Jessica Kemper (links) und Ulrike Brochscheit betreuen das TEP-Projekt und begleiten die Auszubildenden.

© Markus Gehring

Männer sind (noch) in Ahaus Mangelware

rnBBS begleitet TEP-Projekt

Für Ulrike Broscheit und Jessica Kemper ist „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ nicht einfach ein Schlagwort. Über das Projekt TEP sorgen sie dafür, dass aus dem Wunsch auch Realität wird.

Ahaus

, 17.09.2021, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als Mitarbeiterinnen der BBS haben Ulrike Broscheit und Jessica Kemper einen besonderen Aufgabenbereich: Sie begleiten Menschen mit Kindern auf ihrem Weg zu einem qualifizierten Ausbildungsabschluss. Möglich wird das durch das Projekt TEP (Teilzeitausbildung-Einstieg begleiten-Perspektiven eröffnen), das durch Land NRW und europäischen Sozialfonds finanziert wird und Teil von Netzwerken auf verschiedensten Ebenen ist (Bildungsträger, Kammern, Jobcenter, Arbeitsagentur, Wirtschaftsförderung und Regionalagentur). Gerade ist TEP in Ahaus am 1. September gestartet, aber auch ein Quereinstieg ist noch möglich.

Zwei Projekt-Phasen

TEP beinhaltet zwei Phasen. 1. Vorbereitung (4-6 Monate) mit Gruppen- und Einzelgesprächen, Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, Beratung bei der Berufswahlentscheidung, bei der Organisation der Kinderbetreuung, bei finanziellen Fragen, sowie ein vierwöchiges Praktikum im ausgesuchten Berufsfeld. 2. Begleitung und Hilfestellung (bei Problemen und Krisen) während der Ausbildung (bis zu acht Monate). Teilnehmen können Mütter und Väter mit Schulabschluss (möglichst Klasse 10).

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Ulrike Broscheit und ihre Kollegin könnten sich durchaus auch eine männliche Beteiligung an dem Projekt vorstellen: „Bislang hatten wir noch keinen Mann als Teilnehmer.“ Auch wenn die als alleinerziehende Väter ähnliche Probleme haben dürften wie die Mütter.

Und für beide ist es gleichermaßen wichtig, dass die Rahmenbedingungen geordnet sind, bevor man eine Ausbildung startet. Auch wenn in Teilzeit „nur“ 30 Stunden Ausbildung (darunter auch Berufsschulstunden) vorgesehen sind, müssen Kinder optimal versorgt werden, ihre Betreuung gesichert sein. Kurzum, so sagen die Soziologin und die Sozial-Pädagogin: „Ausbildung muss alltagstauglich sein.“

Corona hat zusätzliche Belastung gebracht

Die beiden Projekt-Betreuerinnen wissen aber auch, dass die Theorie mitunter von der Realität überholt wird, viele Frauen einfach an ihre Grenzen gelangen. Erst recht mit Corona kamen dann noch extreme zusätzliche Belastungen für die Frauen hinzu.

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Auch das richtige Lernen hat manch eine Teilnehmerin verlernt und es muss erst wieder neu geübt werden. Klar ist daher für Ulrike Broscheit und Jessica Kemper, dass für den Erfolg des Projekts eine umfassende Beratung und größtmögliche Klarheit das A und O sind.

Dazu gehört auch, dass in einer Art Familienkonferenz vorab Mann und Kinder mit einbezogen werden. 25 Prozent der Teilnehmenden leben in einer Partnerschaft.

Das Motiv zum Neustart sei für die meisten ganz ähnlich: „Viele sind auf Leistungen vom Jobcenter angewiesen und wollen da raus, wollen ihren Kindern etwas bieten.“