Immer wieder verunglücken Radfahrer in Kreisverkehren schwer. Die Polizei im Kreis Borken versucht, mit einer Schwerpunktaktion aktuell, auf diese Situation aufmerksam zu machen.
Von derzeit 39 Unfallhäufungsstellen im Kreis Borken gebe es zwölf an Kreisverkehren. Seit 2021 ereigneten sich im Kreis Borken insgesamt 226 Verkehrsunfälle an und in Kreisverkehren. Zwei Menschen verloren dabei tragischerweise ihr Leben.
Auch die Kreisverkehre in Ahaus und den Ortsteilen sind immer wieder Schauplatz von unterschiedlich schweren Unfällen zwischen Autos und Fahrrädern. Selbst am aufwendig ausgebauten Kreisverkehr am Stadtpark prallen immer wieder Autos und Radfahrer zusammen. Ein Problem ist mangelnde Übersicht.

Was ist ein Grund für die Unfälle?
Zumindest haben etliche Autofahrer angeben, dass sie den Radfahrer im Kreisverkehr schlicht nicht gesehen haben. Ein Problem: die sogenannte A-Säule, also praktisch der Rahmen der Windschutzscheibe.
Über die vergangenen Jahrzehnte wurde die Windschutzscheibe der Autos immer weiter geneigt, um die Fahrzeuge aerodynamischer zu machen. Gleichzeitig wurden die Karosserieteile immer breiter. Zum Beispiel, um das Auto bei einem Überschlag oder Unfall stabiler und so sicherer zu machen.
Kehrseite der Medaille: Je nach Winkel und der Bewegung im Verkehr kann ein Radfahrer mehrere Sekunden im toten Winkel hinter der A-Säule verschwinden. „Eine solche Konstellation stellt keine Seltenheit dar“, erklärt Müzeyyen Sürmeli von der Pressestelle der Polizei des Kreises Borken.
Was rät die Polizei Radfahrern im Kreisverkehr?
Wann immer möglich, sollen sie Blickkontakt zum Autofahrer herstellen, um sicherzugehen, dass sie gesehen wurden. Im Zweifel sollen sie lieber auf ihr Vorfahrtsrecht verzichten, als einen Unfall zu riskieren.
Wo sollen die Radfahrer denn im Kreisverkehr fahren?
Das kommt darauf an, wie die Situation vor Ort ist. Gibt es einen separaten Radweg, natürlich genau da. Gibt es den nicht – fahren die Radfahrer also mit auf der Straße – sollen sie das mittig tun. Dabei sollen sie sich an der Fahrbahnmitte und nicht dem Straßenrand orientieren.
Wer hat denn nun am Kreisverkehr Vorfahrt? Autos oder Radfahrer?
Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht, denn das ist unterschiedlich geregelt. Fahren die Radfahrer mit auf der Straße, gelten für sie die gleichen Regeln, wie für Autos: Verkehrsteilnehmer auf der Kreisbahn haben Vorfahrt, wer von außen in den Kreisverkehr einfahren will, muss warten.
Doch nicht einmal, wenn es einen separaten Radweg gibt, herrschen überall die gleichen Regeln. Beispiel Kreisverkehr am Stadtpark: Hier haben die Radfahrer auf dem Radweg Vorrang. Autofahrer – egal ob im Kreisverkehr oder in einer der Zufahrten – müssen warten. Anders ist es beispielsweise an der Wüllener Straße/Krankenhaus, am Vredener Dyk/Hoher Weg/Raiffeisenstraße oder an der Graeser Straße: Dort müssen die Radfahrer auf dem Radweg warten und die Autos vorbeifahren lassen. Das ist allerdings auch deutlich durch Schilder geregelt: Sie weisen Radfahrer an, die Vorfahrt zu achten.
Gibt es noch Tipps für Radfahrer?
Verkehrssicherheitsberater Jan Tonke von der Polizei im Kreis Borken wiederholt sie unermüdlich – ganz egal ob bei den Radfahrschulungen mit Grundschulkindern oder Fahrsicherheitstrainings mit Pedelecs in Seniorengruppen: „In erster Linie Ruhe bewahren und den Verkehr genau im Blick behalten. Beide Hände auf der Kreisbahn am Lenker und den Bremsen behalten. Wenn überhaupt nur beim Verlassen der Kreisbahn ein Handzeichen geben.“ Wichtig sei auch, tote Winkel zu beachten und entsprechend großen Abstand zu LKW und Bussen zu halten.