Als die Moderatoren auf dem Wiegbold kurz vor Ende der ersten Runde die „wohl beste Musikkapelle der Welt“, den Musikzug Ottenstein, und das „Aushängeschild“ der Burggeister, die „Burgschwalben“, in Sichtweite des Prinzenpaars begrüßen konnten, da huschte dem Trio ein breites Lächeln übers Gesicht: Der närrische Lindwurm mit nicht weniger als 85 Nummern war farbenfroh, ausdrucksstark und stimmungsvoll.
Die Vorfreude auf die zweite Runde konnte ansteigen – dies auch bei den zigtausend bunt kostümierten Karnevalisten am Rand. „Bunt“ war auch in der Feste Ottenstein ein wesentliches Thema, das aktueller nicht sein könnte. So wie es der „Club der Teufelinnen“ auf den Punkt brachte: „Spaß an der Freude, deshalb sind wir bunt“. Zum Abschluss gab es zudem ein Statement für den Frieden.

Der Umzug startete mit einer Premiere: Für Ehrenpräsident Carsten Berthues war es um kurz vor 14 Uhr ein besonderer Moment. Erstmals moderierte er an der Seite von Sohn Louis, der dieses Amt in den kommenden Jahren gemeinsam mit Sitzungspräsident Michael Schnell ausführen soll.
Dass Oberbaurat Markus Florien mit seinem Team alles perfekt vorbereitet hatte, zeigte sich umgehend. Der Rosenmontagsumzug lief flüssig – auch in den besonders gut besuchten Bereichen, in denen zur Sicherheit aller Beteiligter das Werfen von Bonbons untersagt war.

Andernorts regnete es Kamelle zuhauf – der einzige „Regen“ (zunächst) an diesem Montag. Die Sonne strahlte passend zum Einmarsch des Spielmannszugs Lünten vom Himmel. Den farbenfrohen Wellenbrecher bildeten die Narren aus den Niederlanden, genauer aus Haaksbergen, die „Prins Roy“ an Bord hatten.

Wie viel Energie vor allem die vielen Klubs, Stammtische, Nachbarschaften und Vereine in die Vorbereitung gesteckt hatten, lässt sich nur erahnen. Egal ob als Inuits, Einhörner, Krümelmonster, Pfauen, Geishas, Pinatas, Encanto, Froschkönig, Löwenzahn, Tigger, Wilde Kerle, Harry Potter, Spacegirls, Schnapsi-Taxi, Regenbogen, Schlümpfe, Maskenzauber oder als Tribut an die Goldenen 20er – die Gruppen waren bunt wie das Thema. Selbst Santa Claus hatte sich untergemischt – mit einem Gespann voller Rentiere. Lokalkolorit vermittelten die vielen „Wotteln“ im Feld – bis hin zu „The Greatest Wottelcrew“.

Selbstverständlich fanden sich auch lokale Themen wieder: So forderten „De doestigen Ottensteensken“ „Störche statt Windräder“. Der Kegelclub „Chaos Wotteln“ verteilte Geldscheine in Anlehnung an die Automatensprengungen. Ein weiterer Club witterte hingegen den „Pleitegeier“. Apropos „Tier“: Andernorts wurde der Wolf thematisiert, der in der Region zurück sei: „Der will doch nur spielen.“
Die „große“ Politik durfte natürlich auch nicht fehlen. Mehrfach wurde auf die Bauernproteste abgehoben, nicht der einzige Seitenhieb Richtung Bundes- und Landespolitik. Selbstverständlich war auch der Fachkräftemangel präsent – am Beispiel der Pflege: „Der Patient liegt noch dort, aber leider ist kein Pfleger vor Ort“.
Abgerundet wurde die Themenpalette durch besondere Ereignisse, die die Session prägten: „50 Jahre VW Golf“ zum Beispiel, Gottschalks Wetten Dass-Abschied oder auch die Basketball-Weltmeister.

Bevor sich die Prinzenpaare Ralf I. (Beuting) und Karin I. (Gosling) sowie Jonah (Sanft) und Emily (Schnell) das verdiente erste Bad in der Menge auf dem Wiegbold abholten, setzte der Umzug noch ein politisches Statement: „Wir schießen Putin zum Mond“, erklärten die Kümmerlingskegler. Und die Aliens ergänzten begleitet von Ufos: „Wir kommen in Frieden.“
„Klasse.“ So lautete auch das erste Fazit bei der langjährigen Wagenbaugruppe „Watt weet ik“, die nach 30 Jahren den Lindwurm nun von außen, quasi „im Ruhestand“, genoss. „Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus“, hallte es da aus der Sprecherkabine. Die zweite Runde konnte kommen…