Zwei Jahre sind vergangen, seit der Siegerentwurf für den neuen Dorfplatz in Alstätte vorgestellt wurde. Bis die ersten Bagger rollen, werden auch noch weitere Jahre ins Land gehen. Aber was ist bisher passiert?
In den vergangenen zwei Jahre hat sich äußerlich erst einmal nichts verändert. Allerdings hat in der Zwischenzeit der Supermarkt aufwendig saniert: Im Februar 2024 hatte Hendrik Wilpers seine Edeka-Filiale dort für rund eine Million Euro kernsaniert.
Die Entscheidung hatte er sich mit Blick auf die anstehende Umgestaltung nicht leicht gemacht. Für ihn war jedoch kein Weg mehr daran vorbeigegangen. Auch, weil sich in seinen Augen die Umgestaltung der Märkte am Dorfplatz noch lange hinziehen werde.
Korrekturen an der Planung
Doch auch hinter den Kulissen soll sich in den vergangenen zwei Jahren viel bewegt haben: Das erklärte zumindest Thomas Hammwöhner, Technischer Beigeordneter. Sowohl was die konkrete Planung als auch die Reaktionen darauf angehe: „Nach einem zugegeben holprigen Start ist das Projekt jetzt gut im Ort angekommen“, machte er am Dienstagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen deutlich.

Die Abstimmungen mit den Betreibern der Märkte habe Zeit gekostet. Mit der aktuellen Planung seien jetzt aber alle Beteiligten einverstanden. Die Planungen wurden noch einmal angepasst.
Unverändert bleibt, dass die alten Eichen und auch die Linden entlang des Fußwegs erhalten bleiben und sogar noch ergänzt werden. Die Grundrisse der geplanten Gebäude wurden noch einmal leicht verändert.
Auch haben der geplante Discounter und der größer geplante Supermarkt getauscht: Das westliche Gebäude soll jetzt den Vollsortimenter mit 1275 Quadratmetern inklusive eines Bäckers aufnehmen. Im östlichen Gebäude – 1044 Quadratmeter groß – entsteht ein neuer Discounter. Dort sollen außerdem noch Flächen für weiteren Einzelhandel oder Gastronomie geschaffen werden.
Unterirdisch werden in beiden Gebäuden Tiefgaragen sowie Lagerflächen gebaut. In den oberen Stockwerken entstehen Wohnungen: Im ersten Obergeschoss Wohnungen mit Dachgärten, darüber welche mit Maisonette: Also Wohnungen auf zwei Ebenen bis ins Dachgeschoss.
Die Plätze in den Tiefgaragen sollen Anwohnern und Mitarbeitern vorbehalten bleiben. „Insgesamt eine eher exklusive Form des Wohnens“, machte Thomas Hammwöhner deutlich. Zwischen den Gebäuden sollen ausreichend Parkflächen für die Kunden der Märkte entstehen.
Anlieferung bleibt ein Knackpunkt
Ein Knackpunkt der Planung: die Anlieferung für beide Märkte. Die Laderampe des Discounters soll über den Parkplatz beliefert werden.
Für den Supermarkt ist die Situation deutlich komplizierter: Die Laderampe befindet sich auch in Zukunft parallel zum Thieweg. Vorgabe war aber, dass die Haaksbergener Straße durch rückwärts rangierende Lastwagen nicht blockiert werden darf. Auch sollen die Lkw nicht durch das nördlich gelegene Wohngebiet abfahren.
Die Idee: Anliefernde Lkw fahren vorwärts in den Thieweg, wenden dann nördlich des neuen Marktes, fahren wieder in Richtung Haaksbergener Straße und fädeln sich dann rückwärts vor die Laderampe. Wenn sie abgeladen haben, können sie vorwärts in Richtung Haaksbergener Straße abfahren.
Dass das so funktioniert, bezweifelten im Ausschuss gleich mehrere Politiker: Christoph Ibing (UWG) etwa. Die ganze Ein- und Ausfahrt sei jetzt schon „ein Krampf“. „Gehen Sie da mal einkaufen“, sagte er.
Auch Reinhard Horst (WLA) bezweifelte, dass die Lastwagen der komplizierten Planung für die Anlieferung folgen werden. „Städtebaulich können wir das natürlich nicht sicherstellen“, erklärte Stadtplaner Walter Fleige. Woanders im Stadtgebiet sei es aber auch gelöst worden. Im Zweifel über die Zahlung von Ordnungsgeldern.
Anders scheint es auch in Alstätte nicht zu gehen: „Wir haben verschiedene Varianten geprüft, es war keine einfache Planung“, sagte er.
„Das läuft in der Praxis anders“
Trotz der Erklärung war für Bernd Holters (CDU) klar: „Das wird in der Praxis anders laufen als gedacht.“ Wichtiger war ihm aber etwas ganz anderes: die geplante Bauzeit.
Die Frage nötigte Thomas Hammwöhner ein gequältes Lächeln ab. Im Durchschnitt benötige eine Bauleitplanung ungefähr drei Jahre. „Das hier ist ein sehr komplexes Projekt, auch was die Eigentumssituation angeht“, machte er deutlich.
Es gebe viele Betroffene, dennoch wolle die Verwaltung früh in die Vermarktung starten, um schnell einen Investor zu finden. Dann sei eine Zeitplanung schon eher möglich.
Aktuell sei es aber noch schwierig, dafür eine Perspektive zu finden. Die Mitglieder des Ausschusses stimmten einstimmig für den städtebaulichen Rahmenplan. Der Rat muss das in seiner Sitzung am Donnerstag (5. September) noch bestätigen.
Dann soll die Verwaltung einen Vorentwurf für den Bebauungsplan anfertigen und mit der Grundstücksvergabe beginnen.
Der Bau soll einmal in zwei Abschnitten erfolgen: Zunächst soll der Discounter neu gebaut werden. Ist der Markt umgezogen, soll in einem zweiten Schritt das alte Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Auch daran hegte Christoph Ibing seine Zweifel. „Glauben Sie, dass Sie über den ersten Abschnitt hinauskommen?“, wollte er von Thomas Hammwöhner wissen.
Der würgte die Diskussion aber ab: Weil es schwierig sei, in öffentlicher Sitzung über Eigentumsverhältnisse zu sprechen.

