Medikament für Diabetiker fehlt auch in Ahauser Apotheken „Viele gehen verzweifelt nach Hause“

Diabetesmedikament Ozempic fehlt auch in Ahauser Apotheken
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Das Thema beschäftigt die Apotheken in Ahaus schon länger. „Inzwischen denke ich immer schon ‚Ohje‘, wenn jemand mit einem Rezept für Ozempic zu uns kommt“, sagt Marc Föcking von der Apotheke am Wall in der Innenstadt. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er das Medikament nicht vorrätig hat.

„Es ist im Moment sehr, sehr schwierig, an die Präparate zu kommen“, erklärt Föcking. Damit meint er neben Ozempic, dessen Wirkstoff Semaglutid Typ-2-Diabetikern bei der Regulierung ihres Blutzuckerspiegels hilft, auch das Medikament Victoza, bei dem der Arzneistoff Liraglutid ähnliches bewirkt. Beide sind „Injektionsmedikamente“, werden also als Spritzen verkauft.

Elon Musk als fragwürdiges Vorbild

Das Problem bei den Wirkstoffen: Sie helfen auch dabei, Gewicht zu verlieren, da sie den Appetit hemmen. So ist in den vergangenen Monaten ein weltweiter Hype um die sogenannten „Abnehmspritzen“ entstanden, den unter anderem Tech-Milliardär Elon Musk befeuert. „Er hat damit wohl in Nullkommanix zehn Kilo abgenommen“, sagt Föcking.

Tatsächlich bringen Arzneimittelhersteller die Wirkstoffe inzwischen unter anderem Namen auch als Präparate auf den Markt, die ausschließlich zur Behandlung von Übergewicht zugelassen sind. Doch das ändert nichts daran, dass die Medikamente knapp sind, und das schon seit einiger Zeit.

Ansicht der Marien-Apotheke von vorne
Nicht nur die Marien-Apotheke hat im Moment mit Lieferengpässen zu kämpfen. © Till Goerke

Föcking und seine Kunden müssen darauf hoffen, dass die regelmäßigen Bestellungen der Apotheke bei Großhändlern von Zeit zu Zeit erfolgreich und die Medikamente somit für kurze Zeit wieder vorrätig sind. „Das kommt vor, aber wann das ist, kann man leider nicht voraussehen. Ich habe schon einige Kunden bei uns verzweifelt wieder nach Hause gehen sehen“, bedauert Föcking.

Medikamente kommen unregelmäßig

Seine Schilderungen ähneln denen von Maria Luise Nienhaus (Marien-Apotheke und Aesculap-Apotheke). „Wir haben Lieferengpässe, und das schon wochenlang“, berichtet die Apothekerin. „Es kommt vor, dass wir Leute wegschicken müssen, die das wegen ihrer Diabeteserkrankung dringend brauchen.“

Auch Nienhaus ist bei den Medikamentenlieferungen auf den Zufall angewiesen. „Hin und wieder kommt mal etwas, das wissen wir aber nicht vorher“, erklärt sie. Ebenso berichtet sie, dass es für viele Besucher ihrer Apotheke inzwischen nicht mehr überraschend komme, wenn ein Medikament fehlt. „Die Patienten wissen das schon, die informieren sich selbst und verstehen das auch“, sagt sie. Viele seien dann schon in mehreren Apotheken gewesen und hätten dort dieselben Erfahrungen gemacht.

Maria Luise Nienhaus steht vor einem Medikamentenregal und schaut in die Kamera
Apothekerin Maria Luise Nienhaus setzt auf den Austausch mit anderen Apotheken in der Stadt. © Till Goerke

Für die Apothekerin spiele der Kontakt zu anderen Apotheken in der Stadt eine wichtige Rolle: „Was wir immer machen, ist, dass wir uns austauschen. Und in dringenden Fällen telefonieren wir dann mit anderen Apotheken, um herauszufinden, ob irgendwo vielleicht noch etwas vorrätig ist und die Leute ihr Rezept dort vorlegen können.“

Rücksprache mit Ärzten

Auch das Problem möglicher Ozempic-Fälschungen, vor denen zuletzt an mehreren Stellen gewarnt wurde, beschäftige sie: „Toi, toi, toi – wir hatten damit bislang nichts zu tun. Die Medikamente werden bei uns aber ohnehin täglich geprüft.“

In Alstätte betreibt Gerrit Scheffner die Hamaland-Apotheke. Von den Fälschungen habe er ebenfalls bislang nur aus den Medien gehört. Und auch, was die Verfügbarkeit von Ozempic in seinem Geschäft angeht, stimmt er in die Klagen seiner Ahauser Kollegen ein: „Probleme haben wir schon ungefähr seit Anfang des Jahres. Momentan haben wir gar keine Ware mehr. Es gibt keine sicheren Lieferungen. Wenn, dann kommt es kleckerweise.“

Aufgrund der „Randlage“ der Hamaland-Apotheke in Alstätte gebe es weniger direkte Absprachen mit anderen Apotheken in Ahaus. „Es gab aber auch schon mehrere telefonische Anfragen bei uns“, berichtet er. „In manchen Fällen halten wir dann auch Rücksprache mit den Ärzten, was wir tun können.“