Sven Häming ist König im Schützenverein Oldenburg. Der Erste nach der vierjährigen Zwangspause durch Corona. Mit dem 221. Schuss hat er am Samstagmittag den Vogel von der Stange am Festplatz der Oldenburger geholt. Und zwar in Rekordzeit.
Um viertel vor Zwei lagen die Vogelreste bereits auf dem Rasen. „Ich konnte es erst gar nicht glauben“, sagt Sven Häming eine gute Stunde später. Die erste Aufregung ist da verflogen. „Ich hatte Gänsehaut durch und durch“, fügt er strahlend hinzu. Auch seine Königin Lina Hemsing und die Ehrenpaare Anke Häming mit Matthias Nünning sowie Nadine Herten mit Daniel Teriet winken fröhlich in die Menge.
„Ich wollte es ja unbedingt werden“, sagt König Sven Häming. Vor sechs Jahren hatte er schon einmal genau auf den Vogel angelegt. Damals hatte noch ein anderer das glücklichere Händchen. Jetzt hat es für ihn geklappt. „Einfach nur toll“, sagt er. Trotz des Regens.
Denn der gehört traditionell eigentlich nicht zum Schützenfest der Oldenburger: „Das war anders bestellt“, sagt ein sichtlich begeisterter Alfred Thiel, Vorsitzender des Schützenvereins.
Nach der langen Durststrecke habe sich das Fest für ihn und den ganzen Verein wie ein Befreiungsschlag angefühlt. Da habe sich ja gerade auch in den Tagen unmittelbar vor dem Fest viel Spannung aufgebaut.

Umso glücklicher ist er jetzt, dass es ein rauschendes Fest ist. Vor allem auch, weil es sich fast wie immer angefühlt habe: „Wir haben alle bei der Stange halten können“, macht er deutlich. Offizierkorps, Vorstand, Mitglieder hätten auch während der Coronazeit eng zusammengehalten. Nicht ganz einfach, aber es sei gelungen.
Sechs Kandidaten hätten König werden wollen. Vier seien am Ende übrig geblieben. Bei insgesamt rund 330 Mitgliedern eine sehr gute Quote. Aber auch abseits des Vogelschießens sei das Fest schon rundum gelungen. „Gestern Abend mit 700 Gästen im Zelt beim Thronball, heute beim Vogelschießen, heute und morgen müssen wir mal sehen“, sagt er lächelnd am Samstagnachmittag. Aber: „Es passt alles!“
Vogel fällt in Rekordzeit
So schnell wie bei diesem Vogelschießen sei der Vogel noch nie gefallen. Zumindest so weit sich der Vorstand erinnern kann: „Die Schützen waren kaum zu halten. Hätten wir nicht zwei Schießpausen gemacht, wir wären noch viel früher fertig gewesen“, sagt Alfred Thiel.
Und auch hätten die Schützen sehr genau gezielt: „Oldenburger Scharfschützen“, sagt er scherzend. Sonst müsse nach einem Vogelschießen ja schon einmal ein mittlerer Flurschaden im Kugelfang beseitig werden. „Dieses Mal reicht wohl eine Tube Silikon und alles ist wieder fertig“, fügt er hinzu. Tatsächlich: Nur wenige der 221 Schüsse auf den Vogel landeten in der hölzernen Rückwand.

König Sven Häming ist das schon egal. Mit der fünfjährigen Tochter Nora auf dem Arm wippt er im Zelt zur Musik der städtischen Kapelle. Seine Zwillingssöhne Erik und Finn (9) pulen da gerade die Reste des Vogels auseinander.
Er hoffe jetzt einfach, dass alle gut mitfeiern: „Ich lebe fürs Schützenfest, deswegen musste das sein, dass ich auch mal den Vogel abschieß‘“ sagt er. Dann wird er noch einmal ernster: „Es war zu lange Stillstand. Wir müssen das jetzt alles wieder aufleben lassen. Dass die Gemeinschaft weiter wächst, damit nicht alles den Bach runtergeht“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Das versuche er, zu fördern.
Wie auf Stichwort marschiert die Städtische Kapelle da zu Preußens Gloria aus dem Zelt und stellt sich zum kleinen Platzkonzert auf. In Oldenburg wird weiter gefeiert.
