Bunte Eier aus dem Thiebrink in Graes verschickt Marita Könning nach ganz Europa. Natürlich nicht gefärbt, sondern naturbunt gelegt. Und nicht für die Küche, sondern zum Ausbrüten. Die Hühnerzucht der 48-jährigen Altenpflegerin hat sich regelrecht verselbstständigt.
Dabei ging das Hobbyprojekt aus einer kleinen Katastrophe hervor: Für ihren Vater hatte Marita Könning mit ihrem Mann Bernd Könning den Hühnerstall eingerichtet. „Schwiegervater hatte immer Hühner“, sagt Bernd Könning.
Um ihm eine Freude zu machen, hatten sie den Stall umgebaut. „Irgendwie hat dann jemand aus Versehen den Hund mit in den Stall gesperrt“, fügt er hinzu und kratzt sich am Hinterkopf. Gut die Hälfte der Hühner habe den Schock nicht überlebt.

Die Könnings kauften sich neue Hühner zusammen. Und damit offenbar das erste Tier, das Eier abseits von weiß und braun legt. „Das erste blaue Ei war noch ein Zufall“, sagt die 48-Jährige. Neue Hühner kamen hinzu.
Inzwischen werden die Eier immer bunter – und begehrter: Ein Ägypter hat schon Eier mitgenommen. „Der hat hier in der Region gearbeitet“, erzählt Bernd Könning lachend. Als er dann zurück nach Hause geflogen ist, habe er die Eier mitgenommen. „Wie er das mit dem Handgepäck geregelt hat, weiß ich nicht“, fügt er kopfschüttelnd hinzu.
Auf jeden Fall soll es mit dem Eiertransport geklappt haben. „Wir haben später noch Bilder und Nachrichten bekommen, dass aus den 50 Eiern 36 Tiere geschlüpft sind“, sagt Marita Könning.
Hühner mit Graeser Wurzeln
Auch in Marokko laufen Hühner mit Graeser Wurzeln. Die habe ein Fußballspieler mitgenommen. Und in Griechenland. Dorthin seien die Eier aber mit dem Auto gereist.
„Auf Malle gibt es auch welche von uns“, zählt Bernd Könning feixend auf. Und auch weiter nördlich sind Hühner aus Graes unterwegs: beispielsweise in Estland und Finnland. „Man erlebt schon verrückte Geschichten“, sagt Bernd Könning. Regelmäßig verschicken sie die Eier nach Bestellungen im Internet quer durch Europa. Die weiteste Reise haben Graeser Eier gerade bis nach Lanzarote hinter sich gebracht.
Eine wirkliche Erklärung haben die Könnings dafür nicht: „Wir haben ja ganz normale Hühner, wie sie in jedem Zuchtverein landauf und -ab vorkommen“, macht Marita Könning deutlich. Auch online verfolgen sie keine besondere Strategie, haben nicht einmal eine eigene Internetseite.

„Ich hab mit ein paar Kleinanzeigen angefangen“, sagt die Graeserin. Über die läuft auch heute noch der komplette Absatz. Auf sieben oder acht Plattformen ist sie dafür unterwegs. „Nicht viel Arbeit, wenn man die Daten und Bilder einmal zusammen hat“, erklärt sie und winkt ab. Im Schnitt verschicke sie zwei Pakete pro Tag.
Dazu kommen die Züchter, die persönlich vorbeikommen. Beispielsweise aus dem Ruhrgebiet. Sogar am zweiten Weihnachtstag gab es in Sachen Hühner keinen freien Tag: „Ein Züchter aus Dorsten hatte sich telefonisch angekündigt und ist dann spontan vorbeigekommen“, erzählt Marita Könning. Kein Problem, das habe in den Terminplan gepasst.
Hörbar stolz ist sie auf die 100 Prozent positiver Bewertungen. Sowohl was den Versand der empfindlichen Eier als auch später den Schlupferfolg angeht. Auch wenn sie sich natürlich nicht zu deutlich in die Karten blicken lassen will, verrät sie doch ein Geheimnis: „Das A und O ist das Futter“, sagt sie. Das bestellt sie vor Ort. In Ammeloe. „Das wird bei Huning frisch gemischt“, erklärt sie.

Zwölf Hühnerrassen tummeln sich inzwischen im Stall der Könnings. Und bei gutem Wetter natürlich auch auf dem Grundstück im Thiebrink. 120 Hühner und 30 Hähne leben dort. Überwiegend Tiere, die rund 200 Eier im Jahr legen. „Dafür legen sie aber auch länger als beispielsweise die Hybriden aus der professionellen Hühnerhaltung“, macht sie deutlich. Ihre Zucht soll Hobby bleiben.
Auch so seien es schon mindestens zwei Stunden Arbeit pro Tag. „Das Wenigste davon ist die Arbeit direkt am Tier“, erklärt Bernd Könning. Das sei mit Füttern, etwas Pflege und einmal in der Woche Stall-reinigen erledigt.
Sichere Verpackung und der Versand sowie die Abwicklung der Online-Bestellungen seien das tägliche Geschäft. Dabei hilft aber die ganze Familie mit. „Alleine wäre das gar nicht zu schaffen“, sagt Bernd Könning.
Dreimal täglich Eier sammeln
Dreimal am Tag werden die gelegten Eier eingesammelt. Gibt es also ständig Frühstückseier, Spiegelei oder Omelette? „Wenn ich ganz viel Glück habe, kriege ich am Sonntag noch eins ab“, sagt Bernd Könning und muss wieder laut lachen. So gefragt seien die Eier aus Graes. „Aber wir verschicken ja nur die Besten“, bremst Marita Könning ihn. Nur solche, die die passende Größe haben. Und die richtige Form und Größe.
Noch größer soll die Zucht nicht werden. Und sie soll auch Hobby bleiben. Schon wegen der noch schärferen Auflagen, die die Könnings sonst erfüllen müssten. Allerdings wollen sie den Stall noch einmal umbauen. Der soll klarer gegliedert werden. „Bisher sind das noch einige Provisorien“, sagt Bernd Könning.

Insgesamt sei es einfach schön, die Tiere vor dem Haus laufen zu sehen. Und die Resonanz von Spaziergängern oder Nachbarn mitzubekommen. Gerade bei Kindern: Für die hat Marita Könning auch schon einmal Hühner oder Brutmaschinen an verschiedene Kindergärten oder Grundschulen verliehen. „Die haben daraus ein Projekt gemacht und den Küken beim Schlüpfen und Aufwachsen zugesehen“, sagt sie, „einfach schön.“