Mögliche Gefahren auf dem Franziskusweg Ahauserin erklärt, worauf Pilger achten sollen

Mögliche Gefahren auf dem Franziskusweg: Ahauserin gibt Pilger-Tipps
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Die Malerin und Autorin Claudia Brunke-Gregory (64) aus Ahaus durchstreifte zusammen mit der Rosendahlerin Renate Sturm-Wutzkowsky (70) die Landschaften entlang des Franziskuswegs. Sie fasst alles Wichtige zusammen, um Pilgern den Weg zu erleichtern.

Nicht mehr als notwendig

Mit neun Kilogramm im Gepäck beginnt die Reise. Per Zug geht es nach Florenz, von dort aus bestreiten sie den Weg nach Rom. Nur das Nötigste an Kleidung und Ausrüstung nehmen sie mit. Die Gelegenheit, regelmäßig Wäsche zu waschen, gibt es fast täglich.

Wichtig sind aber: wind- und regenfeste Kleidung, leichte eingelaufene Bergschuhe und „Notnahrung“. „Anders als auf dem Jakobsweg sollte man hier nicht mit täglichen Mahlzeiten rechnen“, betont Claudia Brunke-Gregory hierbei. In den einzelnen Etappen träfe man deutlich seltener auf Ortschaften und Gaststätten.

Wanderstöcke sind ebenfalls von Vorteil. Zum einen, weil sie bei den drei bis acht Stunden langen Etappen die Knie entlasten und schonen. Zum anderen, um freilaufende Hunde bei Begegnungen auf Distanz zu halten. Dabei berichtet sie von einem Aufeinandertreffen mit einem großen Hütehund.

Dieser stürmte bellend auf die Ahauserin zu, als sie an einem Bauernhof vorbeigingen. Reflexartig hielt sie ihre Wanderstöcke in Verteidigungshaltung vor den Körper. Schnell verstand sie jedoch, dass das Tier lediglich das Revier beschützt und zur Abschreckung bellt. Zügig wurde es vom Besitzer zurückgerufen.

Claudia Brunke-Gregory aquarelliert einen Kapelleninnenhof in La Romita.
Claudia Brunke-Gregory aquarelliert einen Kapelleninnenhof in La Romita. © Claudia Brunke-Gregory

Strecken-Infos zu den Etappen

Bei den 12 bis 38 Kilometer langen Tagesetappen durchlaufen die Reisenden dünn besiedelte Landschaften. Diese erstrecken sich auf der gewählten Route der Autorinnen hauptsächlich über Wiesen und Forstwege auf insgesamt 560 Kilometer und 33.000 Höhenmeter. Hin und wieder führe der Weg auch mal an Schnellstraßen vorbei. „Einmal sogar über eine Autobahn“, erzählt Brunke-Gregory.

Pilgerweg nicht gleich Pilgerweg

Zum spanischen Jakobsweg sieht sie deutliche Unterschiede. „Der Franziskusweg eignet sich bestens für Personen, die sich nach Ruhe, Natur und Einsamkeit sehnen. Für sie ist das der perfekte Weg“, klärt sie auf. Dort auf andere Pilger zu treffen, sei deutlich weniger wahrscheinlich.

Auf dem Jakobsweg hingegen seien Pilger regelmäßig von anderen Reisenden umgeben. Für Leute, die eine ständige Gesellschaft unterschiedlichster Personen suchen, dürfte dieser Pilgerpfad weitaus attraktiver erscheinen. „Auch die Sicherheit, eine Unterkunft zu finden, ist auf dem Franziskusweg weitaus weniger gegeben“, stellt sie während ihren Reisen fest.

Hauptsächlich übernachteten die Frauen in Herbergen oder Privatunterkünften. Hin und wieder kamen sie in Einsiedeleien zur Ruhe, da die Ordensmitglieder vieler Kloster diese als Ruheorte empfahlen. In diesen Klosterunterbringungen könne es aber vor allem im Herbst eisig und regnerisch werden. „Manche Nächte waren so kalt, dass wir in unserer Daunenjacke schliefen“, erinnert sie sich.

Ein Gemälde der Franziskanerkapelle in Assisi, gemalt von Claudia Brunke-Gregory.
Ein Gemälde der Franziskanerkapelle in Assisi, gemalt von Claudia Brunke-Gregory. © Claudia Brunke-Gregory

Vorbereitung ist das A und O

Ein voriges Training vor dem Antritt einer Pilgerreise sei essenziell. Die Fitness entscheide, ob das Ziel erreichbar ist. „Ich habe den Sport nicht ausfallen lassen“, macht Claudia Brunke-Gregory deutlich. Dreimal in der Woche Krafttraining oder Ausdauersport zu treiben, mache am Ende viel aus.

Zudem sollten Reisende beachten, dass es in den Bergen und auch in den Unterkünften oft keinen Empfang für das Smartphone gibt. Deshalb sollten sie die Etappen im Vorfeld offline herunterladen. Im Vergleich zum Jakobusweg sei der italienische Pilgerweg außerdem nicht so reich ausgeschildert.

Des Weiteren sei es wichtig, ausreichend an Blasenpflaster zu denken. Einmal entzündete sich eine Blase ihrer Freundin, sodass „es bis ins Gehirn klopfte“, beschreibt sie. Sie selbst deckte wunde Stellen an den Füßen sofort mit Pflastern ab, um Blasenentstehungen entgegenzuwirken. Ferner empfiehlt die Pilgerin sich, die Füße vorsorglich jeden Abend mit einer Pflegecreme einzucremen.

Nachhaltige Erkenntnisse

Beim Pilgern lernt Claudia Brunke-Gregory, mit den nötigsten Dingen für die Reise auszukommen. Nachhaltigkeit spiegelt sich außerdem in den persönlichen Werten Franziskus‘ wider. Diese Eigenschaft überträgt sie nach der Reise auf dem Pilgerweg auch auf ihr Leben. So verabschiedet sie sich beispielsweise von Dingen im Eigenheim, die sie nicht für lebensnotwendig hält – sowohl Möbel als auch übermäßiger Platz fallen darunter.

Sie reduziert ihren Wohnraum auf das Wesentliche und entscheidet sich dazu, den restlichen Quadratmetern einen anderen Nutzen zu verleihen. „Zu Hause hat das dazu geführt, dass wir unser Haus für Fremde teilen“, erzählt sie. Grundsätzlich stellt sie sich bei jedem Gegenstand die Frage, ob sie diesen wirklich braucht und ob es nicht einen geeigneteren Ort dafür gäbe.

Auch Renate Sturm-Wutzkowsky gewinnt diese Erkenntnis für sich. „Pilgern ist für viele Menschen ein interessantes Thema. Man lernt, mit wie wenig man auskommt.“, bestätigt sie. Da vor allem das Gewicht des Rucksacks auf dem Rücken eine große Rolle bei langen Fußstrecken spiele, entscheide sich schnell, was mitgenommen oder aussortiert wird.

Im Buch „Pilgern im Zeichen des Tau“ vertieft sie ihre Erfahrungen der Pilgerreise. Zu den Mitautoren gehören Renate Sturm-Wutzkowsky und Bruder Klaus Niklaus, den sie auf dem Franziskusweg kennenlernte. Sie erzählen vom Pilgerweg aus drei verschiedenen Sichtweisen: Persönliche Erlebnisse, spirituelle Impulse und historisches Hintergrundwissen der Franziskusorte.

  • Buchtitel: Pilgern im Zeichen des Tau
  • ISBN: 978-3-87071-393-5
  • Preis: 20 Euro