erst noch an: So ist die Praxis am Freitag, 11. Oktober, komplett geschlossen. Da soll der Umzug beginnen. „Unabhängig vom Wasserschaden hatten wir vom 14. bis 18. Oktober ohnehin Betriebsferien“, sagt der Arzt. Schon wieder ein glücklicher Zufall: So kann der Umzug über die Bühne gehen, ohne dass Patiententermine ausfallen müssen. Dafür fällt die Erholung hinten rüber. „Anders geht es gerade nicht“, sagt Akin Yilmaz-Neuhaus.

Am 21. Oktober soll die Praxis zu den gewohnten Uhrzeiten im Neubau des Ahauser Krankenhauses (Wüllener Straße 101) wieder öffnen. Eine Menge Details sind noch zu klären. Etwas Zeit bleibt dafür ja noch.

Ein Container steht vor dem alten Kreishaus
Die Sanierungsarbeiten an dem Gebäude werden sich über Wochen, wenn nicht Monate hinziehen. © Stephan Rape
Der Neubau des Krankenhauses in Ahaus
Der Neubau des Krankenhauses in Ahaus an der Wüllener Straße - hier am Tag der offenen Tür. © Karin Printing

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. Oktober 2024.