
© Johannes Schmittmann
Oliver Kahn zieht Parallelen zwischen Fußball und Unternehmertum
Pushcon Tobit Software
Oliver Kahn war am Freitagabend der Hauptact bei der Pushcon auf dem Tobit Campus. Er sprach rund eine Stunde über sein persönliches Rezept zum Erfolg auf dem Platz - und daneben.
Champions-League-Finale 2001: Den Kopf erhoben, die Augen geschlossen, Blitzlichtgewitter - Schnitt. Weltmeisterschaft 2006: Im ungewohnten gelben Leibchen geht Oliver Kahn in die Knie und reicht seinem am Boden sitzenden Dauerrivalen Jens Lehmann kurz vor dem Elfmeterschießen 2006 symbolträchtig die Hand - Schnitt. „Einmal der beste Torhüter der Welt zu sein, das ist etwas, von dem man immer geträumt hat“, sagt der dreimalige Welttorhüter vor seinem Trophäenschrank stehend - Schnitt.
Drei Szenen aus dem rund einminütigen Video, das den langjährigen Kapitän der deutschen Nationalmannschaft auf der Pushcon-Bühne bei Tobit Software ankündigte. Eine Stunde sprach Oliver Kahn vor ausverkauftem Haus über seine Philosophie: „Mut als Erfolgsgarant.“ Angelehnt an sein berühmtestes Zitat: „Wir brauchen Eier.“ Anhand mehrerer anekdotisch erklärter Beispiele zeigte er, welche Erfahrungen aus seiner Zeit als Fußballprofi ihm heute als Unternehmer helfen. „Ich habe immer etwas aus dem im Sport Erlebten abgeleitet“, erklärte er.
Den Schalkern in letzter Minute die Schale entrissen
Oliver Kahn warnte bereits beim Betreten der Bühne davor, dass er bei Schalkefans an diesem Abend in Ungnade fallen könnte. Denn sein erster Rückblick führte in den Mai 2001. Am letzten Spieltag der Bundesliga braucht Bayern München beim Hamburger SV einen Punkt, um sich die Meisterschaft zu sichern. Verfolger Schalke spielt zeitgleich im heimischen Parkstadion gegen Unterhaching. Kurz vor Schluss kassiert Bayern das 0:1, tief in der Nachspielzeit gibt es aber einen indirekten Freistoß für Bayern. Nach kurzer Rücksprache mit Stefan Effenberg schießt Patrik Andersson - und trifft. „In diesem Moment konnte man sehen, was ein zu 100 Prozent funktionierendes Team bewirken kann. Trotz größtem Druck wurde die richtige Entscheidung getroffen“, erklärte Kahn dem Publikum.

Bürgermeisterin Karola Voß hatte das Goldene Buch der Stadt Ahaus mitgebracht, damit der Ex-Nationaltorhüter sich eintragen kann. © Johannes Schmittmann
Um auf Dauer erfolgreich zu sein, müsse man sich zwei Fragen stellen: Wo kann ich anders sein und was kann ich besser machen? Unternehmen wie Uber und Airbnb nannte Kahn dafür als Beispiele. „Früher hat man den Dicken ins Tor gestellt. Ich habe die Rolle neu interpretiert. Ich sah mich als wichtigster Mann auf dem Platz, als das Zünglein an der Waage“, so der Ex-Nationalkeeper. Genau wie als Unternehmer hatte er eine Vision: „Ich wollte der beste Torhüter der Welt sein, um ein Vorbild zu sein.“
Als Unternehmer zunächst gescheitert
Oliver Kahn sprach am Freitag nicht nur über die Höhen seiner Karriere, sondern auch über das Scheitern. Die Ausbootung im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006, sein Fehler im WM-Finale 2002 und die ersten Rückschläge mit seiner ersten Firma. „Nach einer Niederlage sollte man sich nicht lange mit dem ‚Warum?‘ beschäftigen, sondern mit dem ‚Was?‘“, sagte Kahn. „Was kann ich tun, um diese Fehler beim nächsten Mal nicht zu machen?“ Es gehe darum, „intelligent zu scheitern“.

Das Publikum zeigte sich vom Vortrag des "Titan" begeistert. © Johannes Schmittmann
Mit dem Geständnis, sich regelmäßig mit Jens Lehmann auf einen Kaffee zu treffen, überraschte er das Publikum: „Dieser Konkurrenzkampf von damals hat uns beide besser gemacht, er hat uns gepusht.“ Daher warnte er davor, sich im Erfolg zu sonnen. „Erfolgreiche Unternehmen und erfolgreiche Fußballvereine eint, dass sie schon während des Erfolges die Ursachen für den Erfolg hinterfragen.“ Uli Hoeneß sei beim FC Bayern bis heute dafür verantwortlich, nicht in die „Erfolgsfalle“ zu tappen. Selbstzufriedenheit sei Gift; das habe auch das Scheitern der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 gezeigt.
Mit Senecas Worten schloss er seinen Vortrag: „Was Du für den Gipfel hieltest, ist nur eine Stufe zu weiteren Gipfeln.“ Dass Oliver Kahn - ehemaliger Spitzname Vulkan - mittlerweile römische Philosophen zitieren kann, ohne Gelächter zu ernten, zeigt, dass auch sein Imagewandel erfolgreich war.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
