In der ehemaligen Zentrale der SVS in Stadtlohn ist mittlerweile auch der letzte Hebel auf Lokalwerke umgestellt worden. Weder von außen noch im Gebäude lässt sich erahnen, dass hier vor einigen Monaten noch ein namentlich anderes Unternehmen zu Hause war. Trotz der Fusion scheint in Sachen Strom- und Gaspreisen bei den Lokalwerken alles rundzulaufen. Doch was genau erwartet die Kunden der Lokalwerke bei ihrer Abrechnung in diesem Jahr?
Unterschiedliche Abrechnungen
„Die Frist für die Abgabe der Zählerstände unserer Kunden ist jetzt abgelaufen und wir befinden uns gerade im Abrechnungsprozess“, erklärt Daniela Tenhumberg von den Lokalwerken. „Die Rechnungen sollen dann ab der nächsten Woche eintrudeln.“ Dabei gibt es allerdings noch einen kleinen Unterschied zwischen der Abrechnung von Ahauser Kunden und denen der ehemaligen SVS. „Aufgrund der unterschiedlichen Abrechnungssysteme wird für ehemalige SVS-Kunden trotz des Online-Tarifs die Rechnung noch ein letztes Mal per Post zugestellt“, so Thomas Spieß, Geschäftsführer. „Ab dem nächsten Jahr läuft dann alles einheitlich.“
Doch wie sehen die Zahlen auf den Rechnungen aus? „Endkunden müssen 2023 durchschnittlich mehr je kWh bezahlen als im Jahr 2022“, räumt der Geschäftsführer ein. „Doch damit stehen wir nicht alleine da.“ Zusätzlich sei erwähnt, dass ab 2023 auch die Energiepreisbremse greife und seit Oktober 2023 Kunden der Lokalwerke und der ehemaligen SVS die Möglichkeit hatten, günstigere Tarife abzuschließen.
Durchschnittlich wird gespart
Für die kommenden Abrechnungen im neuen Tarif sieht es dafür wesentlich besser aus. Der ungefähre Mittelwert für einen Vier-Personen-Haushalt liegt laut den Lokalwerken bei 4000 kWh Strom pro Jahr und circa 17.000 kWh Gas im Jahr. Bei zwei Personen reduziere sich der Strom auf rund 3000 kWh und 12.000 kWh beim Gas. Während die durchschnittlichen Stromkosten in einem Vier-Personen-Haushalt 2023 bei 1930 Euro liegen, rechne man für das Jahr 2024 - im neuen Lokalwerke-Tarif - mit 1445 Euro pro Jahr. „Das macht schon einen Unterschied von 485 Euro im Jahr aus“, so Spieß.
Beim Gas macht sich der Unterschied noch stärker bemerkbar. 2697 Euro pro Jahr nach den alten Tarifen 2023, kommt man nach Schätzungen hier im Jahr 2024 auf 1813 Euro im Jahr - also eine Differenz 884 Euro. „Das kann sich im Marktvergleich durchaus sehen lassen“, betont Thomas Spieß.
Insgesamt seien rund 75 Prozent der alten Gaskunden in die neuen Tarife gewechselt und rund 70 Prozent seien beim Strom in den neuen Vertrag Ende 2023 eingestiegen. „Verloren haben wir tatsächlich fast keine Kunden“, so Daniela Tenhumberg. „Im Gegenteil, wir haben sogar neue Kunden durch die Preise gewonnen.“
Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings. Denn die Bundesregierung hat Ende des vergangenen Jahres kurzfristig beschlossen, die geplante
Subventionierung der Netzentgelte in diesem Jahr - wie viele andere Dinge - zu streichen. „Wir müssen unsere Lokalwerke-Tarife daher zum 1. April 2024 um die Differenz von 1,26 Cent pro kWh netto anpassen“, erklärt Thomas Spieß. „Für die ersten drei Monate des Jahres tragen die Lokalwerke die Erhöhung.“
Mehrwertsteuer auf Gas
Außerdem möchten die Lokalwerke bei ihren Gastarifen die Erhöhungen der CO2-Steuer und der Gasspeicherumlage im kommenden Jahr auffangen, sodass beim Gas keine großen Preissprünge zu erwarten sind. Lediglich die gesetzliche Erhöhung der Umsatzsteuer von 7 Prozent auf 19 Prozent müsse weiterberechnet
werden. Ob dies erst Ende März oder doch schon zum Monatsende im Februar geschieht, ist bisher allerdings noch unklar.