Ottenstein und Vreden kämpfen für Ousman John Spieler von FC Ottenstein in Abschiebehaft

Ottenstein und Vreden kämpfen für Ousman John: Spieler von FC Ottenstein in Abschiebehaft
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Ganz Ottenstein und Vreden hoffen und bangen gerade um Ousman John. Der heute 20-jährige Mann aus Gambia wurde Ende Juni auf dem Weg zur Arbeit in Abschiebehaft genommen. Aktuell befindet er sich in Darmstadt. Videos auf Instagram, in denen die zweite Mannschaft des FC Ottenstein sich für Ousman John einsetzt und sein Bleiberecht fordert, wurden seit dem vergangenen Wochenende zigtausendfach geteilt und weiter verbreitet. Sogar der ehemalige Fußballnationalspieler Gerald Asamoah und der Außenverteidiger von Inter Mailand und aktuelle Nationalspieler Robin Gosens teilen das Video.

„Wir wollen einfach eine möglichst große Reichweite erzielen und hoffen, dass Ousman doch noch hierbleiben darf“, sagt der Ottensteiner Carsten Berthues. „Ich habe ihn vor knapp zwei Jahren als Trainer aus Vreden zum FC Ottenstein geholt“, erzählt er. Dort spielte der Gambiaer in der ersten und zweiten Mannschaft, engagierte sich in der Jugendarbeit. Mittlerweile ist Carsten Berthues eng mit ihm befreundet.

Und so erfuhr er als einer der ersten, was passiert ist: Ende Juni wurde Ousman John auf dem Weg zur Arbeit in Vreden festgenommen. Eine halbe Stunde habe man ihm gegeben, um seine Sachen zu packen. Dann ging es für ihn ins Abschiebegefängnis nach Darmstadt.

Einen Tag später,so Carsten Berthues, rief er an. „Er sagte mir, dass er in einer sehr prekären Situation sei“, erklärt der. Die unmittelbare Abschiebung in sein Heimatland Gambia drohe ihm.

Von dort war er 2017, als damals 15-Jähriger geflohen: Zwei Jahre hatte er zuvor obdachlos als Straßenkind gelebt. Sein Vater war gestorben, als er 13 war. Seine Mutter hatte er damals noch nicht kennengelernt. Zu ihr bekam er erst in Deutschland Kontakt. Sie ist zwischenzeitlich an Brustkrebs gestorben.

In Gambia habe er weder Verwandte, noch eine Zukunft. Würde er dorthin abgeschoben, würde er wohl wieder auf der Straße landen. Zwar gilt das Land als sicheres Herkunftsland, doch allein die wirtschaftlichen Verhältnisse sind katastrophal.

Nach der Flucht gelangte Ousman John 2019 nach Deutschland, kam über Norden und Ochtrup nach Vreden. Dort arbeitete er zwei Jahre in einer Vredener Firma, vor kurzem wechselte er in eine Zeitarbeitsfirma. Eine Ausbildungsstelle hatte er bereits in Aussicht. In einer Beurteilung, die unserer Redaktion vorliegt, lobt ihn das Zeitarbeitsunternehmen in den höchsten Tönen. Als Montagehelfer habe er sich in kürzester Zeit mit den Abläufen vertraut gemacht und sich in der Abteilung integriert.

Härtefall und Petition

Sein Verhalten sei stets professionell und vorbildlich gewesen. Seine Zukunftsaussichten auf dem Arbeitsmarkt seien sehr vielversprechend gewesen. „Wir können die Entscheidung ihn aus Deutschland auszuweisen, absolut nicht nachvollziehen“, heißt es darin weiter. Sollte er in Deutschland bleiben dürfen, sei sein Wiedereinstieg in seinen letzten Einsatz direkt möglich. Verbunden mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag.

Dennoch droht die Abschiebung. Carsten Berthues organisierte sich Hilfe. In seiner Bekannten Gudrun Mies-Walfort fand er eine Unterstützerin. Gemeinsam bringen sie Härtefallanträge und Petitionen an den Landtag auf den Weg und ersuchen, unter dem Schlagwort „#teamousman“, eine möglichst große Aufmerksamkeit zu erreichen.

Ousman John (20) hier in den Farben des FC Ottenstein soll abgeschoben werden. Der Mann stammt aus Gambia und steckt gerade in Abschiebehaft in Darmstadt. Die Anteilnahme an seinem Schicksal ist riesig.
Ousman John (20) hier in den Farben des FC Ottenstein soll abgeschoben werden. Der Mann stammt aus Gambia und steckt gerade in Abschiebehaft in Darmstadt. Die Anteilnahme an seinem Schicksal ist riesig. © Carsten Berthues

„Wir wissen, dass es eigentlich schon fünf nach Zwölf ist“, sagt Gudrun Mies-Walfort. Sie holen Vredens Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp mit ins Boot, schreiben dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn. Teilen Beiträge in verschiedenen Kanälen im Internet, schalten die Medien ein. „Wir müssen einfach alles versuchen, sonst würden wir uns zu Tode schämen“, sagt Gudrun Mies-Walfort.

„Seit einigen Tagen steht das Telefon eigentlich nicht mehr still“, erklärt Carsten Berthues. Aber so sei das im Münsterland eben: Man stehe zusammen und versuche zu helfen, wo immer es geht. Sie sehen sich bestätigt: „Wir haben schon von so vielen Menschen Zuspruch bekommen“, sagt er.

Natürlich gehe es nicht darum. Aber es mache den Einsatz einfacher. „Es ist einfach nicht zu verstehen, dass jemand, der sich Mühe gibt, die Sprache lernt, sich ehrenamtlich und gesellschaftlich engagiert und nie Probleme gemacht hat, abgeschoben werden soll“, fügt er kopfschüttelnd hinzu.

Versprechen zum 21. Geburtstag

Gudrun Mies-Walfort gibt sich kämpferisch: „Ich habe Ousman versprochen, dass er seinen 21. Geburtstag in Vreden feiert“, sagt sie. Und für gewöhnlich halte sie ihre Versprechen. Auch wenn die Chancen durchaus überschaubar scheinen, wollen sie nicht aufgeben. Eine Fachanwältin für Migrations- und Familienrecht will sie unterstützen. Um die Kosten dafür zu tragen, soll in diesen Tagen noch eine Spendenkampagne gestartet werden. Außenstehende können im Moment nicht viel mehr tun: „Die rechtlichen und offiziellen Mittel müssen jetzt anrollen“, sagt Gudrun Mies-Walfort.

Der Kreis Borken als zuständiges Ausländeramt kann erst am späten Montagnachmittag und zunächst auch nur oberflächlich auf eine Anfrage unserer Redaktion antworten. Wegen des Datenschutzes musste Ousman John erst seine Einwilligung geben.

Über ein Jahr ausreisepflichtig

Sie trifft erst am späten Nachmittag ein. So viel scheint am Montag klar: „Seit dem 18. Juni 2022 ist Ousman John rechtskräftig vollziehbar ausreisepflichtig“, erklärt Kreispressesprecher Karlheinz Gördes. Das Verfahren sei durch alle Instanzen gegangen. Fristen zur freiwilligen Ausreise habe er verstreichen lassen.

Für Anfang August ist sein Rückflug nach Gambia geplant.

Allerdings warte der Kreis noch die Sitzung der Härtefallkommission ab. Diese wird am 27. Juli tagen. Der habe der Kreis auch seine Sicht der Dinge bereits mitgeteilt. Am Vollzug der Abschiebehaft wie auch am vorgesehenen Ausreisetermin halte die Ausländerbehörde Borken bis dahin allerdings fest.

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