Neue Winterreifen-Regel sorgt für Panik bei Ahausern Fachleute klären auf

Neue Regel für Winterreifen sorgt für Panik bei Ahausern
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Bei Reifen Farwick läuft alles schon auf Hochtouren. Die Hauptsaison hat begonnen – Reifenwechsel. Die Telefone laufen heiß. Nichts Neues für Inhaber Hendrik Plate. Wäre da nicht diese Panikmache durch die Medien.

Denn: Ab Dienstag, 1. Oktober, sind Autoreifen allein mit der M+S-Kennzeichnung nicht mehr als Winterreifen zugelassen. Erforderlich ist bei Winter- und Ganzjahresreifen jetzt zusätzlich das Alpine-Symbol. Ein entsprechendes Gesetz gibt es bereits seit 2017. Grund seien Qualitätsstandards. Bei Verstößen drohen Bußgelder.

Seit Erlassen des Gesetzes sorge das Thema immer wieder für Diskussionen bei der Kundschaft – besonders zur Hauptsaison. „Dieses Jahr ist es extrem, weil die Frist zu Ende geht“, sagt Hendrik Plate. Die Folge: zahlreiche Anrufe und Nachfragen in dem Ahauser Betrieb. Und das kostet Zeit. Zeit, die Hendrik Plate und seine Kollegen gerade jetzt nicht haben.

Medien sind Grund für Panik

Besonders ärgere den Inhaber die Panikmache durch die Berichterstattung. Weil es keinen Grund dafür gebe. „Ich kenne keinen Reifen mehr, der in der Industrie ohne das Bergspitzen-Symbol verkauft wird“, sagt er. Seit sechs Jahren werde bei Farwick kein Reifen mehr ohne das Symbol gehandelt. Sprich: für Fachbetriebe alte Kamellen. „Die Medien müssen das sachlicher darstellen“, schimpft er. „Besonders ältere Menschen verunsichert das.“

Ahauser sind verunsichert

Auch Olaf Hilbring, Inhaber der KFZ Werkstatt Walter und Olaf Hilbring in Ahaus, berichtet von nervöser Kundschaft. „Das Problem wird in vielen Medien nicht richtig kommuniziert“, sagt er. Es sei für die Kundschaft schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Das führe zu unnötiger Panikmache. Und Unsicherheiten.

Unbegründet. Nur ein Bruchteil der Kundschaft sei tatsächlich betroffen. „Diese Veränderung gibt es schon seit 2017/2018“, betont er. Entsprechend wurde bereits in den letzten sechs Jahren gehandelt. Außerdem werden Reifen ohne Alpine-Kennzeichnung seit sechs Jahren gar nicht mehr hergestellt.

Olaf Hilbring im Reifenlager
Obwohl nur ein Bruchteil der Kundschaft tatsächlich von dem Gesetz betroffen ist, scheint es in der KFZ-Werkstatt Walter und Olaf Hilbring ohnehin nur ein kurzer Handgriff zu sein. „Im Lager wird dann geprüft, ob eingelagerte Reifen die richtige Kennzeichnung haben. Ansonsten werden neue bestellt“, so Olaf Hilbring. © Jule Lamers

Marc Nölle, Geschäftsführer der M. Nölle Fahrzeugtechnik, beobachtet auch, dass ein Teil seiner Kundschaft verunsichert ist. „Manche der Kunden denken, dass Reifen mit der M+S-Kennzeichnung noch immer als Winterreifen gelten“, sagt er.

Immer wieder scheint es seit 2017 also rund um Ganzjahres- und Winterreifen zu Fragen zu kommen. Obwohl die Betriebe schon lange umgestellt haben. Ziel ist jetzt, Klarheit zu schaffen.

Auf Seriosität achten

Hendrik Plate kann beruhigen. „Seriöse Werkstätten und Händler verkaufen seit Jahren Autoreifen nur noch mit dem Alpine-Symbol“, sagt er. „Aber Finger weg von Gebrauchtreifen, wenn die aus unsicherer Herkunft kommen.“

Die Fachleute empfehlen die Webseite des ADAC www.adac.de als hilfreiche Informationsquelle.

Herstellungsnummer Reifen in Bezug auf neues Winterreifengesetz
Aktuelle Winterreifen zeichnen sich durch das Alpine-Symbol aus – ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke. Hendrik Plate rät, auch auf die Herstellungsnummer zu achten. Die steht auf dem Reifen, wie hier auf dem Bild zu sehen ist. Die letzten vier Zahlen geben die Kalenderwoche und das Jahr der Herstellung des Reifens an. So könne man auf Nummer sicher gehen. © Jule Lamers

Diesen Artikel haben wir am 1. Oktober 2024 veröffentlicht.