Seit Wochen hat es im ganzen Kreis Borken keinen Versuch mehr gegeben, einen Geldautomaten zu sprengen. Dabei hatte es im Frühjahr fast wöchentlich im Kreis Borken geknallt: Auf elf vollendete Sprengungen kommt die Polizei in ihrer Statistik bisher. Dann riss die Serie plötzlich ab. Zufall? Haben auch Kriminelle Sommerurlaub? Haben sich die Taten verlagert?
Frank Rentmeister, Pressesprecher der Polizei im Kreis Borken, führt das auf aufwendige, aber erfolgreiche Polizeiarbeit zurück. „Seit Wochen sind wir mit intensiven Maßnahmen dabei, zu ermitteln und mögliche Täter abzuschrecken“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Dafür setze die Polizei im Kreis Borken auch auf die Unterstützung von anderen Polizeibehörden. Was das genau heißt, wie die Polizeieinheiten im Detail arbeiten, will er natürlich nicht verraten.
Denn auf ganz NRW gesehen, ist die Gefahr noch nicht vorbei. Aktuell liege ein Schwerpunkt der Taten in Richtung Rhein. Über 20 Sprengungen habe es in NRW seit der letzten Attacke im Kreis Borken gegeben, erklärt Frank Rentmeister weiter.
Während das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kriminellen und der Polizei also weiter geht, bemühen sich die lokalen Geldinstitute darum, vor Ort die Bargeldversorgung trotzdem zu sichern. „Das ist zumindest unser oberstes Ziel“, sagt Carina Wübbels von der Pressestelle der Sparkasse Westmünsterland.
Separat stehende Geldautomaten
Die Sparkasse Westmünsterland setzt dafür an vielen Orten auf besonders gesicherte separat stehende Geldautomaten – außerhalb bewohnter Häuser, mit Betonkernen und speziellen, tonnenschweren Tresoren gesichert. Seit einiger Zeit steht zumindest ein Modell für den Übergang neben der gesprengten Sparkassenfiliale in Alstätte.
Ähnliche Gebäude stehen schon in Graes, Ottenstein, Lünten, Ellewick sowie den Standorten Capelle bei Nordkirchen und Merfeld bei Dülmen.
Am Dienstag (11.7) soll der separat stehende Geldautomat in einem 24 Tonnen schweren Betonbauwerk in Nienborg ans Netz gehen. Allein der kostete einen sechsstelligen Betrag. Insgesamt kommt die Sparkasse Westmünsterland eigener Aussage nach in den vergangenen Jahren auf rund 4,5 Millionen Euro, die sie in technische Sicherheit und Gebäudesicherung gesteckt hat.
Volksbank baut neue Automaten ein
Ähnliches Bild bei der Volksbank Gronau-Ahaus: In der gesprengten Filiale der Volksbank Gronau-Ahaus in Alstätte wird am Mittwoch (12. Juli) wieder ein Geldautomat aufgebaut. Der soll dann kurzfristig in Betrieb genommen werden, erklärt dazu Dominik Goetsch, Bereichsleiter Bankorganisation/IT-Management.
Parallel soll auch eine externe Lösung errichtet werden: Auch die Volksbank plant die Errichtung eines Betoncontainers samt Vorraum – und zwar in diesem Sommer bis spätestens Ende August. Ein genaues Lieferdatum steht noch nicht fest. Zudem fehle noch eine Baugenehmigung der Stadt Ahaus. Eine mittlere sechsstellige Summe werde dort allein dieses Jahr in die Absicherung der Geldautomaten fließen.

Seit Jahren setze die Volksbank auf verschiedene Maßnahmen, um das Risiko von Sprengungen zu reduzieren: Nachtschließungen, der Einsatz von Gas-Ex Systemen, Einbau von Sprengmatten oder verstärkte Tresore seien nur eine Auswahl. Neben akustischen Alarmanlagen und der direkten Alarmierung der Polizei werden die Geschäftsräume bei einem Alarm komplett vernebelt. Zusätzlich sollen in Zukunft auch Rolltore die gefährdeten Automaten schützen.
Und weiter: „Wir setzen flächendeckend Farbpatronen ein. Aufgrund von Lieferengpässen konnten noch nicht alle Geräte nachgerüstet werden“, erklärt Dominik Goetsch. Die nächsten Farblieferungen seien bereits angekündigt.
Lieferprobleme hat auch die Sparkasse: Die in Alstätte aufgestellten Automaten in einem Container sind nur eine Übergangslösung. Sie soll zügig durch eine massivere Bauart ausgetauscht werden. Wann die Filiale selbst endgültig saniert ist, konnte Carina Wübbels am Montag noch nicht sagen. Die Bargeldversorgung und Sicherheit gehe vor.
Auch die Sparkasse Westmünsterland setze zusätzlich auf Farbpatronen. Darauf weisen seit einiger Zeit Warnschilder an den Automaten hin. Dazu kommen auch hier Verneblungsanlagen, gesicherte Türen, Schließung der Foyers während der späten Abend- und Nachtstunden, aufgeschaltete Alarmanlagen.
Reger Austausch mit Behörden
„Wir sind im ständigen Austausch mit den Behörden“, beteuert Carina Wübbels. Eine eigens eingerichtete Kommission im Innenministerium befasse sich allein mit diesem Thema. „Es ergibt ja auch keinen Sinn, wenn nur eine Bank oder ein Institut seine Automaten absichert“, sagt sie.
Mit Blick auf die Klebstoffpatronen, die beispielsweise jenseits der Grenze in den Niederlanden eingesetzt werden, kann sie noch keine Neuigkeiten nennen: Diese sind weiterhin in Deutschland nicht zugelassen.
„Wir setzen weiter auf das, was verfügbar ist und empfohlen wird“, macht sie deutlich. Mehr könne die Sparkasse aktuell nicht tun. Ein Muster für Sprengungen oder besonders gefährdete Standorte sei bisher nicht zu erkennen.
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