Trecker bleiben dunkel Landwirte lassen Lichterfahrt in Ahaus 2024 ausfallen

Trecker bleiben dunkel: Lichterfahrt der Landwirte in Ahaus fällt aus
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Die Traktoren bleiben in diesem Jahr dunkel. Zumindest in Ahaus und den Ortsteilen. Die Lichterfahrt, die in den vergangenen Jahren im Advent für viele leuchtende Augen gesorgt hat, fällt in diesem Jahr aus. Drei Jahre lang sind Landwirte in der Vorweihnachtszeit mit bunt geschmückten Traktoren unterwegs gewesen. Das Motto, mit dem sie mitten im Corona-Lockdown angefangen hatten: ein Funken Hoffnung. Das ist erstmal vorbei. Der Funke sei nicht übergesprungen oder sogar komplett verglimmt.

„Wir lassen die Trecker dunkel“, sagt Martin Kortbuß. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Graes ist auch in der Organisation Land sichert Versorgung (LSV) aktiv und hat die Lichterfahrten in den vergangenen Jahren organisiert. Die Organisation LSV hatte in diesem Jahr auf breiter Linie angekündigt, dass die Lichterfahrten nicht stattfinden. Eine einhellige Meinung dazu gibt es allerdings bisher nicht. Gerade erst hatten beispielsweise die Landwirte in Stadtlohn und Vreden angekündigt, die Fahrten zu organisieren.

Weihnachtlich beleuchtete Traktoren stehen im Advent 2023 auf einem Parkplatz aufgereiht.
Trotz strömenden Regens waren im Advent 2023 90 Traktoren durch Ahaus und die Ortsteile gefahren. Schon damals hatten die Landwirte allerdings beklagt, dass die Aktion weniger Erfolg brachte als erhofft. © Kippic (Archiv)

In Ahaus sieht das anders aus. „Der LSV ist da auf unserer Linie“, macht Martin Kortbuß deutlich. In den Ortsteilen und in der Kernstadt sei es einhellige Meinung gewesen, die Fahrt für dieses Jahr ausfallen zu lassen.

Seit Herbst 2019 seien die Landwirte mit Protesten und Demonstrationen ja stramm unterwegs gewesen, sagt er. Vor Ort, in Bonn, in Berlin. „Und uns wurden viele Versprechungen gemacht“, sagt Martin Kortbuß. Verändert habe sich aber praktisch gar nichts. Stichwort Bürokratie: „Die sollte abgebaut werden“, schimpft er und blickt auf das vergangene Jahr. „Da wurden für unseren Betrieb drei Vorschriften abgeschafft und vier vereinfacht. Dafür sind elf neue Vorschriften dazugekommen“, erklärt er kopfschüttelnd. Mit Bürokratie-Abbau habe das doch nichts zu tun.

Keine Akzeptanz in der Bevölkerung

Er macht deutlich, dass die Preise im Moment eigentlich in Ordnung seien. „Da haben wir seit ein paar Jahren eigentlich eine ganz angenehme Situation“, erklärt er. Was Perspektiven oder langfristige Planungen angehe, sehe das schon wieder anders aus. „Ich kann nicht sagen, wie es in fünf oder zehn Jahren um die Landwirtschaft aussieht“, macht er deutlich. Plane er jetzt die Investition in einen neuen Stall, wisse er nicht, ob der noch der Gesetzeslage entspricht, wenn er in Betrieb gehen kann. Bestenfalls könne er kurz- oder noch mittelfristig planen. Eine enorm schwierige Situation: „Wir Landwirte sind Wirtschaftsunternehmen genau wie andere auch.“ Da brauche er einfach Planungssicherheit.

Aber das sei nur die große Politik. Ihm geht es auch um die Menschen vor Ort. „Uns fehlt hier einfach jede Akzeptanz in der Bevölkerung“, schimpft er. Zum Beispiel ganz banal auf den Wirtschaftswegen in der Umgebung. „Natürlich sollen die Menschen dort mit ihren Fahrrädern und Pedelecs fahren“, sagt er. Platz genug sei ja. Eigentlich. „Wir brauchen die Wege für unsere Arbeit“, sagt er. Vor ein paar Jahren sei deswegen in Graes die Aktion „Rücksicht macht Wege breit“ entstanden. Dabei hatten Landwirte versucht, für Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme zu werben.

„Es geht auch anders!“

Offenbar erfolglos. „Im Dezember haben uns alle Menschen bei den Lichterfahrten fröhlich zugewunken“, sagt er. Wenige Wochen später sei davon nicht mehr viel übrig geblieben. Auf den Wirtschaftswegen sei von Rücksicht keine Spur mehr gewesen. „Wir wollen als Landwirte nicht schimpfen“, sagt Martin Kortbuß. Gleichzeitig sei man aber auch nicht der billige Jakob. „Wir haben die Lichterfahrten und die Kinderbelustigung wirklich gerne gemacht“, sagt er.

Aber das sei eben auch kein Selbstzweck aus purer Langeweile gewesen. Das erhoffte Ziel haben sie nicht erreicht. Endgültig will er die Lichterfahrt in und um Ahaus noch nicht abschreiben. „Aber dieses Jahr wollen wir zeigen, dass es auch anders geht“, sagt Martin Kortbuß.