Michael Hartmann (63) kommt nur für den Nikolaus aus Kanada Besuch in der alten Heimat

Michael Hartmann (63) kommt für den Nikolaus aus Kanada nach Ahaus
Lesezeit

Es ist der 6. Dezember 1996. Unsere Redaktion berichtet über Drogentourismus im Grenzgebiet, die Eröffnung einer Ausstellung zur Zwangsarbeit im VHS-Haus und Kontrollen der neu eingeführten Biotonnen. Michael Hartmann hat aber nur Augen für das Foto ganz oben. Es zeigt ihn mit seiner Tochter Sasha auf den Schultern direkt neben dem Nikolaus beim Empfang auf dem Schlosshof. Sie ist damals vier Jahre alt.

Zeitsprung. 2022: Michael Hartmann (inzwischen 63) steht mit seiner Lebensgefährtin Annie Mason (62) in der Redaktion. Ob er irgendwie noch an dieses Foto kommen könne, fragt er. Er sei nur für wenige Tage in der Stadt, sei extra aus Kanada für den Nikolaus-Besuch in Ahaus angereist.

Die Fragezeichen in den Gesichtern der Umstehenden erklärt er dann doch. In Dortmund geboren, hatte er von 1965 an in Ahaus gelebt. Und dort eben auch den Nikolaus kennengelernt. „Eine sehr schöne, aber auch etwas schaurige Kindheitserinnerung“, sagt er heute lachend. Plötzlich habe da ein fremder Mann mit buschigen Haaren und dieser riesigen Mütze im Wohnzimmer gestanden. Und doch gehöre sie für ihn fest zur Vorweihnachtszeit.

Die erste Lokalseite der Münsterland Zeitung vom 6. Januar 1996. Ganz oben ein Bild vom Nikolausempfang vor dem Schloss, das damals Janny Heisterborg gemacht hat. Michael Hartmann mit seiner Tochter Sasha auf den Schultern waren ganz nah dabei.
Die erste Lokalseite der Münsterland Zeitung vom 6. Januar 1996. Ganz oben ein Bild vom Nikolausempfang vor dem Schloss, das damals Janny Heisterborg gemacht hat. Michael Hartmann mit seiner Tochter Sasha auf den Schultern waren ganz nah dabei. Stadtarchivar Max Pfeiffer hatte das Original aus dem Archiv gesucht. © Stadtarchiv Ahaus

Auch in der Ferne: Nach seinem Abitur am Alexander-Hegius-Gymnasium 1978 ging es für ihn zum Zivildienst und Studium nach Münster. Dort lernte er die Mutter seiner beiden Töchter kennen. Eine Frau aus Kanada. Mit ihr ging er erst nach Südamerika, dann nach Hamburg und schließlich nach Toronto in Kanada.

Erinnerung blieb wach

Doch immer blieb diese Kindheitserinnerung an den Nikolaus. Deswegen habe er sie 1996 auch mit seiner Tochter teilen wollen. Mit ihr war er zurück nach Ahaus gekommen. Und mit ihr war er auf dem Foto in der Münsterland Zeitung gelandet. „Meine Mutter hatte mir die Seite geschickt“, sagt er. Doch irgendwo – ob bei einem Umzug oder einfach im Laufe der Jahre – sei die Seite verloren gegangen.

Jetzt ergab sich eine neue Gelegenheit: Seit acht Jahren ist er nicht in Ahaus gewesen. Seine Mutter lebt inzwischen in einem Seniorenheim in Epe, sein Bruder Markus „Hardy“ Hartmann lebt mit Frau und zwei Kindern in Wüllen. „Die und noch ein paar Freunde habe ich besucht und da passte der Nikolausempfang zufällig“, sagt er lachend. So konnte er auch seiner Lebensgefährtin endlich eine seiner prägendsten Kindheitserinnerungen zeigen.

Nikolaus gar nicht einschüchternd

Gemeinsam hätten sie den Nikolaus vor dem Schloss besucht. „Das war aber lange nicht so einschüchternd wie früher“, sagt Michael Hartmann. Immer mal wieder schleicht sich breiter, englischer Akzent über seine Zunge. Immer wieder fällt er auch komplett ins Englische. Die Zeit in Ahaus ist für ihn eben schon lange her.

„Und doch hat er sich in Kanada fast so etwas wie Ahaus gesucht. Ein ruhiges Kleinstädtchen. Genau wie Ahaus“, sagt Annie Mason und sieht lächelnd zu ihm hinüber. In Peterborough, Kawartha Lakes, lebt das Paar. Eine Stadt, die flächenmäßig halb so groß ist wie das Stadtgebiet von Ahaus, aber insgesamt über 120.000 Einwohner hat. „Aber so etwas haben wir natürlich nicht“, fügt sie hinzu und deutet durch den Schlossgarten auf das Schloss.

Für Michael Hartmann geht der Besuch in Ahaus schon zu Ende. Der Flieger zurück nach Kanada wartet schon. Ob er Ahaus vermisse? „Ganz selten“, gibt er zu. Eine Spur Heimweh sei aufgekommen, als er vor einigen Monaten mit seiner Lebensgefährtin in München spazieren war, als sie am Flughafen umsteigen mussten. „Die Art der Leute hier in Deutschland, das Feeling auf den Straßen – und das Brot hier vermisse ich manchmal schon“, sagt er. Leben wolle er dennoch lieber in Kanada – im Zweifel auch nur mit einer Erinnerung an den Nikolaus.

Rat wählt am Mittwoch: Manuel Benning (33) könnte Nachfolger von Hans-Georg Althoff werden

Streit in Stadtlohn um SVS-Fusion mit Stadtwerken Ahaus: Ausverkauf oder Zukunftssicherung?

Sparen oder heizen?: Ahauser regt sich über Berechnung für Gaspreisbremse auf