Heinrich Holters, Christel Höink und Henry Scholten (von links)  im Ortskern von Buurse, dort wo das Denkmal am Sonntag enthüllt wird.

Heinrich Holters, Christel Höink und Henry Scholten im Ortskern von Buurse, dort, wo das Denkmal am Sonntag enthüllt wird. © Bernd Schlusemann

Niederländer erinnern mit Denkmal auch an einen Lüntener

rn77 Jahre Frieden

Wenn am Sonntag (26.06.) ein Denkmal an die Opfer des Zweiten Weltkrieges im niederländischen Buurse enthüllt wird, dann steht darauf auch der Name eines Lünteners. Das hat ganz besondere Gründe.

Alstätte/Lünten/Buurse/Stadtlohn

, 22.06.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Bomben, die fallen, Gebäude, die zerstört werden, Menschen, die sterben - die Bilder vom Krieg sind seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wieder alltäglich. Und täglich schrecklich. Und sie erinnern viele Menschen daran, wie es war, als von deutschem Boden ein Krieg ausging.

77 Jahre ist es her, dass Europa mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zum Frieden zurückkehrte. Alltag war nach dem 8. Mai 1945 noch lange nicht wieder. Und Alltag ist auch heute nicht mehr – seit schon über 100 Tagen tobt ein neuer Krieg in Europa.

Denkmal erinnert auch an den Lüntener Anton Olbering

Da gibt Hoffnung, dass Menschen von beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze zu einem Friedensfest einladen, um an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges zu erinnern und auch an die Menschen, die damals Opfer wurden.

An Anton Olbering, hier mit seiner Frau Anna und seinen vier Kindern, erinnert das Denkmal in Buurse, das am Sonntag enthüllt wird.

An Anton Olbering, hier mit seiner Frau Anna und seinen vier Kindern, erinnert das Denkmal in Buurse, das am Sonntag enthüllt wird. © Heimatverein Lünten

„77 Jahren Freiheit Buurse-Alstätte-Lünten“ heißt eine Arbeitsgemeinschaft aus der niederländischen Nachbargemeinde Buurse. Mit im Boot sind bei der Organisation des Festes am nächsten Sonntag, 26. Juni, auch die Heimatvereine aus Alstätte und Lünten.

Vormittags um 10.30 Uhr soll auf dem Parkplatz am Gemeindehaus „de Trefkoel“ in Buurse ein Denkmal aufgestellt werden, es gibt beim offiziellen Teil natürlich Ansprachen, unter anderem von der Ahauser Bürgermeisterin. Viel spannender dürfte für viele Menschen aus der Region aber das Denkmal sein. Es soll an die Buurser Opfer des Weltkrieges erinnern. Erwartet werden dazu viele Gäste aus Alstätte, Lünten, Ahaus und auch aus Stadtlohn, meist Menschen, die verwandtschaftliche Beziehungen zu den Opfern hatten.

Grundschulkinder enthüllen Denkmal

Auf dem Denkmal, das von Grundschulkindern enthüllt wird, werden Lüntener, aber auch einen ihnen bekannten Namen entdecken. Auf der Ehrentafel der Gefallenen des Weltkrieges steht in Lünten der Name von Anton Olbering.

Und sein Name wird auch auf dem Denkmal in Buurse stehen, als Oper des Krieges. Denn: Zusammen mit seiner Frau Anna führte der 1908 geborene Anton Olbering einen Pachthof in Buurse. Das Paar hatte vier Kinder.

Heinrich Holters, Christel Höink und Henry Scholten (v.l.) freuen sich auf das Friedensfest am Sonntagnachmittag im Haaksbergener Venn.

Heinrich Holters, Christel Höink und Henry Scholten (v.l.) freuen sich auf das Friedensfest am Sonntagnachmittag im Haaksbergener Venn. © Bernd Schlusemann

„Er war Lüntener und hat als Deutscher in Buurse gewohnt“, erklärt Christel Höink, Vorsitzende des Heimatvereins Lünten und gleichzeitig Kreisheimatpflegerin. Anton Olbering starb am 3. März 1947 in einem russischen Kriegsgefangenenlager an Hungertyphus.

Nach dem offiziellen Teil geht es am Nachmittag weiter. Am Aufführungsort von Freilichtspielen im Haaksbergener Venn (Wennewicks Weg 13) gibt es ab 14 Uhr ein abwechslungsreiches Musik- und Vortragsprogramm. „Es ist ein buntes Programm rund um das Thema Frieden und Freiheit“, sagt Heinrich Holters, Vorsitzender des Heimatvereins Alstätte.

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Einer der vielen aktiven Teilnehmer des Friedensfestes ist dabei Gerhard Olbering, ein Sohn von Anton Olbering. „Krieg warum“ heißt sein Thema. Genau wie Dr. Martin Winter aus Alstätte liest er Gedichte oder Geschichten über den Krieg vor. Winter erinnert dabei besonders daran, was bei der Bombardierung Alstättes passiert ist.

Zeitzeugen berichten vom Zweiten Weltkrieg

Aus Buurse werden Zeitzeugen über ihre Erlebnisse im Weltkrieg berichten und Ria Hartgering liest aus ihrem Buch „Over de Grens“, für das sie viele Interviews mit Menschen beiderseits der Grenze geführt hat. An anderer Stelle wird von zwölf Juden aus Haaksbergen berichtet werden, die im Krieg zwei Jahre lang in Buurse versteckt waren.

Die Fäden für die Schaffung des Denkmals und für das Fest, zu dem mehrere hundert Gäste erwartet werden, laufen bei Henry Scholten von der „Stichting Freiheit und Gedenken“ zusammen. „Jeder kann kommen“, betont er und hofft, dass sich gerade mit Blick auf die Ereignisse in der Ukraine viele Menschen mit den Schrecken des Krieges und auch mit der folgenden Freundschaft der Menschen über die Grenze hinweg auseinandersetzen.

Erste Kontakte für Fest liegen weit zurück

Erste Kontakte für das Fest hat Scholten schon im Milleniumjahr 2000 zu den Heimatvereinen in Alstätte und Lünten aufgenommen. Daraus hat sich in den letzten beiden Jahren dann eine ganz konkrete, gemeinsame Planung ergeben.

„Es ist ein gutes Gefühl, dass wir das zusammen machen“, betont Scholten und Christel Höink hofft, dass durch das Fest und danach „viele Freundschaften geknüpft werden“ – und das über die Grenze hinweg.

Vrede & Vrijheid Buurse-Alstätte-Lünten

  • Sonntag, 26. Juni 2022, 11 Uhr Enthüllung eines Denkmals im Ortskern von Buurse mit offiziellem Teil. Unter anderem Grußworten der Ahauser Bürgermeisterin.
  • Ab 14 Uhr Friedensfest im Haaksbergener Venn (Wennewicks Weg 13) mit Wortbeiträgen und Musikdarbietungen. Unter anderem mit den Musikvereinen Alstätte, Buurse und Haaksbergen, dem Männergesangverein Alstätte und dem Projektchor Buurse
  • Teilnehmer und Interessenten aus Alstätte treffen sich um 12.30 Uhr am Heimathaus, um mit dem Rad über Lünten nach Buurse zu fahren. Um 13.15 Uhr ist Treffen mit den Lüntener Teilnehmern.